Angermünde. Im Naturzentrum Blumberger Mühle leben 28 Exemplare der Greifvögel. Außerdem Schildkröten
Die Aprilsonne lässt nicht nur Knospen knallen, sie lockt auch Tiere an warme Plätze. Europäische Sumpfschildkröten drängen sich auf einem toten Baumstumpf im
Wasser, um Sonne zu tanken. Auf kleinen Schilfinseln liegen Ringelnattern. Nebenan messen sich zwei Rotbauchunken in lauten Rufen. Was der Mensch
in freier Natur nur selten zu Gesicht
bekommt, lässt sich im Naturerlebniszentrum Blumberger Mühle bei Angermünde (Uckermark) wunderbar beobachten. Ende des Monats eröffnet dort noch ein Naturgarten.
Die Sumpfschildkröten haben in dem Komplex mit 13 Hektar Freifläche eine eigene Anlage, über die eine hölzerne Brücke führt. „Unsere Exemplare sind an Menschen gewöhnt. In freier Natur wären die längst abgetaucht, da sie extrem störanfällig sind“, sagt Mathias Otto, einer von zwölf Mitarbeitern in der Blumberger Mühle, die vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) betrieben wird. Die vor 15 Jahren eingeweihte Schildkrötenanlage ist der Besuchermagnet im Naturerlebniszentrum, bestätigt Leiterin Aija Torkler.
Schildkröten waren in Deutschland weit verbreitet
Vor Jahrhunderten waren die Tiere in Deutschland weit verbreitet, die Uckermark galt als ihre nördlichste Heimat. Weil Schildkröten in der Fastenzeit jedoch verstärkt auf dem Teller landeten, wurden sie fast ausgerottet. „Es gibt durch gezielte Auswilderungsprogramme wieder Habitate in Nordbrandenburg, in denen die europäische Sumpfschildkröte lebt. Doch die sind für den Menschen kaum zugänglich“, erklärt Otto. Der Ranger ist stolz auf den 2000 Quadratmeter großen Weiher, in dem Bisamratten dafür sorgen, dass das Schilf nicht zu dicht und zu hoch wächst. 17 Schildkröten hat Otto in diesem Frühling bereits gezählt.
Er ist gespannt, ob er bald auch Nachwuchs entdeckt, der aus den Eiern des Vorjahres geschlüpft ist. „Mindestens vier Gelege haben wir pro Jahr in den angrenzenden Sanddünen. Doch die winzigen Jung-Schildkröten dienen auch als Nahrung für Waschbären oder andere Tiere. Nur wenige kommen durch.“
Auch in der Nachbarschaft der Freianlage geht es natürlich zu. Auf einem schwankenden Holzbohlenweg geht es ins Moor – vielstimmige Froschkonzerte inklusive. Das vor mehr als 20 Jahren begründete Naturerlebniszentrum mit dem Hauptgebäude aus Kalksandstein, Holzständerwerk und Lehmwänden – das einem hohlen Baumstumpf nachempfunden ist – liegt inmitten einer ausgedehnten 220 Hektar großen Teichlandschaft. Sie war einst von Zisterziensermönchen der Klosteranlage Chorin (Barnim) angelegt worden. Unberührt wirkt sie auch deshalb, weil sie zu DDR-Zeiten zum Staatsjagdgebiet gehörte.
Blumberger Mühle ein Mekka für Ornithologen
„28 Seeadler leben in diesem Wasservogelschutzgebiet. Das ist einmalig in Deutschland“, erzählt Torkler, deren Angaben nach die Blumberger Mühle auch zu einem Mekka für Ornithologen geworden ist. Fischadler und Reiher sind hier ebenso zu beobachten wie große Scharen von Zugvögeln, die im Frühjahr und Herbst Rast machen.
„Das Land Brandenburg hat nach der Wende viel Geld investiert, um dieses einmalige Areal zu erhalten“, sagt der Sprecher des Brandenburger Umweltministeriums, Jens-Uwe Schade. „Das Naturerlebniszentrum hat sich zum Schaufenster des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin entwickelt. So einen Leuchtturm braucht ein Großschutzgebiet, um Besucher anzuziehen“, meint Schade. Schwerpunkt ihres Hauses sei die Umweltbildung, betont die Leiterin der Blumberger Mühle. Boden und Wasser sind die zentralen Themen der 250 Quadratmeter großen Dauerausstellung, bei der viel Wert auf Interaktion gelegt wird: Ausprobieren können sich Besucher bei einer fiktiven Radtour, einer simulierten Bootstour, im Dialog mit „sprechenden Bäumen“ oder in einer schwankenden Moor-
Installation.
Nicht nur Schulklassen seien häufig für Projekte in der Blumberger Mühle, sondern auch Erwachsene. „Wie pflege ich Streuobstwiesen, wie veredle ich alte Obstsorten, welche Wildpflanzen haben heilende Wirkung“, zählt die gebürtige Lettin besonders gefragte Seminare auf. In diesem Jahr stünden Insekten im Fokus, von denen immer mehr verschwinden, sagt die promovierte Geologin. Im Hauptgebäude sind aktuell Makro-Fotoaufnahmen von Insekten in einer Ausstellung zu sehen.
Am 29. April wird zudem der neue, 600 Quadratmeter große Naturgarten eröffnet. Dort sollen Besucher Anregungen dafür finden, wie sie durch gezielte Gestaltung mehr Schmetterlinge, Bienen oder andere Insekten im eigenen Garten anlocken können.
Informationen: blumberger-muehle.de/
dpa