Berlin. Die Krankenkassen unterstützen ein neues Therapeuten-Netzwerk. 98 Prozent der Patienten werden nach Behandlung nicht rückfällig.
„Kein Täter werden“ – so lautet nicht nur der Name des Berliner Charité-Programms, das Pädophilen therapeutische Hilfe anbietet. Der Name ist auch Programm. Denn bundesweit haben sich in zwölf Städten rund 40 Psychotherapeuten in diesem Netzwerk zusammengeschlossen, um Pädophile davon abzuhalten, Kinder sexuell zu missbrauchen.
Mit Erfolg, wie Professor Klaus Beier, Leiter des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité und Sprecher des Netzwerks, nun mitteilte. Denn gerade einmal zwei Prozent der ehemaligen Patienten seien nach dem Ende der Therapie rückfällig geworden, erklärte der Sexualwissenschaftler.
Krankenkassen stellen fünf Millionen Euro zur Verfüfugung
Ein Erfolg, den nun auch der Gesetzgeber honoriert. Denn seit Anfang des Jahres wird die Therapie im Netzwerk "Kein Täter werden" als Gesundheitsleistung anerkannt – die gesetzlichen Krankenkassen zahlen für die psychologische Behandlung von Pädophilen. Zunächst auf fünf Jahre begrenzt, stellen die gesetzlichen Kassen dem Netzwerk fünf Millionen Euro im Jahr zur Verfügung. Damit wird neben dem Therapieangebot von „Kein Täter werden“ noch drei weitere, ähnliche Projekte gefördert sowie auch eine Evaluation des Programms.
2000 Euro kostet ein Patient im Quartal, rechnet das Netzwerk. Eine Therapie dauert im Durchschnitt eineinhalb Jahre, die Gesamtkosten belaufen sich also auf schätzungsweise 12.000 Euro. „Das rechnet sich. Hinter diese Aussage können Sie drei dicke Ausrufezeichen machen“, sagte Beier. Denn laut einer Schätzung belaufen sich die Therapiekosten für einen Menschen, der im Kindesalter sexuell missbraucht wurde, auf 80.000 bis 160.000 Euro.
Therapie für Padophile wird als Gesundheitsmaßnahme gewertet
In der Vergangenheit wurde das Projekt übrigens vom Bundesjustizministerium mit bis zu 500.000 Euro im Jahr gefördert – als kriminalpräventive Maßnahme. „Das ist für unsere Patienten vom Gefühl her natürlich was anderes, dass die Therapie jetzt als Gesundheitsmaßnahme angesehen wird“, sagte der Pressesprecher des Netzwerks, Jens Wagner. Denn an dem Präventionsprojekt darf nur derjenige teilnehmen, der zuvor noch nie strafrechtlich in Erscheinung getreten ist.
Übrigens: Die Therapie ist anonym, die Patienten müssen nirgends ihre Krankenkarte einlesen lassen, sondern nennen lediglich einen Namen und das Netzwerk rechnet dann bei den Krankenkassen ab. „Kein Täter werden“ wurde 2011 ins Leben gerufen. Seitdem haben sich 9515 Menschen hilfesuchend an die Therapeuten gewendet, 925 begaben sich schließlich in Behandlung. Schätzungsweise ein Prozent der Männer weltweit haben eine pädophile Neigung.