Neukölln

„Berlin trägt Kippa“: Aufzug muss abgebrochen werden

| Lesedauer: 3 Minuten

Zwei Männer demonstrierten am Mittwoch in Neukölln gegen Antisemitismus. Passanten beschimpften sie und entrissen eine Israelfahne.

Berlin. Ein unter dem Motto „Berlin trägt Kippa“ angemeldeter Aufzug am Hermannplatz in Neukölln ist am Mittwochnachmittag von Passanten massiv gestört worden. Nach der Attacke in Prenzlauer Berg wollen zwei Berliner ein "Zeichen des Friedens und der Toleranz" setzen. Keine Minute nachdem sie ihre Aktion mit dem Zeigen einer israelischen Fahne und einer Kippa als Kopfbedeckung begannen, beschimpfte sie ein etwa 50 Jahre alter Passant.

Etwa fünf Minuten später rannte eine Gruppe junger Männer auf die zwei Demonstranten zu. Einer von ihnen entriss ihnen die Fahne. Die Polizei nahm die Verfolgung auf und konnte den Mann stellen. Er wurde vorübergehend in Gewahrsam genommen und dann wieder auf freien Fuß gesetzt. Nach Auskunft eingesetzter Beamten erwartet ihn ein Verfahren wegen Diebstahls. Die Demonstranten erhielten die Fahne zurück.

Demonstrationsteilnehmer antisemitisch beschimpft

Die beiden Demonstranten sind nach eigener Aussage weder Juden noch Israelis. Nach dem tätlichen Angriff in Prenzlauer Berg hätten sie lediglich ein Zeichen setzen wollen. "Es darf nicht sein, dass ein Mann mit einer Kippa angegriffen wird, genauso wenig wie es sein darf, dass eine Frau mit Kopftuch angegriffen wird ", sagte der Redner am Hermannplatz über ein Megafon. Die Kundgebung zog einige Dutzend Passanten an. Zwei junge Männer äußerten Zustimmung für das Anliegen der Demonstration. "Diese Gewalt und dieser Hass haben nichts mit dem Islam zu tun und können damit nicht gerechtfertigt werden ", sagte einer von ihnen.

Andere äußerten sich offen antisemitisch und Gewalt verherrlichend. Eine Frau sagte in Anspielung auf den Angriff in Prenzlauer Berg: "Ich finde das, was in Prenzlauer Berg passiert ist, einfach toll."

Die beiden Demonstranten mit Kippa und Israelfahne, die ihre Namen aus Angst vor Gewaltaktionen nicht nennen wollten, brachen ihr Demonstration aus Angst vor einer weiteren Eskalation vorzeitig ab. Ursprünglich wollten sie zum Rathaus Neukölln ziehen. Den Herrmannplatz verließen sie unter Polizeischutz. Einer von ihnen sagte : "Das hier ist schon bedrohlich."

Wie es zu dem antisemitischen Angriff in Prenzlauer Berg kam
Wie es zu dem antisemitischen Angriff in Prenzlauer Berg kam

Um den kürzlichen antisemitischen Übergriff auf einen jungen Israeli in Prenzlauer Berg und den Antisemitismus in Deutschland geht es auch in der aktuellen Folge des Berlin-Podcasts "Molle und Korn" - "Wer Juden angreift, gehört nicht in dieses Land!"

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( kr )