Berlin. In ganz Berlin hat es im vergangenen Jahr nur acht Verurteilungen wegen Korruption gegeben. Das geht aus einer Antwort der Justizverwaltung auf eine Kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Tom Schreiber hervor, die der Berliner Morgenpost vorliegt. Unter den Verurteilungen waren sechs Geldstrafen und zwei Freiheitsstrafen auf Bewährung. Insgesamt führte die für Korruption zuständige Spezialabteilung 234 der Staatsanwaltschaft im vergangenen Jahr 109 Ermittlungsverfahren – so viele wie zuletzt im Jahr 2013. „Die Korruption ist ein Markenkern der organisierten Kriminalität. Jedem Verdacht muss zeitnah nachgegangen werden. Die Beweiskette ist entscheidend und das Ausleuchten der Strukturen und möglicher Netzwerke“, sagte Schreiber.
Die Korruptionsbekämpfung ist ein Teil des Kampfes gegen die organisierte Kriminalität in Berlin. Und die basiert in der Hauptstadt nach Angaben der Polizei größtenteils auf ausländischen Banden und Strukturen von Einwanderfamilien. Allein 30 der 68 im vergangenen Jahr geführten Ermittlungsverfahren (44 Prozent) betrafen Banden mit arabischstämmigen Mitgliedern oder Gruppierungen, deren Mitglieder aus Russland oder anderen Ländern der früheren Sowjetunion stammen. Das sagte Dirk Jacob, beim Berliner LKA zuständig für organisierte Bandenkriminalität, am Montag im Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses.
14 Verfahren richteten sich gegen Banden von deutschen Staatsangehörigen, die aber vor allem aus Mitgliedern arabisch-libanesischer Clans bestehen. Mehr als die Hälfte der Verdächtigen aus diesen Clans habe inzwischen einen deutschen Pass, das erschwere die genaue statistische Einordnung der Bandenkriminalität, sagte Jacob.
Italienische Mafia oder vietnamesische Banden spielen keine Rolle
Hinter acht weiteren Banden standen Bulgaren, die vor allem für Zwangsprostitution verantwortlich seien. Sechs Ermittlungskomplexe richteten sich gegen türkisch dominierte Banden, fünfmal ging es jeweils um Litauer und Russen beziehungsweise Tschetschenen sowie viermal um polnische Kriminelle. Die italienische Mafia und vietnamesische Banden spielten nach den Angaben keine Rolle.
In mehreren Ermittlungskomplexen hatten die Banden keine einheitliche nationale Struktur, sondern Täter unterschiedlicher Nationalität arbeiteten zusammen. In 30 Prozent aller Ermittlungskomplexe ging es um Eigentumsdelikte wie Raubüberfälle, Einbrüche sowie Taschen- und Autodiebstähle. 22 Prozent betrafen den Rauschgifthandel, 16 Prozent das Nachtleben, also vor allem Zwangsprostitution, und jeweils neun Prozent Fälschungsdelikte, Gewaltverbrechen und Steuerstraftaten.