Brlin . Zollbeamte haben die Kundenliste eines Drogenrings im Darknet geknackt. Gegen mehr als 1000 Konsumenten laufen Verfahren.

Der Zollfahndung ist ein Schlag gegen Drogenhändler im Internet gelungen. Wie die Berliner Morgenpost aus Ermittlerkreisen erfuhr, konnten Internetspezialisten des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg die Kundenkette eines Drogenrings im sogenannten Darknet offenlegen. Die Ermittlungen sind abgeschlossen, eine Anklage der Staatsanwaltschaft wird gerade vorbereitet.

Die Digital-Ermittler sicherten Daten von 1500 Kunden, die in dem Drogen-Shop bestellt hatten. Ein Großteil der Auftraggeber sind Berliner und Brandenburger, die demnächst Post von den Ermittlungsbehörden bekommen dürften. Nähere Angaben kann das Zollfahndungsamt aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen, heißt es auf Anfrage der Berliner Morgenpost. Das Darknet ist der anonyme Teil des Internets. Zugang erhält man über eine Anonymisierungssoftware. Am weitesten verbreitet ist der TOR-Browser.

In Diktaturen schützt das Darknet Oppositionelle vor Verfolgung. Allerdings nutzen auch zahlreiche Kriminelle das anonymisierte Dark­net. In Shops werden dort Waffen und Drogen angeboten. Für die Arbeit der Ermittler hat das ganz konkrete Auswirkungen. Wer heute Drogen bestellen will, kann das anonym über das Internet tun. Er muss nicht mehr zu einem Dealer gehen, sondern erledigt das bequem am heimischen Rechner. Die Ware wird dann mit Kryptowährungen wie Bitcoin bezahlt und an Postfächer verschickt.

Gelingt es Ermittlern der Polizei und Zollfahndung, so eine Lieferung abzupassen, können sie die Wege rückverfolgen, um zur Quelle zu kommen. Den Digital-Forensikern der Zollfahndung ist eben das gelungen. Einmal an der Quelle angelangt, können die Ermittler von dort aus nachvollziehen, wer alles Drogen bestellt hat, und diese Kundendaten sichern.

Berlin beim Drogen-Delikten auf einem Zehn-Jahres-Hoch

In der Drogen-Langzeitstatistik befindet sich Berlin auf einem Zehn-Jahres-Hoch. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 16.077 Rauschgiftdelikte erfasst. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 waren es insgesamt 11.631. Das Darknet spielt dabei eine immer wichtigere Rolle. Das wissen auch die Ermittlungsbehörden – und rüsten auf.

Die Digital-Forensiker des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg haben kürzlich eine eigene Etage am Hauptquartier der Zollfahndung am Platz der Luftbrücke bezogen. Die Büros wurden mit neuer Technik ausgestattet. In dieser Abteilung werden gefundene Rechner, Datenträger und Mobiltelefone in Strafverfahren nach gerichtsverwertbaren Beweismitteln durchsucht. Hierbei wird von dem speziell geschulten Personal mit modernsten Methoden vorgegangen. Die Forensiker sind auch häufig selbst bei Einsätzen mit draußen. „Unsere Aufgabe ist es, Daten beweiskräftig zu sichern und so darzustellen, dass die Ermittler damit arbeiten können“, sagte ein Beamter der Berliner Morgenpost.

Immer wieder gelingen den Ermittlern von Polizei und Zollfahndung, die in Berlin auch eine von bundesweit acht gemeinsamen Ermittlungsgruppen haben, spektakuläre Erfolge. Eines der größten Verfahren waren die Ermittlungen zur „Männerapotheke“. Mehrere Beschuldigte aus Berlin und Brandenburg hatten über Jahre Millionen mit gefälschten Arznei- und Potenzmitteln im Internet kassiert. Auch hier hatte „Kommissar Zufall“ seine Hände im Spiel. Die Entdeckung von 18 großen Luftpostsäcken durch Zollbeamte am Leipziger Flughafen – randvoll mit gefälschten Potenzmitteln – hatten die Ermittlungen 2010 in Gang gebracht. Das Verfahren ist mittlerweile abgeschlossen, die Beschuldigten wurden verurteilt.

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