Berlin. Frau Slowik, was bedeutet es Ihnen, Berlins erste Polizeipräsidentin zu sein?
Das bedeutet mir sehr viel. Es ist für mich eine große Ehre, und es macht mich stolz, die erste Frau an der Spitze der Polizei in der Hauptstadt zu sein. Ich habe großen Respekt vor dieser Aufgabe, aber ich freue mich auch darauf. Ich möchte alle meine Erfahrung, Kompetenz, aber auch Kraft einsetzen, um die Sicherheit und Ordnung in dieser Stadt durch die Polizei zu gewährleisten. Eintreten werde ich aber auch für die Polizistinnen und die Polizisten in dieser Stadt.
Wie wollen Sie Berlin sicherer machen?
Wir werden der steigenden Gewaltbereitschaft auf Berlins Straßen mehr Präsenz entgegensetzen. Dabei geht es um eine Bürgerpolizei im positiven Sinne, die sichtbar vor Ort unterwegs ist. Ich möchte, dass die Bürger wieder frei und ohne Angst leben können. Ich möchte, dass man der Berliner Polizei die Wertschätzung und das Vertrauen entgegenbringt, das sie verdient.
Wie wollen Sie sich als Terrorismusexpertin einbringen?
Da vom islamistischen Terrorismus nach wie vor eine konkrete Gefahr ausgeht, gelten für mich drei zentrale Ansätze: Wir müssen die für den Antiterror- und Extremismuskampf erforderlichen Kräfte in der Berliner Polizei durch Personalaufwuchs stärken und nachhaltig stabilisieren. Zudem muss die Berliner Polizei noch enger mit Bund und anderen Ländern verknüpft werden. Der Anschlag auf dem Breitscheidplatz hat uns auf dramatische Weise deutlich gemacht, dass Terrorismus nicht vor Staatsgrenzen haltmacht. Eine Vernetzung kann nur gelingen, wenn wir auf der Grundlage von einheitlichen Standards arbeiten – zum Beispiel im Umgang mit Gefährdern. Die Innenministerkonferenz hat dazu schon einen Beschluss gefasst. Auch in der Kommunikationstechnik ist eine stärkere Vernetzung dringend nötig. Aktuell sind große föderale Vorhaben angestoßen. Ich möchte, dass die Polizei Berlin bei diesen Entwicklungen ganz vorne dabei ist. Digitalisierung ist kein ,Nice to have‘ mehr, sondern ist zum Überleben einer schlagkräftigen Polizei in einem digitalen Zeitalter zwingend erforderlich.

Sie haben Erfahrung in der Personalrekrutierung. Bringen Sie konkrete Ideen mit?
Meine Erfahrung ist, dass es nicht die eine Aktion gibt, sondern dass wir ein ganzes Instrumentenset brauchen. Personal muss gewonnen und gehalten werden, die Polizei muss zu ihren Kernaufgaben zurück und von Bürokratie befreit werden. Deshalb ziehe ich auch das Thema Personal im Präsidium an mich. Wir müssen noch stärker herausstellen, dass es eine Trendwende gibt: Dass nun mehr finanzielle Möglichkeiten da sind, dass die Bezahlung und die Ausstattung der Berliner Polizei verbessert werden kann. Und dass wir dabei schon auf dem Weg sind. Auch müssen wir die Einstellungsverfahren verkürzen – und uns als Arbeitgeber attraktiv machen, vielleicht auch indem wir vergünstigten Wohnraum anbieten. Da habe ich doch einige Ideen im Gepäck.
Sie sind Diplom-Juristin, keine Polizistin. Manche kritisieren das.
Polizei ist keine One-Woman-Show. Die Philosophie, die Polizeipräsidentin muss die erste Polizistin sein, trägt nicht mehr. Nötig ist es vielmehr, die Kompetenzen zu bündeln. Die Ergänzung kommt mit der Stelle des Vizepräsidenten, der ein Polizist sein wird.

Barbara Slowik legt einen starken ersten Auftritt hin
Neu im Amt trifft Polizeichefin Slowik erste Entscheidungen
So nimmt die Polizei ihre neue Chefin auf die Schippe
Barbara Slowik ist Berlins neue Polizeipräsidentin