Gewalt in Berlin

Langzeitstatistik: Mehr Straftaten mit Messer begangen

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Alexander Dinger
Im Februar wurde ein Mann  am Kottbusser Tor in  Kreuzberg mit einem Messer angegriffen und verletzt. Der Verletzte kam ins Urbankrankenhaus. Nur einer von zahlreichen Fällen in der Stadt

Im Februar wurde ein Mann am Kottbusser Tor in Kreuzberg mit einem Messer angegriffen und verletzt. Der Verletzte kam ins Urbankrankenhaus. Nur einer von zahlreichen Fällen in der Stadt

Foto: Thomas Peise

Eine Zehn-Jahres-Statistik des CDU-Innenexperten Peter Trapp belegt den Anstieg der Zahl der Taten.

In Berlin wurden mehr Straftaten mit einem Messer erfasst als noch vor zehn Jahren. Das belegt eine Zehn-Jahres-Statistik des CDU-Innenexperten Peter Trapp, die der Berliner Morgenpost vorliegt. Trapp fragt jedes Jahr die Zahlen bei der Innenverwaltung ab. Demnach wurden im Jahr 2007 in Berlin insgesamt 1351 Straftaten mit dem Tatmittel Messer begangen. Zehn Jahre später waren es 2737.

Den größten Sprung gab es laut Statistik demnach zwischen den Jahren 2007 und 2008 von 1351 auf 2470 Taten. Diese Steigerung hängt damit zusammen, dass damals in der Statistik zum ersten Mal das Tatmittel zwingend angegeben werden musste. Auch sonst muss man die Statistik differenziert betrachten, heißt es aus der Innenverwaltung. 2008 gab es knapp 2500 in Berlin erfasste Taten, bei denen ein Messer eine Rolle spielte. In den nächsten Jahren waren es mal rund 2400 Taten, dann stieg die Zahl auf 2700 und sank wieder auf ungefähr 2600 Taten. 2017 wurden 2737 Fälle erfasst.

Allerdings stach nicht in allen Fällen ein Täter mit einem Messer auch zu, oft ging es auch um Drohungen mit einem Messer oder schlicht um den Besitz. Das heißt: Auch wenn ein Täter ein Messer mit sich führte, ging das in die Statistik ein. Das dann als Messerattacke zu bezeichnen, sei fragwürdig, hieß es aus der Innenverwaltung. Polizisten weisen wiederum daraufhin, dass auch ein Messer einschüchternd wirke und die Einschätzung, dass eine Messerattacke nur eine Attacke sei, wenn ein Täter zusteche, naiv sei.

Die Tatverdächtigen sind meist unter 21 Jahre alt

Innenexperte Trapp fordert bereits seit längerer Zeit, dass tatsächliche Angriffe mit Messern als Tötungsversuche eingestuft werden sollten und nicht nur als gefährliche Körperverletzungen. „Ein Stich in den Oberschenkel, wenn er die Arterie trifft, ist lebensgefährlich“, sagte er der Morgenpost. Bei einem Totschlag (mindestens fünf Jahre) würde das Strafmaß höher liegen als bei gefährlicher Körperverletzung (mindestens sechs Monate).

Die Langzeitstatistik offenbart auch Einblicke in die Täterstrukturen: So waren im Jahr 2017 in 560 Fällen die Tatverdächtigen unter 21 Jahre alt, in 80 Fällen waren die mutmaßlichen Täter Kinder, also unter 14 Jahre alt. Diese Zahlen haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. 2008 waren 75 Tatverdächtige jünger als 14 Jahre und 507 Tatverdächtige unter 21 Jahre alt. In derselben Zeit ist Berlin aber auch um mehrere Zehntausend Einwohner gewachsen.

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