Am Dienstag ist es endlich so weit. Der Tag, für den die Berlinerin Celina Knop lange gekämpft hat. Um 12 Uhr geht ihr größter Wunsch in Erfüllung. Sie beginnt ihre Ausbildung bei der Polizei – in Brandenburg. Bei der Berliner Polizei wurde die 20-Jährige wegen ihrer Körpergröße von 1,54 Metern abgelehnt, in Brandenburg hat sie alle Einstellungsprüfungen bestanden. Bei der Berliner Polizei gibt es für Bewerberinnen eine vorgeschriebene Größe von 1,60 Meter, für männliche Bewerber liegt das Mindestmaß bei 165 Zentimetern. Das Land Brandenburg hatte diese körperlichen Voraussetzungen Ende vergangenen Jahres gekippt.
„Ich bin überglücklich und sehr stolz auf mich, dass ich trotz meiner kleinen Größe gezeigt habe, dass ich die Voraussetzungen erfülle“, sagte sie. „Jetzt kann ich es kaum erwarten und freue mich auf eine aufregende Laufbahn bei der Brandenburger Polizei.“ Zwischen 7 und 8 Uhr morgens muss sie in Oranienburg sein, um 12 Uhr beginnt die Ernennungsfeier für das dreijährige Studium an der Fachhochschule für den gehobenen Polizeidienst. Doch bis dahin war es für die junge Frau ein langer Weg.
Celina Knop kannte schon als Elfjährige ihren Berufswunsch. Sie wollte Polizistin werden. Aber bereits als Teenager wusste sie, dass ihr ihre Körpergröße irgendwann einen Strich durch die Rechnung machen würde. Mit 14 Jahren habe sie gemerkt, dass sie nicht mehr wachse, sagte sie. Das habe ihr dann auch ein Arzt bestätigt. Für eine Kur mit Wachstumshormonen war es aber nach Meinung des Mediziners zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät. Doch der Wunsch, eine Ausbildung bei der Polizei zu machen, trieb sie weiter an. „In der neunten Klasse habe ich ein Schulpraktikum bei der Schutzpolizei auf einem Polizeiabschnitt am Ernst-Reuter-Platz gemacht“, sagte sie. In Eigeninitiative besorgte sie sich für die Herbstferien einen Praktikumsplatz bei der Kriminalpolizei.

Verwaltungsgericht Berlin hatte die Klage abgewiesen
Celina Knop hatte sich vor etwa einem Jahr um die Einstellung in den gehobenen Dienst der Kriminalpolizei beworben. Doch sie wurde in Berlin nicht einmal zu den Einstellungstests eingeladen. Der Polizeipräsident lehnte ihre Bewerbung wegen ihrer Größe ab.
Gerechnet hatte sie damit, war aber dennoch „sehr, sehr traurig und enttäuscht“, wie sie sagte. „Ich habe noch nicht einmal die Chance bekommen, den Einstellungstest zu machen.“ Wie die Berliner Morgenpost im August des vergangenen Jahres berichtete, klagte sie dann vor dem Verwaltungsgericht Berlin. Aber das Gericht wies ihre Klage zurück. Es urteilte, der Arbeitgeber lege zu Recht bestimmte Eignungskriterien fest, die sich an typischen Aufgaben der Bewerber orientieren würden. „Für die Durchsetzungsfähigkeit bei körperlichen Auseinandersetzungen und für die Anwendung unmittelbaren Zwangs müssten körperliche Mindestvoraussetzungen erfüllt sein“, hieß es. Ihr Anwalt wollte in die Berufung vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg gehen. „Auf die Zulassung der Berufungsklage warten wir immer noch“, sagte die 20-Jährige vor Kurzem. „Ich wollte wenigstens die Chance erhalten, mich bei einem Einstellungstest zu beweisen“, sagte sie. „Wenn ich den nicht bestehe, habe ich volles Verständnis, wenn mich die Polizei nicht nimmt.“
Um die Zeit zu überbrücken, begann sie nach ihrem Bundesfreiwilligendienst in einem Kinderladen das Studium „Soziale Arbeit“ an der privaten Medical School Berlin. „Ende vergangenen Jahres hatte ich gehört, dass in Brandenburg die Mindestgröße keine Voraussetzung mehr ist“, sagte sie. Sie bewarb sich sofort. Im Februar wurde sie zu den Einstellungstests im März eingeladen. Vor wenigen Tagen erfuhr sie, dass sie bestanden hat.
Zweifel an den Einstellungskriterien
„Das ist ein klarer Verlust für die Berliner Polizei und ein Gewinn für die Brandenburger“, sagt der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Tom Schreiber. Die Einstellungskriterien für den Berliner Polizeidienst seien „nicht mehr zeitgemäß“. Auch der innenpolitische Sprecher der FDP, Marcel Luthe, forderte, dass der Senat handeln müsse, damit Berlin hoch qualifizierte Bewerber nicht nach Brandenburg verliere. Offenbar findet auch in Berlin ein Umdenken statt. „Wir prüfen derzeit ergebnisoffen, ob die Mindestgröße entweder anhand der Anforderungen des Amtes für beide Geschlechter vereinheitlicht oder ob sie abgeschafft und zum Beispiel durch veränderte Anforderungen im Sporttest ersetzt werden sollte“, sagte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Inneres und Sport.