Gegen Verschwendung

Teller statt Müll: Essen mit gutem Gewissen

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Nikola Mišura
Anette Keuchel und Leonie Beckmann hatten die Idee zu dem ungewöhnlichen Projekt

Anette Keuchel und Leonie Beckmann hatten die Idee zu dem ungewöhnlichen Projekt

Foto: Restlos Glücklich

Ein Berliner Verein verarbeitet überschüssige Lebensmittel zu Mahlzeiten – und bietet jetzt Dinner-Abende an.

Berlin. Lebensmittel – jeder hat schon einmal welche verschwendet. Doch: „Mit Essen spielt man nicht.“ Dieses Motto befolgt auch der „Restlos Glücklich“-Verein. „Lebensmittel müssen wieder mehr wertgeschätzt werden“, sagt Pressesprecherin Nina Petersen. Mit einem Restaurant in Neukölln, in dem mit Lebensmitteln gekocht wurde, die sonst auf dem Müll gelandet wären, hat der Verein „viel nationale und internationale Aufmerksamkeit bekommen“, sagt Petersen. Nun gibt es ein neues Projekt.

Ab März will der Verein monatliche Dinner-Abende veranstalten. Der Restaurantbetrieb soll erst einmal nicht wieder aufgenommen werden: „Dadurch bleibt dem Verein mehr Zeit für seine Bildungsarbeit“, sagt Petersen, die sich erst einmal um die Bildungsprojekte und einzelne Events wie Kochkurse für Kinder und Erwachsene, Caterings und Dinner-Abende kümmern möchte. Eine ganze Reihe verschiedener Bildungsprojekte hat „Restlos Glücklich“ bereits geplant, darunter Workshops an Schulen sowie in Museen.

Am 2. Februar hatte der Verein schon den ersten Workshop im neuen Jahr zum Thema „Warum werden Lebensmittel verschwendet?“ an der Lise-Meitner-Schule in Neukölln durchgeführt. Die Bildungsarbeit wird positiv wahrgenommen, wie die aktuelle Auszeichnung „Fairwandler-Preis“ beweist. Ob Petersen sich ein Comeback des Restaurant-Betriebes vorstellen kann? „Never say never!“ („Sag niemals nie“)

Restaurant musste nach dem Tod des Kochs schließen

Das 2016 in Betrieb genommene Restaurant, „das vegetarisch und vegan kocht“, musste seinen Betrieb im November 2017 einstellen. Grund dafür ist, dass der Koch Daniel Roick, der „den Laden geprägt hat, im Gründungsteam war und immer hoch engagiert war“, gestorben ist, erzählt Petersen. Sein Tod hat alle Vereinsmitglieder erschüttert. Der Verein strukturierte sich um. Im Kern besteht er aus „zwei Säulen – dem Restaurant und dem Bildungsverein“, erläutert Petersen. Das Restaurant ist weggefallen. Die Umstrukturierung mache sich auch bei den Mitarbeitern deutlich: „Damals waren es 60 ehrenamtliche Helfer sowie die Mitglieder im Verein, heute besteht das Kernteam aus 20 Vereinsmitgliedern und unserer Community aus ehrenamtlichen Helfern“, so die Ehrenamtlerin Petersen. Ziel des Restaurants war: „Wir kochen mit überschüssigen Lebensmitteln und zaubern daraus kreative und leckere Gerichte“ – um damit auf Verschwendung aufmerksam zu machen.

Das Interesse, Lebensmittel zu retten, sei in Berlin sehr groß: „In Wilmersdorf zum Beispiel hat der Supermarkt ,SirPlus‘ geöffnet, der gerettete Lebensmittel anbietet“, sagt Petersen, die auch auf diverse Initiativen wie „Foodsharing“ verweist. Laut dem Bundeszentrum für Ernährung landen in den deutschen Haushalten jährlich rund 6,7 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Jeder Mensch wirft damit im Jahr durchschnittlich 82 Kilogramm Obst, Gemüse, Brot oder Fertigprodukte weg. Aber auch die Anzahl der Gäste, die bis November letzten Jahres in das Restaurant kamen, sagt viel aus: 7500 Gäste seien es insgesamt gewesen in der Zeit des Restaurant, sagt Petersen stolz.

Dinner-Abend am 3. März von 18.30 Uhr bis 22 Uhr, Thema „Frühlingserwachen“, Café MadaMe, Mehringplatz 10, Kreuzberg. Das Menü ist vegetarisch und kostet 28 Euro. Infos unter restlos-gluecklich.berlin