Berlin. Das Interesse am Nachlass der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin ist nach wie vor groß. Bei drei weiteren Versteigerungen, die am Wochenende zu Ende gegangen sind, seien fast 1900 Gebote aus 27 Ländern eingegangen, teilte Air-Berlin-Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Montag mit. Hunderte Flugzeugmodelle und Werbe-Artikel seien unter den Hammer gekommen. „Das hohe Interesse an den Artikeln zeigt die enorme Anziehungskraft, die Air Berlin für viele Menschen nach wie vor hat“, sagte Flöther.
Bereits bei einer ersten Auktion Anfang Februar waren 13.000 Gebote eingegangen. Zwar darf der Insolvenzverwalter aus rechtlichen Gründen den Gesamterlös aus den Versteigerungen nicht nennen. Nach Informationen der Berliner Morgenpost liegen die Einnahmen aus den bisherigen Auktionen aber im mittleren sechsstelligen Bereich. Ein Sprecher bestätigte „gute Erlöse“.
Bei der jüngsten Auktion war um einige Artikel ein regelrechter Bieterwettstreit ausgebrochen: Ein Leuchthinweisschild zum Startpreis von 80 Euro hat für 460 Euro den Besitzer gewechselt. 120 Euro zahlte ein Käufer für einen Liegestuhl, der zunächst für 20 Euro angeboten wurde. Air-Berlin-Handseife mit einem Startpreis von 25 Euro brachte 100 Euro ein. Das hohe Interesse würden auch die Zugriffszahlen auf den Internetseiten des Auktionshauses belegen, sagte Flöther. So habe der Liegestuhl fast 1500 Aufrufe verzeichnet. Das Leuchthinweisschild erreichte 1800 Views. Sogar eine Tannenbaumkugel sei 1000 Mal angeklickt worden.
Weitere Versteigerung von Air-Berlin-Artikeln im März
Liebhaber, die bislang noch nicht zum Zuge gekommen sind, haben zwischen dem 5. und 16. März erneut die Chance, Artikel der insolventen Fluglinie zu ersteigern: Bei einer weiteren Auktion sollen dann Uniformen und Sitze aus der Economy-Class unter den Hammer kommen, kündigte der Sprecher an. Alle Einnahmen aus den Versteigerungen fließen der Insolvenzmasse zu. Air-Berlin-Verwalter Flöther wird das Geld irgendwann an die Gläubiger verteilen – allen voran an die Staatsbank KfW, die nach der Insolvenzanmeldung noch einen Kredit in Höhe von 150 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hatte. Das Darlehen muss vorrangig zurückgezahlt werden. Flöther setzt dabei aber nicht allein auf die Einnahmen der Auktionen.
Anfang Februar hatte er die Unternehmensberatung Roland Berger beauftragt, Käufer für die Markenrechte und Internetadressen des Air-Berlin-Konzerns zu finden. Marken wie „Air Berlin“, „Niki“ und „LTU“ sowie Domains wie we-fly-europe.com und mallorca-shuttle.com könnten einen einstelligen Millionenbetrag in die leere Kasse spülen. Noch viel mehr Geld brächte der Gang vor Gericht gegen den früheren Air-Berlin-Anteilseigner Etihad. Gelingt es Flöther nachzuweisen, dass die Scheich-Airline versprochene Zahlungen nicht mehr geleistet hat, könnte bis zu eine Milliarde Euro Schadenersatz fließen. Zunächst muss Flöther dafür aber Beweise sammeln. Ob der Gläubigerausschuss Anfang März grünes Licht für einen Prozess gegen Etihad gibt, ist noch offen.
Wirtschaftsprüfer arbeiten noch am Air-Berlin-Bericht