Die Saurier werden saniert. Auch das Riesenrad wird wieder instand gesetzt. Die Schienen der alten Achterbahn sollen zu schwebenden Spazierwegen werden. Sogar ein Kino ist geplant, in dem Besucher des Spreeparks sich über dessen Geschichte informieren können. Grün Berlin hat viel vor mit dem ehemaligen Vergnügungspark. Christoph Schmidt, Chef der landeseigenen GmbH, berichtet von den Plänen für das 23 Hektar große Areal im Plänterwald. „Wir wollen hier den ersten europäischen Kunst- und Kulturpark entwickeln“, sagt er. Schmidt räumt ein, dass er zunächst Bedenken hatte. „Es war nicht erkennbar, welchen Bedarf dieser Ort befriedigen könnte“, sagt er. Um das herauszufinden, hat Grün Berlin mehrmals Anwohner und Naturschützer eingeladen, um mit ihnen über die Zukunft des Parks zu diskutieren. Schnell wurde klar, dass sich alle die Sanierung des vorhandenen Bestandes wünschen. „Daran werden wir uns halten. Mit unserem Konzept wollen wir Geschichte und Geist des Ortes erlebbar machen“, sagt Schmidt.
Die Maschinenhalle etwa, die unmittelbar neben dem Eierhäuschen steht – ein riesiger hässlicher Betonklotz aus DDR-Zeiten – soll saniert und zu einer Veranstaltungshalle umgebaut werden. Kunstausstellungen sollen dort stattfinden, Tanzperformances, Lesungen. Auch für Ateliers ist Platz in der Halle.
Im Frühjahr will Schmidt das Spreepark-Konzept der Öffentlichkeit präsentieren. Es dürfte gut ankommen, schließlich wünscht sich kaum jemand einen lauten rummeligen Vergnügungspark zurück, wie Norbert Witte ihn zuletzt dort betrieben hat. Bleibt dennoch die Frage, ob Grün Berlin tatsächlich der große Wurf gelingen wird. Für einen modernen Kunstpark, dessen Anziehungskraft über Berlin hinausgeht, muss das Land viel Geld investieren.
Die Sanierung des Eierhäuschens ist der Anfang
Gegenwärtig stehen jährlich 800.000 Euro für den Gesamtbetrieb des Parks zur Verfügung. Hinzu kommen 23 Millionen Euro aus dem Investitionsfonds des Landes Berlin, die bereits bewilligt sind und in die Umsetzung des Konzepts fließen sollen. „Der Erhalt der alten Gebäude wird mehr kosten, als wenn wir abreißen und neu bauen würden“, sagt Schmidt. Auf eine Gesamtsumme will er sich nicht festlegen. „Wir handeln gerade aus, wie viel Geld im nächsten Doppelhaushalt für den Spreepark bereitgestellt werden kann.“
Für Schmidt hat die Nutzung des Spreeparks als Kunst- und Kulturpark viel mit Berlin zu tun. „Viele Künstler, die in der Stadt arbeiten, geraten zunehmend unter Druck, weil es immer weniger bezahlbare Atelierflächen gibt.“ Der Spreepark soll nun ein geschützter Raum für sie werden. „Sie sollen dort arbeiten, ausstellen, auch an der Realisierung des Parks mitwirken und sogar dort wohnen können, ohne Angst haben zu müssen, dass sie verdrängt werden“, sagt Schmidt.
Vor Ort ist von den Plänen der Grün Berlin GmbH noch nicht viel zu sehen. Dort wird jetzt erst einmal aufgeräumt, Baufälliges wird gesichert. Die ramponierten Saurierattrappen etwa sind eingezäunt worden. Abgesperrt ist auch der Zugang zum Riesenrad, das schon bei leichtem Wind so gespenstisch knarzt, als wäre es ein uraltes Reptil, das keine Luft mehr bekommt. „Wir haben hier schon viel Müll rausgeholt“, sagt Schmidt. Gegenwärtig werde ein Arsenschaden beseitigt. Auf einem 500 Quadratmeter großen Areal in der Nähe der Spree muss der Boden ausgetauscht werden. Dorthin sei wahrscheinlich noch vor dem Krieg giftiger Aushub hingebracht worden.
Das Eierhäuschen wird seit Herbst saniert
Einen Neuanfang gibt es aber bereits: Am Eierhäuschen wird gearbeitet. Das um 1837 errichtete Ausflugslokal am Rande des Parks ist vollständig eingehaust. Unter den riesigen weißen Planen laufen seit Herbst 2017 die Sanierungsarbeiten. Sieben Millionen Euro stehen bereit, um das Gebäude denkmalgerecht zu sanieren. Schmidt setzt große Hoffungen in dieses Vorhaben. „Wenn wir hier vorwärtskommen, ist das ein gutes Omen für das gesamte Projekt“, sagt er. Doch es gebe ein Problem: „Uns fehlen noch 1,5 Millionen Euro für den Innenausbau des Hauses.“
Zum Konzept von Berlin Grün gehört auch, den Spreepark an andere Berliner Kulturstandorte anzubinden. Etwa an die Ateliers und Künstlerresidenzen auf dem Holzmarkt an der Jannowitzbrücke oder am Spreeufer in Oberschöneweide. „Am Eierhäuschen planen wir deshalb einen Schiffsanleger“, sagt Schmidt. Berlin nutze die Wasserwege noch viel zu wenig. „Wir können diesbezüglich Vorreiter sein.“ Ausgebaut werden sollen aber auch die Radwege, damit der Park künftig besser erreichbar ist.
Von Mai an können sich Berliner und Touristen direkt vor Ort über den Fortschritt der Baumaßnahmen informieren. Unweit des Eingangs Dammweg sollen dann zwei Info-Pavillons stehen, in denen auch die Geschichte des Spreeparks und dessen künftige Nutzung dokumentiert werden sollen. „Der Eintritt ist erst einmal frei“, sagt Schmidt. In ein paar Jahren, wenn alles fertig sei, werde ein Besuch des Spreeparks etwa fünf bis sieben Euro kosten.