Standort geschlossen

Berliner Autoverleih Robben und Wientjes verlässt Kreuzberg

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Charlene Rautenberg
Projektmanagerin Somrudee Plangklang bedauert, dass die Filiale in Kreuzberg schließt

Projektmanagerin Somrudee Plangklang bedauert, dass die Filiale in Kreuzberg schließt

Foto: Jörg Krauthöfer

Robben und Wientjes hat sein Grundstück in Kreuzberg verkauft. An der Ritter- Ecke Prinzenstraße wurde der Autoverleih gegründet.

Wenn man vor dem Flachbau mit den blau-weißen Kacheln an der Prinzenstraße steht, fällt der Blick sofort auf drei blaue Robben auf dem Dach, die auf ihren Nasen bunte Bälle balancieren. Es gibt kaum einen Berliner, der nicht schon einmal ein Fahrzeug mit dem berühmten Logo gesehen – oder sogar gemietet – hat. Nach 40 Jahren wird der Autoverleih nun allerdings die Kreuzberger Filiale an der Prinzenstraße verlassen. Hier wurde das Unternehmen gegründet.

Robben & Wientjes „ist schon gut, weil sie sehr viele Wagen haben und man spontan und günstig ein Fahrzeug mieten kann“, sagt Somrudee Plangklang, während sie vor der Kreuzberger Filiale von Robben & Wientjes auf zwei Freunde wartet, die ihr beim Umzug helfen sollen. Die 30-Jährige hat sich Anfang Februar mit ihrer Mitbewohnerin zerstritten und muss aus ihrer WG in Neukölln ausziehen. Die Projektmanagerin aus dem Rheinland lebt seit sechs Jahren in Berlin. „Die Filiale liegt sehr zentral, das ist praktisch“, sagt sie und verschwindet mit ihren Helfern hinter den Glasschiebetüren.

Im Inneren ist es stickig und riecht nach Zigarettenrauch, im Radio läuft Chartmusik. Rechts neben dem Eingang steht eine Zimmerpflanze mit wenigen Blättern. In einer Vitrine liegen kleine, blaue Plastikrobben, Klebeband und eine verstaubte Umzugskiste. Hinter der langen Theke hängen Autoschlüssel nebeneinander aufgereiht an der Wand. Links am Tresen können Fahrzeuge ausgeliehen werden, rechts kann man sie wieder zurückgeben. Jedenfalls noch bis Ende Mai, wenn die Kreuzberger Filiale voraussichtlich schließen wird.

Der berühmte Berliner Autoverleih hat im Zuge der Übernahme durch den Konkurrenten Buchbinder im vergangenen Herbst die beiden Grundstücke an der Prinzenstraße an den Kölner Projektentwickler Pandion verkauft. Buchbinder-Geschäftsführer Hubert Terstappen bestätigte der Berliner Morgenpost am Donnerstag die Schließung des Standortes. „Wir werden das Areal voraussichtlich Ende Mai verlassen müssen“, sagte er. „Spätestens wenn der neue Eigentümer die Baugenehmigung hat, müssen wir hier weg.“

„Die Robbe bleibt nicht nur, sie wächst“

Laut Terstappen soll das Gebäude dann abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Pandion zufolge sollen dort Gewerberäume entstehen. Eine neue Verleihstation von Robben & Wientjes soll im April in Lichtenberg eröffnen. Einige der rund 30 Mitarbeiter aus Kreuzberg werden dort unterkommen – außerdem werden die Standorte in Prenzlauer Berg, Neukölln und Reinickendorf erhalten bleiben.

Buchbinder-Geschäftsführer Hubert Terstappen sieht der Schließung optimistisch entgegen. „Wir werden unsere Fahrzeugflotte ausbauen und zehn Prozent mehr Fahrzeuge in Berlin einsetzen. Die Robbe bleibt nicht nur, sie wächst“, sagt er. Die Autoverleihfirma will dann mit 2500 Fahrzeugen an neun Standorten vertreten sein. „Dann ist das doch auch kein Drama, wenn man mal von A nach B fahren muss“, sagte Hubert Terstappen.

Ganz so entspannt sehen das viele Berliner nicht, die es gewohnt waren, ihr Fahrzeug an der Prinzenstraße in Kreuzberg auszuleihen. Einer von ihnen ist Dieter Wilczewski. „Lichtenberg ist weit weg. Die Robbe wird hier doch gebraucht“, sagt der 63-Jährige. Er schätzt die kurzen Wege; nach Lichtenberg oder Neukölln bräuchte er eine Stunde. „Dann lohnt sich die günstige Leihgebühr auch nicht mehr“, sagt er. Er leiht sich öfter ein Fahrzeug für Umzüge und kleine Transporte aus. „Selbst die Waschmaschine passt nicht in den Pkw“, sagt er.

Kunden aus Kreuzberg fühlen sich alleingelassen

Auch Julia Fabricius ist wenig begeistert über die Schließung. „Das ist doch überall in Berlin dasselbe. Kann das nicht mehr hören“, sagt die 24-Jährige. Sie wartet in einem der Kleintransporter auf ihre Freundin, die ihr beim Umzug von Kreuzberg nach Wedding hilft. Sie selbst hat schon öfter ein Fahrzeug an dem Standort ausgeliehen. „Für mich war das immer selbstverständlich. Ich komme hierher und weiß, dass ich sofort einen Transporter bekomme“, sagt sie. Besonders für diejenigen, die die Pkw, Lkw und Busse häufiger nutzen müssen, bedeutet die Schließung eine Einschränkung.

Uli (67) der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will, schüttelt ungläubig den Kopf. Schon seit den 1970er-Jahren kommt er regelmäßig, um sich ein Fahrzeug auszuleihen. „Ich verstehe überhaupt nicht, warum die Filiale geschlossen wird. Der Laden hat hier immer gebrummt“, sagt er. Der Rentner verdient sich noch gelegentlich etwas Geld als Kurierfahrer dazu und leiht sich eines der Fahrzeuge mit der blau-weißen Lackierung, wenn sein eigenes Auto nicht ausreicht. „Ich weiß noch nicht, wo ich jetzt einen Transporter leihen kann. In Neukölln kriegt man immer keine Parkplätze und Lichtenberg ist zu weit weg“, sagt er.

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