Berlin. Nicht nur Wohnungen sind in Berlin bei nationalen und internationalen Geldanlegern heiß begehrt. Für rund 7,3 Milliarden Euro, das entspricht einem Zuwachs von 45 Prozent, wurden 2017 Gewerbeimmobilien in Berlin verkauft. Zu dem bisher zweitbesten Ergebnis der Hauptstadt – lediglich 2007 wurde mehr verkauft – trugen im wesentlichen 13 Großabschlüsse bei, die jeweils über 100 Millionen Euro betrugen. Fünf der gehandelten Objekte waren sogar mehr als 200 Millionen Euro teuer. Das geht aus Zahlen hervor, die der Maklerverbund German Property Partners (GPP) am Montag veröffentlicht hat.
Mit Abstand der schwergewichtigste Immobiliendeal des vergangenen Jahres war demnach der Verkauf des Sony-Center am Potsdamer Platz, das ein Konsortium um Oxford Properties zu einem Preis von allein 1,1 Milliarden Euro erworben hat. Dies war 2017 auch bundesweit die Gewerbe-Transaktion mit dem größten Einzelvolumen. Zweitstärkster Markt nach Berlin war Frankfurt am Main (+2 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro), wo einige Bürotürme den Besitzer wechselten – darunter auch der Tower 185, der für 775 Millionen Euro an Deka Investments ging und damit auch der zweitgrößte Einzeldeal des vergangenen Jahres war.
Upper West und Axel-Springer-Medienhaus wechselten Besitzer
Zu den weiteren Großdeals in Berlin zählten ferner das im Bau befindliche Axel-Springer-Medienhaus, das für 425 Millionen Euro von einem norwegischen Staatsfonds erworben wurde. Der 13-stöckige Neubau soll im Dezember 2019 fertig sein. Auch die in den 90er-Jahren errichtete Axel-Springer-Passage an der Axel-Springer-Straße 66 wurde verkauft – für 330 Millionen Euro an Blackstone.
Ebenfalls noch über der 300-Millionen-Euro Marke liegt der Verkauf des Upper West- Towers am Breitscheidplatz in Charlottenburg. Der 119 Meter Turm mit seinen 33 Etagen ist an die Hotelgruppe Motel One sowie verschiedenen Büronutzer vermietet. Die exakte Kaufsumme wird nicht bekannt gegeben. Der österreichische Karstadt-Eigentümer Signa hatte den Turm im Rahmen eines 1,5 Milliarden Euro schweren Immobilienportfolios von der Frankfurter RFR-Holding erworben.
Mit 318 Millionen Euro folgt der Verkauf der Allianz-Zentrale an der Rudower Chaussee in Treptow-Köpenick auf Platz fünf. Verkäufer ist Corpus Sireo, Erwerber des im Bau befindlichen Ensembles mit mehr als 60.000 Quadratmeter Bürofläche in drei Gebäuden ist ein koreanischer Fonds. Ende 2018 soll der neue Bürokomplex fertiggestellt und im Frühjahr 2019 übergeben werden. Die Allianz bleibt dann für mindestens 15 Jahre Mieter am neuen Standort.
Großdeals wie das Sony Center 2018 nicht zu erwarten
„Großdeals wie das Sony Center, Springer und auch die Allianz-Zentrale haben 2017 den Investmentmarkt dominiert“, sagt Ulrich Denk, Investmentberater bei Grossmann & Berger. Im Jahr 2018 seien solche Großdeals nicht in diesem Maße zu erwarten. Denk rechnet deshalb eher mit einem Umsatz von rund fünf Milliarden Euro. Unverändert würden aber insbesondere Büroimmobilien ganz oben auf der Wunschliste der Investoren stehen. In 2017 entfielen auf Bürogebäude rund 5,2 Milliarden Euro, sie machten damit 71 Prozent des gesamten Umsatzes aus.
Der Verkauf von Einzelhandelsimmobilien brachte es im vergangenen Jahr dagegen lediglich auf 584 Millionen Euro (2016: 808 Millionen Euro). Der Handel mit Hotelgebäuden blieb mit 780 Millionen nahezu unverändert (2016: 778 Millionen). Dagegen legte der Verkauf von Grundstücken signifikant zu: Für 440 Millionen Euro kauften Erwerber Gewerbegrundstücke. Im Vorjahr 2016 waren es lediglich 140 Millionen Euro. „Innerstädtische Grundstücke sind knapp, da werden Höchstpreise aufgerufen“, so Denk.
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