Berlin. Die große Lücke, die die Air-Berlin-Pleite am Berliner Flughafen Tegel hinterlassen hat, ist unübersehbar. Vor dem Terminal C, also dort, wo noch vor zwei Wochen bis zu zwölf Flugzeuge gleichzeitig be- und entladen wurden, steht am Mittwoch nicht eine einzige Maschine. Die riesige Abfertigungshalle ist verwaist, an den Imbissständen langweilen sich die Verkäufer.
Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg geht nach vorläufigen Kalkulationen allein für Oktober von einem Minus von 200.000 Passagieren aus. In Tegel, dem einstigen Heimatflughafen von Air Berlin, ist die Zahl der Flugreisenden nach Informationen der Berliner Morgenpost um rund 250.000 gesunken, in Schönefeld (wo die Air-Berlin-Konkurrenten Ryanair und Easyjet ihre Flugzeuge stationiert haben) um 50.000 gestiegen. Die Air-Berlin-Krise hat die Flughafengesellschaft in Tegel demnach mehr als zwölf Prozent ihrer Endkunden gekostet. Im Oktober vorigen Jahres waren noch knapp zwei Millionen Passagiere in Tegel abgefertigt worden, in Schönefeld 1,1 Millionen. Für das Restjahr rechnet die FBB nicht mehr mit einem Aufschwung. Am Ende dürften um die 34 Millionen Passagiere für 2017 zusammenkommen. Das wären zwar immer noch eine Million mehr als im Vorjahr. Aber der durch die Air-Berlin-Pleite bedingte Einbruch hat das Wachstum abgewürgt. Zwischen 2015 und 2016 hatten Tegel und Schönefeld zusammen noch ein Wachstum von 3,5 Millionen Passagieren verzeichnet.
Derweil konnte die Deutsche Lufthansa jetzt zumindest eine Lücke, die Air Berlin hinterlassen hat, schließen. Kurz nach halb sechs startete am Mittwoch ein Lufthansa-Airbus mit zwölf Besatzungsmitgliedern und gut 80 Passagieren an Bord Richtung New York. Dass sich zu diesem Ereignis neben Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup dann auch Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) und Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister im Konferenzzentrum des Airports einfanden, hatte seinen guten Grund: Der Start von LH 405 war nichts weniger als der erste Langstreckenflug, den Deutschlands größte Airline seit 2001 von der Hauptstadt des Landes aus anbietet.
Vor nunmehr 16 Jahren hatte die Lufthansa eine Verbindung zwischen Berlin und der US-Hauptstadt Washington D.C. aufgelegt, musste diese aber nach dem Terroranschlag vom 9. September 2001 in New York und dem darauffolgenden Einbruch der Passagierzahlen auf den Transatlantikrouten nach nur sechs Monaten wieder einstellen. Doch auch als die Passagierzahlen wieder nach oben gingen, zeigte Lufthansa wenig Interesse an Interkontinentalflügen ab Berlin. Vor allem aus wirtschaftlichen Erwägungen konzentriert die Airline ihre Langstreckenverbindungen auf die beiden Drehkreuze Frankfurt am Main und München. Nun also in der Hauptstadt ein Neuanlauf, der vor allem auf dem plötzlichen Ende der Air-Berlin-Geschichte basiert.

Die Fluggesellschaft hatte zeitweise Berlin zweimal täglich mit New York verbunden, musste dann im Zuge des Insolvenzverfahrens schon Anfang Oktober die Langstreckenflüge einstellen. Nun will Lufthansa – zunächst fünfmal pro Woche (täglich außer freitags und sonntags) – beide Städte wieder miteinander verbinden. Sie ergänzt damit das Angebot der US-Gesellschaft United, die gemeinsam mit der Lufthansa zum Luftfahrtbündnis Star Alliance gehört. Im Sommerflugplan wird die Strecke über den großen Teich auch noch von Konkurrent Delta Air Lines bedient.
Berlin wünscht sich noch mehr Interkontinentalflüge
Der recht kurzfristige Ersatz des Air-Berlin-Fluges nach New York gilt unter Experten durchaus als Leistung, werden neue Langstreckenverbindungen üblicherweise mit einem Vorlauf von 18 bis 24 Monaten geplant.
Die Vertreter Berlins machten deutlich, dass sie sich von der Lufthansa noch mehr Interkontinentalflüge wünschen. Er hoffe, dass dem ersten Schritt weitere folgen, sagte Finanzsenator Kollatz-Ahnen. „Wir haben ein Interesse daran, dass es möglichst viele Direktverbindungen ab Berlin gibt.“ Und Flughafenchef Lütke Daldrup betonte, dass Berlin – gerade was die Langstrecke betrifft – noch großes Potenzial habe.
Aktuell werden von Berlin aus gerade einmal fünf Ziele außerhalb Europas und des Mittelmeerraumes angeflogen. „Wir sind mit mehreren Airlines im Gespräch“, sagte Lütke Daldrup. Er selbst könnte sich Direktflüge an die US-Westküste oder weitere nach China gut vorstellen. Allerdings würden ihn die Fluggesellschaft auch stets fragen, wann der neue Hauptstadtflughafen denn nun endlich eröffnet. „Für uns ist der BER der Schlüssel zu weiteren Erfolgen“, so Lütke Daldrup.
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