Neukölln

„Ein schöner Ort ist der Hermannplatz nicht“

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Julius Betschka
Jochen Biedermann will den Hermannplatz umbauen

Jochen Biedermann will den Hermannplatz umbauen

Foto: Maurizio Gambarini

Stadtrat Jochen Biedermann will den Hermannplatz umbauen. Wenn sich Menschen dort gern aufhielten, helfe das gegen die Kriminalität-

Jochen Biedermann (38) ist seit 2016 Neuköllner Stadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste. Der Grünen-Politiker lebt seit 15 Jahren im Bezirk und meint: So wie er ist, kann der Hermannplatz nicht bleiben. Städtebaulich müsse sich etwas ändern.

Herr Biedermann, der Hermannplatz wird von der Polizei als einer der gefährlichsten Orte Berlins geführt – wo hakt es?

Jochen Biedermann: Dieser Platz hat einfach null Aufenthaltsqualität. Man muss es so sagen: Ein schöner Ort ist das nicht. Der Hermannplatz ist verkehrsumtost und, wenn nicht gerade Markt ist, relativ leer. Und natürlich zieht so ein U-Bahnhof auch Kriminelle an. Nicht wenige verspüren hier einfach ein Unsicherheitsgefühl. Das ist so seit ich hier 2002 hergezogen bin und war sicher auch vorher schon so. Das Problem, was wir haben, ist also kein Neues. Wichtig ist mir aber: Die Situation hat sich in den letzten 15 Jahren nicht verschlimmert. Es gab hier immer Hochs und Tiefs.

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Was muss sich ändern, um den Platz lebenswerter zu gestalten?

Wir haben schon eine Menge versucht. Zum Beispiel haben wir den Wochenmarkt auf dem Platz wieder etablieren können, das hat den Platz belebt. Ich will aber nicht, dass die Obdachlosen oder Junkies vom Hermannplatz in Zukunft von der Polizei vertrieben werden, das kann keine langfristige Lösung sein. Die lassen sich dann einfach woanders nieder.

Wie sähe denn eine langfristige Lösung Ihrer Meinung nach aus?

Es gibt erste Planungen, den Platz grundlegend umzubauen – also städtebaulich aktiv zu werden. Momentan wird der Platz von beiden Seiten von Autos und Bussen umfahren. SPD und Grüne wollen hier in Neukölln erreichen, dass der Platz nicht mehr von allen Seiten verkehrsumtost ist, sondern auf einer Seite zugemacht wird. Bislang ist so ein Umbau vor allem daran gescheitert, dass der Platz an zwei Bezirke grenzt: Friedrichshain-Kreuzberg und eben Neukölln. Aktuell gibt es aber Bestrebungen in beiden Bezirksverordnetenversammlungen, dass das Land Berlin hier aktiv werden soll. Das ist ja kein kleiner Stadtplatz hier – das muss man schon gesamtstädtisch lösen. Und es sieht auch ganz danach aus, dass das klappen kann. Wir haben in Berlin zum Glück wieder Geld für solche Investitionen in Infrastruktur und damit auch Lebensqualität.

Wie stellen Sie sich den Hermannplatz in Zukunft also vor? Wie soll sich die Atmosphäre ändern?

Der Hermannplatz soll von den Neuköllnern wieder gern in Anspruch genommen werden. Niemand soll hier auf der Hut sein müssen. Es soll ein offener und freundlicher Platz werden, der ein friedliches Nebeneinander aller Menschen ermöglicht. Das gilt auch für Verkehrsteilnehmer: Wir wollen den Platz sicherer machen für Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer.

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