Zu den zahlreichen Gremien und Initiativen, die sich um die Probleme rund um den Leopoldplatz kümmern, gehört bereits seit 2008 der „Runde Tisch Leopoldplatz“. Moderiert werden die regelmäßigen Treffen von Thorsten Haas, Präventionsbeauftragter des Bezirksamtes Mitte.
Berliner Morgenpost: Was hat man sich unter dem „Runden Tisch Leopoldplatz“ vorzustellen, welche Ziele verfolgt das Gremium?
Thorsten Haas: Hauptziel ist es, verschiedene Akteure wie Anwohner, Gewerbetreibende, Bezirk, Polizei, Soziale Träger und Sicherheitsdienste bei der Problembewältigung einzubeziehen. Ergänzend dazu gibt es eine kontinuierlich zusammentreffende Praktikerrunde, in der Fachleute aus verschiedenen Bereichen Maßnahmen erörtern. Die Zusammensetzung spiegelt auch unsere Auffassung wider, dass Gewalt- und Kriminalprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu verstehen sind.
In einer Projektskizze des Bezirksamtes für den Leopoldplatz heißt es, niemand dort solle verdrängt werden, es werde aber von allen Beteiligten dort erwartet, dass sie sich an Gesetze, Verordnungen und Regeln halten. Vorschriften können aber nur wirken, wenn ihre Einhaltung danach auch permanent überwacht wird. Wer aber kann das denn leisten?
Dazu strebt der Bezirk seit langem eine Ausweitung sowohl des Außendienstes des Ordnungsamtes als auch der Straßensozialarbeit an. Eine wichtige Rolle soll dabei auch der seit dem 1. September tätige Platzdienst übernehmen.
Was ein Platzdienst ist müssen Sie erklären.
Der Platzdienst ist ein ergänzender Dienst, dessen Mitarbeiter keine Hoheitsrechte haben, sondern im Rahmen des Jedermannrechts Personen freundlich ansprechen. Sie sind Ansprechpartner bei Beschwerden, und sollen auf die Einhaltung von Regeln drängen. Ersatz für Polizei und Ordnungsamt können sie natürlich nicht sein. Unser Ziel ist es, mehr Menschen auf der Straße zu haben, die Verantwortung übernehmen.
Sie haben die ernsthafte Hoffnung, dass die Tätigkeit eines Platzdienstes speziell bei Problemgruppen aus der Drogen- oder Trinkerszene funktioniert?
Natürlich wird es auch weiterhin Menschen geben, die auf eine freundliche Ansprache nicht oder gar aggressiv reagieren. Hier können bei Bedarf die zuständigen Ordnungskräfte gerufen werden. Kurze Wege zwischen Platzdienst, Ordnungsamt und Polizei sind dabei die notwendige Voraussetzung.
Bei den Zusammenkünften des runden Tisches schildern regelmäßig Anwohner und Gewerbetreibende die Probleme, die sie rund um den Leopoldplatz sehen. Was sind die gängigen Beschwerden?
An die Adresse der Polizei gerichtet sind die verschiedenen Formen der Alltagskriminalität. In die Zuständigkeit des Bezirkes fallen dagegen vor allem Beschwerden über Vermüllung in der Grünfläche, wildes urinieren, Alkoholkonsum, illegale Sperrmüllentsorgung, unangeleinte große Hunde und illegales Parken im Bereich der Grünfläche einschließlich zugeparkter Feuerwehreinfahrten. Darüber hinaus werden auch immer wieder Ratten gemeldet.
Viele Maßnahmen der Konfliktregulierung, Belebung und sozialen Betreuung haben in der Vergangenheit Erfolge gezeigt. Wurden Maßnahmen zurückgefahren, waren die Probleme schnell wieder da. Was gibt Ihnen Hoffnung, dass es diesmal anders wird?
Erste Erfolge sind schon sichtbar. Durch eine kulturelle Belebung und bauliche Veränderungen ist der Platz insgesamt bereits aufgewertet worden. Zudem konnte für die Trinkerszene wieder ein eigener Raum geschaffen werden, an anderen Stellen herrscht dagegen absolutes Alkoholverbot. Wie es mit dem Platzdienst, von dem wir uns einiges versprechen, weitergeht, wird nach Ablauf der Testphase Mitte Dezember entschieden.
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So gefährlich ist Berlin: Die Dealer vom Leopoldplatz