Auf der Warschauer Brücke ist die Kriminalität explodiert, bis die Polizei mit großem Aufwand gegensteuerte. Polizeisprecher Winfrid Wenzel beschreibt im Interview diesen Kraftakt.
Herr Wenzel, wie hat sich die Kriminalität in diesem örtlichen Bereich in der Vergangenheit entwickelt?
Winfrid Wenzel : Seit vielen Jahren ist die Warschauer Brücke wegen der dortigen Clubs für viele Menschen ein begehrter Party-Hotspot. In diesem Zusammenhang war die Bekämpfung des Handels mit Partydrogen für uns schon immer ein Thema. Darüber hinaus zeigt die Erfahrung, dass Menschen ihre Konflikte unter Alkoholeinfluss anders austragen. Dem sind wir frühzeitig mit Präsenz begegnet, uniformiert und zivil. Kontinuität besteht auch im Hinblick auf Taschendiebstahl: Professionelle Täter sind immer an den Orten, an denen sich viele Menschen eng gedrängt aufhalten. Auch hier spielt die Alkoholisierung der potenziellen Opfer eine wichtige Rolle, weil die Aufmerksamkeit und die Sensibilität für Gefahrenlagen nachlassen, wenn es Ablenkung durch Musik oder Gespräche gibt.
Nach einem deutlichen Anstieg der Straftaten in den vergangenen Jahren hat die Polizei massiv gegengesteuert. Welche Maßnahmen wurden im Einzelnen getroffen?
Die Einsatzzahlen für die Warschauer Brücke belegen, mit welch enormem Aufwand wir dort unser Ziel verfolgt haben, die vor allem Anfang 2016 schwierige Lage weitgehend zu beruhigen. Neben der Tatsache, dass zivile und uniformierte Kräfte dort massiv im Einsatz waren, haben wir auch die Netzwerkarbeit deutlich intensiviert: Konkret bedeutet dies, dass wir Schwerpunkteinsätze mit Verbundpartnern machen, Bundespolizei, Bezirksamt, „DB Sicherheit“ und „BVG Sicherheit“ sind bei diesen Einsätzen eng eingebunden. Zusätzlich hat für uns eine vertrauensvolle und enge Abstimmung mit den Clubbetreibern große Bedeutung, weil die grundsätzliche Verantwortung für Privatgelände dort liegt. Die dort tätigen Security-Unternehmen sind ein wichtiger Partner, wenn es darum geht, die Sicherheit in diesem Bereich zu gewährleisten. Neben der Strafverfolgung ist Prävention gerade im Bereich der Warschauer Brücke für unseren Erfolg entscheidend: Netzwerkarbeit, Verbundeinsätze, Taschendiebstahls- und Raubprävention sind dafür Beispiele. Gern nutzen wir die markanten, gelben Warnwesten, weil wir dadurch unsere Sichtbarkeit deutlich erhöhen können. Ich möchte anmerken, dass es aus taktischen Gründen auch sinnvoll sein kann, dass nicht jede Einsatzkraft als solche zu erkennen ist.
Wie will die Polizei auch in der Zukunft an diesem Ort agieren?
Es wird für uns darum gehen, kontinuierlich und nachhaltig zu agieren. Unsere Einsatzkonzeption sieht daher vor, regelmäßige Einsätze zu planen und durchzuführen. Die Einsatzschwerpunkte variieren und richten sich nach der aktuellen Situation. Die Zusammenarbeit mit Verbundpartnern und den Clubverantwortlichen bleibt ein wichtiger Pfeiler, und auch im Bereich der Prävention werden wir nicht nachlassen.
Das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung wird vor allem durch sichtbare Präsenz der Polizei gesteigert. Wie wollen Sie diese Präsenz gewährleisten?
Mit der Festlegung auf aktuell zehn kriminalitätsbelastete Orte haben wir Planungssicherheit und auch die notwendigen rechtlichen Grundlagen für eine erfolgreiche Arbeit. Moderne Polizeiarbeit bedeutet natürlich, flexibel zu sein und Prioritäten zu setzen. Dazu sind wir in der Lage, weil wir überzeugt sind, dass diese Orte eine besondere Aufmerksamkeit erfordern. Wir nehmen diese Verantwortung mit aller Kraft wahr, wissen aber auch, dass wir ohne starke Partner an unserer Seite nicht alle Probleme werden lösen können.
Alle Teile der Serie zu Berlins gefährlichen Orten finden Sie hier