Berlin

„Unter Schock – Sexismus“

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Martin Niewendick

Staatssekretärin Sawsan Chebli berichtet von einem Vorfall auf einer Veranstaltung mit einem Botschafter a.D.

Sawsan Chebli hat am Sonnabend ihrem Ärger über einen Vorfall bei einem internationalen Forum Luft gemacht. Auf Facebook und Twitter berichtet die Berliner Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales von einer Diskussionsrunde, in deren Vorfeld sie am Vormittag eine Rede halten sollte. Vier Männer hätten auf dem Podium gesessen, sie habe in der ersten Reihe auf einem reservierten Stuhl Platz genommen. Da habe einer der Männer auf dem Podium, laut Chebli ein Botschafter außer Dienst, gesagt: „Die Staatssekretärin ist nicht da. Ich würde sagen, wir fangen mit den Reden dennoch an.“ Sie habe geantwortet: „Die Staatssekretärin ist da und sitzt vor Ihnen.“ Der Botschafter soll entgegnet haben: „Ich habe keine so junge Frau erwartet. Und dann sind Sie auch so schön.“

„Ich war so geschockt und bin es immer noch“, schreibt Chebli. Am Pult habe sie dann gesagt: „Sehr geehrter Herr Botschafter a.D., es ist schön, am Morgen mit so vielen Komplimenten behäuft zu werden.“ Im Saal habe Totenstille geherrscht. Um welchen Botschafter außer Dienst es sich genau gehandelt hat, wollte Chebli auf Anfrage nicht mitteilen. „Klar, ich erlebe immer wieder Sexismus“, schreibt die Politikerin. „Aber so etwas wie heute habe auch ich noch nicht erlebt.“ Auf Twitter ergänzte sie noch, dass sie sich für die nächste Rede vorsichtshalber die Pumps aus- und Turnschuhe angezogen habe.

Sawsan Chebli amtierte ab Anfang 2014 als stellvertretende Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Nach der vergangenen Abgeordnetenhauswahl wechselte die 39-Jährige in die Senatskanzlei. Auf Facebook und Twitter waren die Reaktionen auf den von ihr beschriebenen Vorfall geteilt. „Wenn jemand ein Kompliment macht, was hat das mit Sexismus zu tun?“, fragte ein Nutzer. Eine andere widersprach: „Ich versteh’ das Problem sehr gut. Damit haben wir Frauen in vielen Berufen tagtäglich zu kämpfen.“ Anja Schillhaneck (Grüne) schrieb: „Ich kenne das soooo gut aus den fünf Jahren als Vizepräsidentin. Immer und immer wieder.“

( BM )