Längst sind nicht alle Rolltreppen in Fahrt und die ersten neuen Aufzüge sogar schon wieder defekt. Dennoch sieht sich die Bahn bei ihrem aktuell größten und teuersten Einzelprojekt in der Hauptstadt endlich auf der Zielgeraden. Ab dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember soll der komplett umgebaute Bahnhof Ostkreuz mit all seinen Funktionen in Betrieb gehen. Zumindest fast.
Der Regionalbahnsteig für die Verbindungen auf der sogenannten Ostbahn (in Richtung Strausberg und Küstrin) folgt erst ein Jahr später. Auch der Streckenabschnitt in Richtung Bahnhof Warschauer Straße hat noch nicht die geplanten vier Gleise für die S-Bahn und wird daher noch einige Zeit ein Engpass für den Nahverkehr bleiben.
Bahn feiert mit Diskussionsrunde und „Blick hinter die Kulissen“
Dennoch: Der größte Teil der rund 450 Millionen Euro teuren Modernisierung des wichtigsten Verkehrsknotens im Osten der Stadt ist geschafft. Die Bahn will dies am Sonnabend (7. Oktober) mit einem „Ostkreuz-Tag“ groß feiern. Von 10 bis 18 Uhr gibt es zahlreiche Möglichkeiten, den komplett umgestalteten Bahnhof kennenzulernen und mit den Verantwortlichen der Bahn über das Projekt ins Gespräch zu kommen.
Unter anderem sind Diskussionsrunden mit Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) und dem Bahn-Bevollmächtigen für die Hauptstadt, Alexander Kaczmarek (ab 11 Uhr) sowie dem wichtigsten Nutzer der Station, S-Bahn-Chef Peter Buchner (ab 10 Uhr) angekündigt.
Bauarbeiten dauern seit 2006 an
Auch über die Pläne für die Gestaltung des Bahnhofsumfelds wird informiert, unter anderem bei einer Gesprächsrunde mit dem Leiter der Tiefbauabteilung des Senats, Lutz Adam. Die Bahn verspricht den Fest-Besuchern zudem einen „Blick hinter die Kulissen“, dazu wird es mehrere Führungen durch den Neubau geben.
2006 hatte die Bahn nach jahrelangen Vorplanungen und Finanz-Verhandlungen mit dem Umbau und der Modernisierung der wegen seines schlechten baulichen Zustands häufig auch als „Rostkreuz“ bezeichneten Station begonnen. Seither wurden nach und nach alle Anlagen zunächst abgerissen und wieder neu aufgebaut. Die Arbeiten erfolgten weitgehend bei laufenden Betrieb, was auch die lange Bauzeit begründet.
Wichtige Umstellung auf der Ost-West-Linie
Am Ende liegt das technologisch überaus anspruchsvolle Projekt nur ein Jahr hinter dem anfangs angekündigten Zeitplan, was für Berliner Verhältnisse fast eine Sensation ist. Der Bau des neuen Großflughafens in Schönefeld wurde gleichfalls 2006 begonnen und sollte eigentlich 2011 abgeschlossen. Inzwischen ist von einer Eröffnung nicht vor 2019 die Rede.
Zu den wichtigsten Änderungen am Ostkreuz, das mit täglich rund 100.000 ein-, aus- oder umsteigenden Fahrgästen von der Bahn als der am stärksten frequentierte Bahnhof in Deutschland bezeichnet wird, gehört die Umstellung des Zugverkehrs auf den Ost-West-Linien. Danach halten bereits seit August alle Züge, die stadteinwärts fahren, an einem Bahnsteig, und alle, die stadtauswärts fahren, an dem daneben liegenden Bahnsteig. Vorher waren die Bahnsteige nach Linien sortiert, ein- und ausfahrende Züge hielten nebeneinander.
Exklusive Führung für Morgenpost-Leser
Die erfolgte Umstellung auf den Richtungsbetrieb soll den Reisenden das Umsteigen erleichtern. Zweite wichtigste Änderung: Der Bahnhof ist nun erstmals barrierefrei, was für Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen und Reisenden mit viel Gepäck und Rädern eine große Erleichterung sein dürfte.
Leser der Berliner Morgenpost haben die Möglichkeit, am Sonnabend um 10.30 Uhr an einer exklusiven Führung durch das Ostkreuz teilzunehmen. Interessenten melden sich am heutigen Donnerstag ab 14 Uhr unter der Telefon-Nummer 030 – 8847 2989. Die ersten zehn Anrufer gewinnen.
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