Ein leeres Terminal C in Tegel und fast leere Flieger: Fluggäste bekommen auch positive Folgen der Insolvenz von Air Berlin zu spüren.
Sommerzeit, Reisezeit, überfüllte Bahnsteige und Flughäfen. Mit jeder Reisewelle ähneln sich die Bilder. Doch auf dem Flughafen Tegel im Terminal C bietet sich Gästen derzeit eine völlig ungewohnte Situation.
Trotz aller Zusagen der Verantwortlichen, dass alle Flüge bis November gesichert seien, herrscht kein Andrang an den Check-in-Schaltern. Eine Momentaufnahme am Mittwochmittag ergab gezählte 30 Fluggäste verteilt auf zwölf Schalter für Flüge nach Helsinki, Köln/Bonn, Stockholm und Saarbrücken. In den kommenden zwei Stunden gingen die Zahlen mal rauf, aber auch wieder runter.
„Ich fliege um 12.55 Uhr nach Stuttgart zu meiner Tochter“, sagt Dorit Paßylk. „Dass es so leer ist, habe ich hier noch nie erlebt. Ich bin gespannt, wie viel Platz ich im Flugzeug haben werde.“ Den Flug hatte ihre Tochter lange vor der Insolvenz für ihre Mutter gebucht. „Sorgen, dass der Flug ausfällt, habe ich mir nicht gemacht“, sagt sie. Ohne zu warten, schiebt sie ihren Gepäckwagen an den Check-in-Schalter.

„In den vergangenen Tagen waren wir uns ein wenig unsicher, ob denn auch alles klappen wird“, sagen zwei Frauen. Sie rauchen außerhalb des Terminals eine letzte Zigarette und teilen sich eine Piccoloflasche Sekt. „Als wir die Flüge nach Wien gebucht hatten, war eine Insolvenz noch nicht in Sicht.“ Beide bedauern das Aus von Air Berlin, freuen sich aber angesichts der leeren Flughalle darüber, dass sie nicht lange warten müssen.
Taxifahrer spüren Ausbleiben der Fluggäste
Auch die Taxifahrer vor Terminal C spüren das Ausbleiben der Fluggäste. „Wir merken es, dass weniger Passagiere mit Air Berlin nach Berlin kommen“, sagt einer der wartenden Fahrer. Er sei gespannt, wie es erst werde, wenn die Ferien vorbei seien. „Normalerweise geht es hier in den Mittagsstunden im Minutentakt“, sagt Mahmut Cavusoglu. Er fährt seit zehn Jahren den Flughafen an. „Jetzt habe ich eine knappe Stunde gewartet.“ Ein anderer Fahrer sagt, dass er, wenn möglich, einen großen Bogen um Terminal C macht. „Lieber fahre ich zu A und E.“
Die Mitarbeiterin eines Geschäftes für Zeitungen und Reiseartikel erzählt ebenfalls von weniger Fluggästen bei Air Berlin. „Dafür kaufen die Passagiere mehr, deren Flüge an den Wochenenden Verspätungen haben oder ganz ausfallen.“ Vergangenes Wochenende hätten Passagiere bis zu zehn Stunden im und vor dem Terminal ausgeharrt.
Sehr viel Platz hatte Christian Matthis vor einigen Tagen auf dem Flug von Saarbrücken nach Berlin. „Von den geschätzt 100 Plätzen in der Maschine waren maximal 18 bis 20 besetzt“, sagt er. An diesem Mittwochmittag will der Berliner wieder nach Saarbrücken fliegen und hofft, dass der Flug auch stattfinden wird. „Ich fliege vier- bis fünfmal im Jahr diese Strecke“, sagt er. Einen Plan B für die Zeit nach November, sollte Air Berlin nicht mehr ins Saarland fliegen, hat er schon. „Dann fliege ich mit Luxair nach Luxemburg. Das ist genauso weit.“
Mit „rappelvoll“ beschreibt hingegen ein junger Mann seinen eben gelandeten Flug von Düsseldorf nach Berlin. „Wir kommen mit Air Berlin aus Florida“, sagt er. Nahezu 24 Stunden waren er, seine Frau und die Kinder unterwegs. „Jetzt müssen wir unseren Koffer suchen gehen. Er ist irgendwo auf dem Flug abhandengekommen.“
Alle News und Hintergründe zur Insolvenz von Air Berlin
Team von Air Berlin sucht neuen Arbeitgeber