Berlin.

Die Nachbarschafts­initiative Ohlauer Straße und ein Sprecher der Bewohner haben sich gegen die mögliche Räumung der Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg ausgesprochen. „Eine Räumung würden wir für ein katastrophales Signal halten“, sagte Kim Archipova auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Die Sprecherin der Nachbarschaftsinitiative plädierte dafür, die Gespräche zwischen den Flüchtlingen, die die Schule besetzt halten, und dem Bezirk wiederaufzunehmen. Seit den Wahlen im vergangenen Herbst und der Ernennung des neuen Baustadtrates Florian Schmidt (Grüne) sei die Gesprächsbereitschaft des Bezirkes gesunken.

Ein Urteil des Berliner Landgerichtes hatte Mitte Juli einer Klage des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg stattgegeben: Der Bezirk darf die besetzte Gerhart-Hauptmann-Schule damit räumen lassen. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) sagte gegenüber der Morgenpost: „Wir wollen diese Räumung durchsetzen.“ Vorher sollten den verbliebenden zehn Besetzern allerdings Ausweichquartiere angeboten werden. Erst Ende Januar hatte ein Brand in der Schule dafür gesorgt, dass der mittlere Teil des Gebäudes nicht mehr bewohnbar war und abgesperrt werden musste.

Die zehn Menschen in der Schule sind die letzten verbliebenen Bewohner seit der Besetzung 2012. Damals hatten Hunderte Flüchtlinge und linke Aktivisten die Schule besetzt. 2014 sollte sie geräumt werden, es gab einen mehrtägigen Polizeieinsatz mit bis zu 1700 Polizisten. Dennoch weigerten sich etwa 40 der 200 Bewohner auszuziehen. Der Bezirk akzeptierte dies zunächst und engagierte seitdem einen Wachschutz, der monatlich etwa 100.000 Euro kostet. Die Zeit der Kulanz, so scheint es, ist nun aber auch in Kreuzberg vorbei.