Auf einer Trittleiter vor den Fahrstühlen im 23. Obergeschoss steht noch ein Bauarbeiter und hämmert Leisten an die Decke. Sonst aber sieht alles schon sehr gediegen aus, wie es sich eben gehört für eine Wirtschaftskanzlei, die namhafte in- und ausländische Unternehmen in Rechtsfragen berät. Erst am vergangenen Wochenende sind die Juristen, die zuvor auf zwei Standorte in Tiergarten verteilt waren, in das Hochhaus Upper West umgezogen.
Von der 19. bis zur 24. Etage hat die Kanzlei Görg nun im weiß glänzenden neuen Wahrzeichen der City West ihre rund 150 Mitarbeiter untergebracht. „Der fantastische Ausblick“, versichert Görg-Partner Daniel Seibt, „war aber nicht das Hauptargument für den Umzug.“ Wichtiger seien die Kriterien „Größe, Lage, Architektur und Flächeneffizienz“ gewesen. Argumente, die für den Turm direkt am Breitscheidplatz gesprochen hätten.
Die Wirtschaftskanzlei ist nicht der einzige Mieter, der in diesen Tagen mit Hochdruck an der Fertigstellung seiner Flächen arbeitet. Direkt über ihr, in der 25. Etage, ist das Unternehmen Contora Offices ebenfalls gerade erst eingezogen, seit Dienstag läuft der Geschäftsbetrieb. Dieser besteht darin, die exklusiv ausgestatteten Büros kurzfristig für einen Tag, eine Woche, einen Monat oder auch ein Jahr zu vermieten.
Sogar eine stundenweise Buchung ist möglich, sagt Contora-Mitgründer Lars Henckel. Ab 40 Euro je Stunde können sich Headhunter, Unternehmensberater oder Rechtsanwälte in dem edlen Bürozentrum einmieten. Wer länger bleiben will, kann dies ebenfalls. „Die Monatsmiete für ein Büro mit einem Arbeitsplatz startet bei rund 1000 Euro“, so Henckel.
Bis eine Bar oder ein Restaurant öffnen wird, dauert es aber wohl noch ein weiteres Jahr
80 Prozent der Büroflächen im Gebäude sind bereits vermietet, sagt Thomas Hohwieler, Geschäftsführer der Strabag Real Estate, die das Hochhaus entwickelt hat. Insgesamt stehen im 118 Meter hohen Turm an der Kantstraße sowie im 37 Meter hohen Riegelgebäude am Breitscheidplatz 53.000 Quadratmeter zur Verfügung.

Davon entfallen 25.500 Quadratmeter auf Büro- und 5500 Quadratmeter auf Einzelhandelsflächen sowie eine 1000 Quadratmeter große Skybar im obersten, dem 33. Stockwerk, das noch nicht vergeben ist. „Hier sind wir mit drei potenziellen Betreibern in weit fortgeschrittenen Gesprächen“, sagt Hohwieler. „Wir rechnen damit, dass wir im Sommer den Namen bekannt geben können.“ Bis dort eine Bar, ein Restaurant oder eine Mischung aus beidem öffnen wird, dauere es aber wohl noch ein weiteres Jahr. Denn die Etage werde vom Mieter nach seinen eigenen Vorstellungen ausgebaut.
Kantstraße wird endlich wieder freigegeben
Während oben im Turm noch einige Arbeiten zu erledigen sind, ist auf den unteren 18 Etagen schon so etwas wie Alltagsroutine eingekehrt. Der Hauptmieter des Ensembles, der rund 40 Prozent im Upper West belegt, ist das Hotel der Kette Motel One. Und das beherbergt in seinen 582 Zimmern bereits seit Mitte April Übernachtungsgäste. Auch im Riegelbau gibt es einen ersten Großmieter. Der Schuh-Filialist Görtz bezieht eine 2300 Quadratmeter große Fläche.
Der Abschluss der Bauarbeiten auf dem Baugrundstück an der Ecke Kantstraße und Breitscheidplatz ist vor allem auch für Anlieger, Autofahrer und Passanten eine gute Nachricht. Der seit rund vier Jahren zum Teil als Baustellenzufahrt und Aufstellfläche für die Baulogistik genutzte Abschnitt der Kantstraße wird derzeit auf Kosten des Bauherren saniert und im Juni wieder freigegeben. Auch die verbliebenen Baucontainer auf dem Breitscheidplatz sollen dann abgeräumt werden, verspricht Hohwieler.
Während an der Nordwestecke des Platzes die Baustellenatmosphäre weicht, könnten an der Ecke zum Kudamm bald wieder neue Arbeiten starten. Dem neuen Eigentümer des Upper West, der RFR Management GmbH, gehören auch die unmittelbar angrenzenden Häuser Kurfürstendamm 12–15.
Darunter befindet sich auch der unter Denkmalschutz stehende Gloria-Palast, den der Eigentümer nebst den beiden Nachbarhäusern gern abreißen und einen Neubau errichten möchte. Bislang stand dem der Denkmalschutz entgegen. Doch am Dienstagabend stimmte der Bezirk dem Gloria-Fassaden-Abriss zu, weil es Zweifel an deren Standfestigkeit gibt. Jetzt soll der Senat entscheiden.
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