Neubau

Axel Springer legt Grundstein für Digitalcampus in Mitte

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Isabell Jürgens
So soll das Gebäude einmal aussehen (Simulation)

So soll das Gebäude einmal aussehen (Simulation)

Foto: Axel Springer SE

Der Neubau an der Ecke Zimmerstraße und Axel-Springer-Straße soll 3500 Mitarbeitern Platz bieten.

Im Mai 2013 hatte Mathias Döpfner 22 renommierte Architekturbüros aus aller Welt eingeladen, nach Berlin zu kommen, um am Wettbewerb zum Bau eines digitalen Medienzentrums für eines der größten Verlagshäuser Europas teilzunehmen. Die gestellte Aufgabe hatte es in sich: Das Gebäude, so der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE damals, solle in seiner Architektur und Konzeption radikal anders sein als alle bisher da gewesenen Verlagshäuser. Vier Jahre später nimmt die Vision von einst nun sichtbar Gestalt an. Am Dienstag wurde der Grundstein für den Axel-Springer-Neubau gelegt. Und der Blick in die gewaltige Baugrube zeigt, dass hier tatsächlich Großes geplant ist.

Seit dem offiziellen Baustart im Oktober vergangenen Jahres ist bereits viel geschehen. Die Bauarbeiter sind zwei Stockwerke in die Tiefe gegangen – denn von den 13 Geschossen des gläsernen Kubus, den der niederländische Architekt Rem Koolhaas entworfen hat, werden sich zwei im Untergrund befinden. Wie gewaltig die Dimensionen des Gebäudes einmal sein werden, verrät schon der Blick in die Tiefe. Rund 10.000 Quadratmeter misst die Grube – die damit das gesamte Areal zwischen der Axel-Springer-Straße, Zimmerstraße, Jerusalemer Straße und Schützenstraße umfasst.

Ein Entwurf, der „Arbeitsräume in der digitalen Welt neu definiert“

Bis zu 3500 Mitarbeiter sollen in dem Gebäude ab Ende 2019 Platz finden – darunter nicht nur die digitalen Medienkanäle, sondern auch die Redaktion von WeltN24, die auch die traditionsreiche – gedruckte – überregionale Tageszeitung „Die Welt“ in ihrem Newsroom erstellt.

„Rem Koolhaas hat uns einen Entwurf geliefert, dessen Konzept und Design radikal zeitgenössisch ist und Arbeitsräume in der digitalen Welt neu definiert“, sagte Döpfner. Schließlich sei heute das Smartphone wichtiger als das eigene Büro. Diese neuen Arbeitswelten soll nun der lichte und transparente Bau mit seinem 30 Meter hohen Atrium und den im Gebäudeinneren miteinander verbundenen Terrassen einen passenden Rahmen liefern. Im Erdgeschoss sind öffentlich zugängliche Bereiche, wie ein Restaurant, ein Café und auch ein Veranstaltungsbereich vorgesehen.

„Die Arbeitswelt hat sich in den vergangenen 15 Jahren komplett umorganisiert“, ergänzte Rem Koolhaas. Während es im Journalismus früher darum gegangen sei, die Redakteure vor den lauten Tippgeräuschen ihrer Kollegen zu schützen, würden heute lediglich einige wenige abgeschottete Arbeitsbereiche gebraucht. „Die Herausforderung heute ist eher, die Menschen wieder in Kommunikation zu bringen, denn die meiste Zeit sitzen sie wie in einer Blase hinter ihrem Computer“, so Koolhaas. Das neue transparente Gebäude mit seinen vielen offenen Bereichen solle die Mitarbeiter dazu einladen, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen, erklärte der Architekt.

Verlagsgeschichte direktan der Sektorengrenze

Döpfner erinnerte daran, dass auch Verlagsgründer Axel Springer vor 58 Jahren direkt an der Sektorengrenze zu Ost-Berlin den Grundstein für das damals modernste Verlagshaus Europas legte.

Der 1959 gestartete Bau, der sich bis 1966 hinzog, weil direkt hinter dem Verlagsgebäude ab August 1961 die Mauer hochzogen wurde, sei nach wie vor das Kerngebäude des Verlages „mit einer großartigen Architektur“, lobte Döpfner den inzwischen unter Denkmalschutz gestellten goldglänzenden 80 Meter hohen „Altbau“. Weniger gnädig urteilt der Vorstandsvorsitzende über die später angefügten Neubauten, den Anfang der 90er-Jahre errichteten gläsernen zweiten Flügel des Hochhauses und die Axel-Springer-Passage (2004). „Halbherzig und uninspiriert“ seien diese. Umso mehr freue er sich auf das neue Medienzentrum, das nun auch durch seine Lage auf geschichtsträchtigem Grund, direkt an der ehemaligen Mauer im früheren Osten, die Grenzen der einst geteilten Stadt auch baulich überwinde.

„Dieser Bau steht für das heutige Berlin: eine digitale Haupt- und Medienstadt“, begrüßte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) das Projekt und lobte es als eine „große Investition in den Medienstandort Berlin“. Allerdings will Springer den Koolhaas-Bau nicht im Besitz des Verlags halten, sondern an einen Investor verkaufen und lediglich als Mieter nutzen.

Die Anfang dieses Jahres bekannt gewordene Verkaufsabsicht sei „national und international auf hohes Interesse gestoßen“, wie eine Sprecherin des börsennotierten Unternehmens der Berliner Morgenpost am Dienstag sagte. Man gehe davon aus, dass der Verkaufsprozess noch in diesem Jahr abgeschlossen werden könne. Das Investitionsvolumen des spektakulären Gebäudes beläuft sich nach Auskunft der Sprecherin auf rund 300 Millionen Euro.