Klaus Lederer (l.), Michael Müller und Ramona Pop nach der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags
Foto: Kay Nietfeld / dpa
25 Staatssekretäre sind Rekord in den Bundesländern. Der Steuerzahlerbund sieht ein Missverhältnis zur Leistung.
Berlin. Die neue rot-rot-grüne Koalition wird die Hauptstadt mit der zahlenmäßig größten Regierungsmannschaft aller deutschen Bundesländer regieren. Unter elf Senatsmitgliedern werden 25 Staatssekretäre die Verwaltungen führen. Die abgewählte Koalition aus SPD und CDU hatte mit Regierendem Bürgermeister plus acht Senatoren und 22 Staatssekretären gearbeitet – das war im Bundesvergleich schon ein Rekord.
Im neuen Bündnis sind die Partner überein gekommen, dass die SPD als größte Regierungspartei 13 Staatssekretäre benennen darf, Linke und Grüne je sechs. Die Posten sind bis auf einen alle vergeben: Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat noch keinen Regierungssprecher präsentiert. Auch dieser Posten wurde zuletzt im Rang eines Staatssekretärs besetzt. Die politischen Beamten steuern die Verwaltung und vertreten die Senatoren. Sie werden nach der Besoldungsgruppe B7 bezahlt, das entspricht monatlich rund 8900 Euro. Allein die Jahresgehälter summieren sich auf 2,67 Millionen Euro, hinzu kommen Büro, Referenten und Dienstwagen.
Andere Bundesländer haben die Spitze ihrer Exekutive schlanker gestaltet. In Nordrhein-Westfalen unterstützen 16 Staatssekretäre die Ministerpräsidentin und ihre zwölf Minister. Baden-Württemberg, Sachsen und Hessen beschäftigen zehn oder elf Staatssekretäre. Die Dreierkoalitionen in Rheinland-Pfalz und Thüringen kommen mit elf, die in Sachsen-Anhalt mit 13 Staatssekretären aus.
Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) begründete die hohe Zahl der Staatssekretäre mit der im Vergleich zu Flächenländern anderen Verwaltungsstruktur in einem Stadtstaat. „In Berlin übernehmen Senatsverwaltungen zugleich die Aufgaben der Kommunen und des Landes. In Flächenländern gibt es dafür Regierungspräsidien, Kreis- und Stadtverwaltungen. Das erklärt einen anderen Schlüssel bei Staatssekretärsstellen“, sagte der Senator. Tatsächlich ist auch der Stadtstaat Hamburg relativ gut ausgestattet. Die Hansestadt beschäftigt zwölf Senatoren und 15 Staatssekretäre.
Der Bund der Steuerzahler Berlin kritisiert indes das Missverhältnis zwischen Personenzahl und Leistung: „Auf den Steuerzahler kommen erhebliche Mehrausgaben zu“, sagte Vorstandschef Alexander Kraus. „Damit muss man die Forderung verbinden, dass das Management klappt und sie ihren Laden im Griff haben.“ In der Vergangenheit habe das aber nicht funktioniert.
In der Koalition wird der höchst unterschiedliche Aufgabenumfang der Staatssekretäre kritisch diskutiert. Der Finanzsenator wies darauf hin, dass sein Haus das Pensum auch weiterhin mit zwei Staatssekretären bewältigt. Dabei hat Finanzen das Schlüsselthema Personal dazu bekommen. Staatssekretär Klaus Feiler muss sich um Haushalt und Personal kümmern. Der neuen Staatssekretärin für Bundesangelegenheiten Sawsan Chebli hingegen untersteht kaum mehr als ein Referat.
Das ist Berlins neuer Senat:
Morgenpost von Christine Richter
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