Nachdem ein wütender Aufruf einer in Friedrichshain bestohlenen Frau von „Notes of Berlin“ aufgegriffen und bei Facebook verbreitet wurde, spenden Unterstützer Geld für das Kriminalitätsopfer.
Dem Aushang zufolge wurde die Mutter von zwei Kindern in der U5 Richtung Alexanderplatz bestohlen. Um ihren Ärger darüber kundzutun, hängte die Mutter 15 Ausdrucke an den U-Bahnhöfen zwischen Schillingstraße und Frankfurter Allee aus, auf dem sie den Täter direkt anspricht. Eine Frau entdeckte einen der Zettel am U-Bahnhof Samariterstraße und schickte ihn an „Notes of Berlin“.
Auf dem Zettel beschimpft die Bestohlene den Täter und schildert ihre Situation. Sie sei alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. „Es ist Nikolaus und du beklopptes Arschloch meinst meine Weihnachten extra teuer machen zu müssen, indem du mir meine Ausweise und die Fahrkarte für den Dezember klaust.“ Alleine der Verlust der Fahrkarte für den Monat Dezember bedeute für sie einen Schaden von 140 Euro. Mit dem Ticket fahre sie regelmäßig nach Frankfurt (Oder) und müsse es nun ersetzen.
Die weiterhin gestohlenen 30 Euro Bargeld könne der Täter behalten, aber er solle „die Papiere“ wieder rausrücken und sie zum Beispiel beim Fundbüro abgeben. Außerdem gebe es für Hinweise, die dazu führen, dass die Überfallene ihren Besitz wiederbekommt, 30 Euro Finderlohn.
Die Website „Notes of Berlin“, die auch bei Facebook vertreten ist, verbreitete ein Foto des Aufrufs. Und prompt fanden sich Menschen, die sich spontan bereit erklärten, für die Mutter zu spenden. Einer schrieb, er habe zwar keine Hinweise zum Täter, aber er (oder sie), an Nikolaus solle man sich nicht ärgern müssen. Deshalb wolle die anonyme Person der überfallenen Mutter 200 Euro spenden.
„Notes of Berlin“ erbot sich daraufhin, den Kontakt zur Mutter herzustellen und außerdem noch 50 Euro draufzulegen. Dazu starteten sie den Aufruf an alle, die ebenfalls spenden möchten, den entsprechenden Betrag in die Kommentare zu schreiben. Inzwischen fanden sich schon einige Spender. „Dafür liebe ich das Internet“, kommentierte jemand.
Inzwischen hatte „Notes of Berlin“ Kontakt mit der Mutter. Sie sei mit ihren zwei Kindern in der U-Bahn unterwegs gewesen, sagte sie, und habe den Diebstahl erst später gemerkt, sagte sie gegenüber Joab Nist von „Notes of Berlin“. Sie habe vorher sogar noch einen emotionaleren Text verfasst, den dann noch abgeschwächt. „Ich habe nie mit so einer Anteilnahme gerechnet“, sagte die Mutter laut Nist. Sie bedanke sich herzlich. Das Geld sei ihr nicht so wichtig, sie wolle vor allem ihre Papiere, also Ausweis, Führerschein und zum Beispiel EC- und Krankenkarte wiederhaben. Diese neu zu beantragen, ist sowohl mit hohem Aufwand als auch mit Kosten verbunden.
Wenn sie die Kosten, die nun auf die bestohlene Mutter zukommen, wieder drinhabe, wolle sie alle weiteren Spenden, die über den Betrag hinausgehen, an die „Mütterlobby“ weitergeben.
Wer ebenfalls spenden will, kann das - auch anonym - tun. Die E-Mailadresse dafür lautet notes@notesofberlin.com.