Im Umspannwerk an der Ohlauer Straße in Kreuzberg entsteht ein Campus für Firmengründer.
Der Suchmaschinenkonzern Google baut in Berlin einen eigenen Campus für Start-ups auf. Das kündigte der Europa-Vizechef des Unternehmens, Philipp Justus, am Mittwoch in Berlin an. „Heute ist ein guter Tag für Berlin“, kommentierte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) das Vorhaben. „Mit dem Campus Berlin entsteht in unserer Stadt ein neuer Ort der Kooperation, der Kreativität und des Entrepreneurship“, sagte Müller.
Der Campus im Kreuzberger Umspannwerk an der Ohlauer Straße in Kreuzberg ist ein Teil der Initiative „Google for Entrepreneurs“ (Google für Unternehmer) des US-amerikanischen Technologiekonzerns. Google betreibt ähnliche Zentren in London, Madrid, Seoul, Sao Paulo, Tel Aviv und Warschau.

Berlin besitze eine der innovativsten und am stärksten wachsenden Gründerszenen in Europa, begründete Google sein Engagement in der deutschen Hauptstadt. Aus diesem Grund hat das Unternehmen bereits vor einigen Jahren damit begonnen, den Start-up-Campus Factory an der Rheinsberger Straße in Mitte zu unterstützen. „Wir konnten diese Zusammenarbeit auch für die kommenden drei Jahre verlängern“, erklärte Factory Mitgründer Niclas Rohrwacher.
„Das ist erst der Anfang“, sagte Bridgette Beam, die internationale Programmchefin von Google for Entrepreneurs. Google investiere global mehrere Millionen Dollar in das Entrepreneurship-Projekt. Das Investment in Berlin lasse sich schwer beziffern.
„Wir hoffen, dass das Projekt die Berliner Szene aufladen wird und über die Stadt hinaus strahlen wird“, sagte Google-Sprecher Kay Oberbeck. „Es gibt einen neuen Gründergeist in der Stadt, in diesem Umfeld fühlen wir uns als Google sehr wohl“, sagte Philipp Justus. Das Internet gebe jedem die Möglichkeit, Unternehmer zu werden. Diese Option will Google mit dem neuen Campus aus 2400 Quadratmetern unterstützen.
Sarah Drinkwater, die Chefin des Londoner Google-Campus, erläuterte das Konzept: Das Café „mit schnellem Internet und starkem Kaffee“ solle zentraler Treffpunkt werden. Ferner sei eine Eventfläche geplant, auf der sich Gründern kostenfrei präsentieren können. „Der Campus soll zur Heimat der Unternehmer werden“, sagte Drinkwater. Die Mission sei, allen den Zugang zu Technologie zu ermöglichen und den Zugang zu demokratisieren.
So ist eine Start-up-Schule geplant, die Lehrveranstaltungen anbietet – mit besonderen Angeboten für Mütter. Mentoren sollen die Gründer im direkten Gespräch unterstützen. Mitarbeiter des Konzerns haben die Möglichkeit, bis zu ein Fünftel ihrer Arbeitszeit im Campus zu lehren. Geplant ist ferner, das ausgewählte Start-ups Arbeitsflächen erhalten – „kostenfrei und ohne Unternehmensteile abgeben zu müssen“, so Drinkwater. „Wir wollen die nächste Gründergeneration inspirieren und ihr dabei helfen globale Unternehmen aufzubauen“, so Drinkwater.
Das Programm Google for Entrepreneurs hat weltweit 170.000 Mitglieder. Die Trainings für Gründer summieren sich auf 38.000 Stunden. Für die beteiligten Unternehmen hat sich das Engagement gelohnt: Sie haben nach Google-Angaben 260 Millionen Dollar Investorengeld eingesammelt und 4600 Arbeitsplätze geschaffen - mit einer Frauenquote von 35 Prozent, was in der Techbranche viel ist.