Baustellen

Nach den Ferien: So steht es um Berlins Schulen

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Annette Kuhn und Andrea Huber
Die Fichtenberg-Oberschule

Die Fichtenberg-Oberschule

Foto: Massimo Rodari

In den Ferien wurde in den Schulen gebohrt und geschraubt. In vielen Gebäuden wird noch saniert, wenn der Unterricht wieder beginnt.

Kaputte Toilettenspülungen und Heizungen, undichte Dächer, marode Fenster – Berlins Schulen sind in keinem guten Zustand. Zum Ende des vergangenen Schuljahres wurde der Sanierungsbedarf an den Schulen auf rund 4,9 Milliarden Euro beziffert. Bildungssenatorin Sandra Scheeres will eine Prioritätenliste erstellen lassen, um den Sanierungsstau in den nächsten Jahren weiter abzutragen: „Der Gebäudescan, den die Bezirke erstellt haben, liegt nun vor. Mein Haus ist dabei, zusammen mit den Bezirken und Schulen Plausibilitätsprüfungen vorzunehmen.“

Während der Sommerferien wurde an vielen Gebäuden gearbeitet. Wenn am Montag der Unterricht wieder beginnt, können die Schüler mancherorts auf neue Sanitäranlagen oder sanierte Räume hoffen. Die Berliner Morgenpost hat in den Bezirken nachgefragt.

>> Kommentar: Sanierung der Schulen muss Vorrang haben

Charlottenburg-Wilmersdorf

Der Bezirk hat die Sommerferien für Sanierungsarbeiten in 34 Schulen genutzt. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Instandsetzung von Fenstern, Sanitär- und Elektroanlagen, sagt Bezirksstadträtin Dagmar König (CDU). Die kostenintensivsten Baumaßnahmen in Charlottenburg-Wilmersdorf sind die denkmalgerechte Fassaden- und Fenstersanierung des Goethe-Gymnasiums (rund 550.000 €), die Aula-Sanierung am Gottfried- Keller-Gymnasium (550.000 €), die Fortführung der Sanitäranlagen-Instandsetzung am Heinz-Berggruen-Gymnasium (390.000 €) und die Fassadensanierung am Marie-Curie-Gymnasium (300.000 €). Auch an der Grunewald-Grundschule hat der Bezirk viel investiert: Für die Sanierung von Fassade, Dach und Fenstern im Haus 1 sind 300.000 Euro eingeplant, dazu 145.000 Euro für den ersten Bauabschnitt der Sanitär-Sanierung.

„Einige wenige Projekte erstrecken sich wegen ihres Umfanges über einen längeren Zeitraum und werden wie geplant in den Herbstferien bzw. bis zum Ende des Jahres fertiggestellt“, so Dagmar König. Eine Bauverzögerung zeichnet sich derzeit nur beim Campus Schmargendorf ab - der neue Bauzeitenplan sei mit Schulamt und Schulleitung abgestimmt, so der Bezirk.

Friedrichshain-Kreuzberg

An insgesamt 17 Standorten wurde während der Ferien gearbeitet. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund sechs Millionen Euro. Wegen der Menge der anstehenden Sanierungen ließen sich aber viele Arbeiten nicht in den sechseinhalb Ferienwochen abschließen. „Aber die besonders lärm- und staubintensiven Arbeiten wurden in den Ferien ausgeführt“, versichert Lisa Steiner, Pressesprecherin des Bezirksamts. Bei den Baumaßnahmen, die nach den Ferien weitergehen, werde auf den Schulbetrieb Rücksicht genommen, außerplanmäßige Beeinträchtigungen des Schulbetriebs seien nicht zu erwarten. Schwerpunkt an den meisten Schulen war in den Sommerferien die Sanierung der Sanitäranlagen, so in der Sporthalle der Carl-von-Ossietzky-Schule, am Leibniz-Gymnasium, an der Reinhardswald-Grundschu- le, der Refik-Veseli-Schule, der Fichtelberg-Grundschule und der Charlotte-Salomon-Grundschule. Hier wurden außerdem die Sporthalle und der Brandschutz erneuert. An der Hausburg-Grundschule und der Heinrich-Zille-Grundschule wurden die Fenster, in der Otto-Wels-Grundschule sowie im Dathe-Gymnasium der Bodenbelag saniert. An der Hälfte der Schulen wurden in den Ferien Akustik-, Brandschutzmaßnahmen oder der Bau neuer Fluchtwege durchgeführt, also Arbeiten, die für Schüler auf den ersten Blick nicht unbedingt sichtbar sind.

Lichtenberg

Pünktlich zum Unterrichtsbeginn kann der Bezirk Lichtenberg zwei Schulen übergeben, deren Grundinstandsetzung abgeschlossen ist: die Schmetterlings-Grundschule (Haus 1, Investitionssumme: knapp 4,6 Millionen €) und das Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium (Haus B, rund 3,4 Millionen €). Nach Angaben von Bezirksstadtrat Andreas Prüfer (Linke) stehen für Baumaßnahmen in Schulen und Sporthallen im laufenden Jahr 26,6 Millionen Euro zur Verfügung – inklusive der Mittel aus Senats- und Sonderprogrammen.

Marzahn-Hellersdorf

Die Kinder der Karl-Friedrich-Friesen-Grundschule können zum Schuljahresstart in einer sanierten Sporthalle turnen. Kosten des Projektes: knapp zwei Millionen Euro. Umfangreiche Arbeiten laufen unter anderem noch an der Pusteblume-Grundschule, deren Sporthalle im Oktober instandgesetzt sein soll (1,73 Millionen €). Die Sanierung des Schulgebäudes wird sich voraussichtlich bis ins Jahr 2018 hinziehen – hier sollen insgesamt knapp fünf Millionen verbaut werden.

Mitte

An insgesamt 13 Schulen wurde in den Sommerferien gearbeitet. Die Kosten dafür ließen sich nicht genau ermitteln, da viele Bauvorhaben über das Ende der Sommerferien hinausgingen, heißt es beim Bezirksamt. So geht die Gebäudesanierung an der Gesundbrunnen-Grundschule, der Brüder-Grimm-Grundschule, der Wilhelm-Hauff-Grundschule, der Tucholsky-Grundschule und der Herbert-Hoover-Oberschule auch während des laufenden Schulbetriebs weiter. Durch die Bauarbeiten könnte es zu Einschränkungen kommen, räumt Schulstadträtin Sabine Smentek (SPD) ein. Doch sie versichert: „Deshalb werden in allen Bauprojekten die Bauarbeiten mit der Schulleitung abgestimmt.“

Neukölln

Für das Jahr 2016 sind in Neukölln an 40 Schulstandorten Baumaßnahmen geplant mit einem Finanzvolumen von insgesamt 17,5 Millionen Euro. Viele Projekte reichen über die Sommerferien hinaus. Aus dem Büro der Bezirksbürger-meisterin Franziska Giffey (SPD) heißt es: „Alle für 2016 geplanten Sanierungsmaßnahmen an Neuköllner Schulen werden im vorgegebenen Zeitplan umgesetzt.“ Zu den Schulen, die über mehrere Jahre saniert wurden und in denen die Arbeiten 2016 abgeschlossen wurden, gehören die Albert-Einstein-Schule (Sanitäranlagen erneuert), die Richard-Schule (komplett saniert) sowie die Fritz-Karsen-Schule, deren Sportplatz saniert wurde.

Pankow

In den Sommerferien fanden in Pankow an 41 von 68 Schulstandorten Bauarbeiten statt. Auf der Liste standen vor allem Sanierungen von Sporthallen und Sanitärbereichen, Instandsetzungen der Verteilerküche sowie Brandschutzmaßnahmen. „Die Sanierungsarbeiten, die nur in den Sommerferien stattfinden, werden zum Schulbeginn abgeschlossen sein“, versichert Bezirksstadträtin Christine Keil (Linke). Im Jahr setzt der Bezirk etwa 40 Millionen Euro zur Sanierung von Schulen um.

Reinickendorf

An 21 Schulstandorten einschließlich Sporthallen wurde in Reinickendorf in den Sommerferien gearbeitet. Im Wesentlichen ging es dabei um die Haustechnik, die Sanitäranlagen sowie die energetische Verbesserung durch Fenstererneuerungen und Wärmedämmung an Fassaden und Dächern. Außerdem war die Sanierung von Sportanlagen ein wichtiger Posten, so wurden für 2,1 Millionen Euro die Sporthallen der Julius-Leber-Oberschule und für zwei Millionen Euro die Sporthalle der ehemaligen Ellef-Ringnes-Grundschule saniert. Die meisten Bauarbeiten werden mit Unterrichtsbeginn in der kommenden Woche abgeschlossen sein.

Tempelhof-Schöneberg

An 19 Schulen in Tempelhof-Schöneberg gab es während der Sommerferien größere Sanierungsmaßnahmen. Wegen des Umfangs der Arbeiten begannen die meisten Projekte aber bereits Monate vor den Ferien und dauern auch darüber hinaus. An vielen Schulen ist Feuchtigkeit ein Problem, bei anderen Gebäuden war eine energetische Sanierung erforderlich. Außerdem wurden Sanitärbereiche sowie Böden in Sporthallen erneuert. Das größte Bauvorhaben wurde jetzt an der Carl-Sonnenschein-Grundschule „Am Hellespont“ in Mariendorf abgeschlossen. Dort kann ab 5. September der Unterrichtsbetrieb wieder aufgenommen werden. Während der Bauzeit von 2013 bis 2016 wurde die Schule an die Kurfürstenstraße ausgelagert. Das Investitionsvolumen betrug dafür 7,8 Millionen Euro. Ein weiteres großes Projekt ist die Grundinstandsetzung der Luise-Henriette-Schule an der Germaniastraße, die allerdings jetzt erst beginnt und einen Kostenrahmen von 20 Millionen Euro vorsieht. Wiederum müssen die Schüler während der Bauzeit an die Kurfürstenschule umziehen.

Treptow-Köpenick

In Treptow-Köpenick konnten in den Sommerferien etliche Baumaßnahmen abgeschlossen werden – oder stehen kurz vor Abschluss: Die Komplettsanierung der Sporthalle an der Bouché-Schule soll im Oktober beendet sein, die Investitionssumme lag 2016 bei 690.000 Euro. Das Archenhold-Gymnasium hat seit Juli erneuerte Sanitäranlagen im naturwissenschaftlichen Trakt, weitere Brandschutzmaßnahmen laufen noch (612.000 Euro). Weitere Großprojekte an Schulen des Bezirks starten in diesen Wochen: Die Schüler der Kiefholz-Schule werden vorerst an der Willi-Sänger-Straße unterrichtet, weil eine energetische Gebäudesanierung und andere Bauarbeiten am Standort Kiefholzstraße anstehen. 800.000 Euro sind dafür 2016 eingeplant.

Spandau

Die Überholung von Sanitäranlagen und Malerarbeiten waren in Spandau ein Schwerpunkt sommerlicher Bautätigkeit. Eine besonders kostenintensive Instandsetzung steht in diesem Jahr in der Bertolt-Brecht-Oberschule an. Dort sollen die Sanitäranlagen der Sporthalle erneuert werden (640.000 €). Auch die Sporthalle der Zeppelin-Grundschule wird auf Vordermann gebracht (325.000 €), während an der Grundschule am Ritterfeld ebenfalls die Sanitäranlagen an der Reihe sind (275.000 €). Bei den Arbeiten an den Sanitäranlagen in der Grundschule am Eichenwald rechnet der Bezirk mit einer Verzögerung, Grund: Lieferprobleme bei den Trennwänden. Hierfür sind 250.000 Euro eingeplant.

Steglitz-Zehlendorf

Der Hochbauservice des Bezirksamtes ist derzeit an über 40 der 60 Schulen in Steglitz-Zehlendorf im Einsatz. Größere Baumaßnahmen, auch in den Sommer­ferien, gab es zum Beispiel am Arndt-Gymnasium, das einen Erweiterungsbau mit Mensa, Bibliothek und Fachräume erhält. Die 33. Grundschule an der Drake- straße wird derzeit zur Regelschule ausgebaut. An der Bröndby-Schule wird der Sanitärbereich in der Sporthalle saniert. Die Kopernikus-Schule, bislang verteilt auf mehrere Standorte, wird künftig einen einzigen zentralen Standort an der Lepsiusstraße haben. Richtfest für den Erweiterungsbau, der rund 12 Mio. Euro kosten wird, ist am 8. September. „Mein Hochbauservice baut so viel wie lange nicht“, sagt Bezirksstadtrat Michael Karnetzki (SPD). Und: „Wie in den vergangenen beiden Jahren geben wir auch 2016 wieder mehr als 20 Millionen Euro für den Schulbau und die Schulsanierung im Bezirk aus.“ Das ist nur ein Anfang: „Angesichts des Sanierungsbedarfs in Höhe von 457 Millionen Euro brauchen wir jedoch weitere Anstrengungen, deutlich mehr Geld und Personal für die Umsetzung.“ Beginnen soll im nächsten Jahr etwa die Sanierung der Fichtenberg-Schule. Dort starten bislang nur die Arbeiten an der Aula.