Der größte Feind des Museumssommers dürfte der Sommer sein. Denn wenn das Wetter der Jahreszeit entspricht, zieht es erfahrungsgemäß viele Menschen eher in Biergärten, Parks, aufs Fahrrad oder ans Wasser als in Museen. In diesem Juli und August aber, und das ist gewissermaßen die Werbestrategie der Museen, kann man durchaus beides kombinieren. Open-Air ist das Zauberwort. Es fiel häufiger auf der Pressekonferenz der Kulturprojekte am Dienstag, bei der der Museumssommer im Tieranatomischen Theater vorgestellt wurde. Eine Auswahl.
Tieranatomisches Theater
Das vor ein paar Jahren sanierte Gebäude ist schon an sich ein Erlebnis: Carl Gotthard Langhans entwarf den Kuppelbau mit dem runden Hörsaal 1790 – fast zeitgleich mit dem Brandenburger Tor. Das frühklassizistische Tieranatomische Theater ist heute das älteste erhaltene Lehrgebäude Berlins, im 19. Jahrhundert studierten dort angehende Tierärzte die Anatomie von Pferden. Es liegt auf dem Campus Nord der Humboldt-Universität im Schatten des Hochhausturmes der Charité und gegenüber dem neuen Probenzentrum des Deutschen Theaters. Seit 2013 wird es vom Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik betrieben, es gibt dort Ausstellungen „mit Laborcharakter“. Im Rahmen des Museumssommers – Open-Air! – erläutern Wissenschaftler an den kommenden drei Sonnabenden (8., 16., 23.7) bei einem Spaziergang über den Campus die heimische Fauna und Flora. Treffpunkt: Tieranatomisches Theater, Philippstr. 12/13, 10 Uhr.
Alliiertenmuseum
Zu einem Glas Wein unter Tragflächen lädt das Alliiertenmuseum (Clayallee 135) anlässlich des Museumssommers am 21. und 25. Juli (19–21 Uhr) nach einer Führung über das Gelände beziehungsweise durch die neue Sonderausstellung „100 Objekte. Berlin im Kalten Krieg“ ein. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung aber ist mindestens drei Tage vorher nötig.
Park am Gleisdreieck
Am 13. August wird in Berlin dem Mauerbau gedacht, abends sollen an diesem Tag laut Himmelsvorhersage viele Sternschnuppen zu beobachten sein. Das kündigte Tim Florian Horn, der Leiter des Zeiss-Großplanetariums, mit den Worten „bringen Sie viele Wünsche mit“ auf der Pressekonferenz an. Für Liegestühle und Teleskope sorgen die Veranstalter bei der gemeinsamen Himmelsbeobachtung anlässlich der „Langen Nacht der Astronomie“ im Park am Gleisdreieck (Treffpunkt ist um 17 Uhr die Ladestraße des Technikmuseums). Obacht: Bei schlechtem Wetter fällt die Veranstaltung aus, kurzfristige Infos gibt es auf der Homepage des Planetariums.
Haus am Waldsee
Das Angebot im Rahmen des Museumssommers geht zwar nicht so weit, dass man im Anschluss an die Besichtigung zeitgenössischer Kunst zur Abkühlung in das namensgebende Gewässer springen darf. Aber zumindest der das Haus umgebende Skulpturenpark mit dem alten Baumbestand – das Museum wurde vor 70 Jahren in Zehlendorf eröffnet – lädt zu einem schattigen Kunst-Spaziergang ein. Im Haus setzt sich der Fotograf Ingo Mittelstaedt mit Bildern aus der Sammlung des Rechtsanwalts und Kunstexperten Peter Raue auseinander, von einer „neuen Rezeption“ sprach Museumsdirektorin Katja Blomberg auf der Pressekonferenz. Die Sammlung hängt normalerweise in den Räumen der Rechtsanwaltskanzlei, sie wurde bislang noch nicht öffentlich gezeigt. Und anlässlich dieser „Chinese Whispers“ (sinngemäß: stille Post) betitelten Exposition (8. Juli–28. August, Argentinische Allee 30) soll es am 21. Juli auch ein Essen mit dem Künstler an einer weißgedeckten Tafel im Skulpturenpark geben.
Märkisches Museum
Von Berlinerinnen, die sich über gesellschaftliche Konventionen hinwegsetzten und etwas bewegten, erzählt die aktuelle Ausstellung „Stadt der Frauen“ im Ephraim-Palais (Am Köllnischen Park 5). Weil das Palais auch draußen schöne Orte hat, hat das Haus für die Lese- und Gesprächsreihe „Sommer im Hof“ (10., 17. und 24. Juli, 17 Uhr) Frauen aus der Literaturszene eingeladen. So spricht etwa die Kritikerin Sigrid Löffler mit der Schriftstellerin Terézia Mora, und die Journalistin Marion Brasch trifft auf die Autorin Sabine Rennefanz.
Kino im Podewil
Immer mittwochs läuft im Garten des Podewil (Klosterstraße 68), einer Oase unweit des Alexanderplatzes, eine kleine Filmreihe, die sich mit Museen beschäftigt. Zum Auftakt von „Film–Kunst–Museum“ am 13. Juli werden Berliner Museumskurzfilme aus der Zeit von 1934 bis 1939 gezeigt. Die Filme starten um 21.30 Uhr beziehungsweise um 21 Uhr im August, Einlass ab 20 Uhr, vorher gibt es eine Einführung.
Georg Kolbe Museum
Im Jahr 1928 schuf sich der Bildhauer Georg Kolbe an der Sensburger Allee 25 in Westend sein Refugium. Ein Museum am authentischen Ort also. Das Haus ist frisch saniert, das große Künstleratelier hat seine originale Tageslichtdecke wiedererhalten. Skulpturen von Auguste Rodin sind dort derzeit ausgestellt. Und draußen im Garten bietet das Museumscafé einen Ort der Entspannung abseits der lärmenden Heerstraße.
Alle Infos unter www.museumssommer.de