Prozess

Todesrennen am Tauentzien - Ermittlungen vor Abschluss

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Peter Oldenburger
Der Jeep wurde durch den Aufprall 70 Meter weit geschleudert

Der Jeep wurde durch den Aufprall 70 Meter weit geschleudert

Foto: Foto: ABIX / ABIX

Anfang Februar starb ein Unbeteiligter bei einem illegalen Autorennen am Tauentzien. Nur ein Gutachten steht noch aus.

Mehr als dreieinhalb Monate nach dem tragischen Tod eines 69-jährigen Autofahrers am Tauentzien als Opfer eines illegalen Straßenrennens nähern sich die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft dem Ende. Der Jeep des tödlich verunglückten Mannes war in der Nacht zum 1. Februar von einem weißen Audi erfasst worden, der Unbeteiligte starb in den Fahrzeugtrümmern. Den beiden am Rennen beteiligten Fahrern wird Totschlag vorgeworfen. „Derzeit steht noch eine gutachterliche Stellungnahme aus. Die Ermittlungen zu den Zeugen des tödlichen Unfalls sind inzwischen weitgehend abgeschlossen“, sagt Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Von dem Gutachten werden technische Daten des Audis erwartet, die weitere Aufschlüsse über die Fahrsituation bis zu dem folgen schweren Unfall liefern sollen, so Steltner weiter. Die Auswertung der Bordelektronik soll weitere Details liefern. Fest stehe nach den vorliegenden Ermittlungsergebnissen bereits, dass der Audi mit einer Geschwindigkeit von deutlich mehr als 100 Stundenkilometern in die Fahrerseite des Jeeps geprallt war. Der Audi von Hamdi H. war - wie der AMG-Mercedes des zweiten Fahrers – dem 24-jährigen Marvin N. - unmittelbar nach dem Unfall von der Polizei für technische Untersuchungen sichergestellt worden.

Zu dem tödlichem Unfall war es in der Nacht zum 1. Februar gekommen: Ein Audi und ein Mercedes waren vom Kurfürstendamm kommend in Richtung Wittenbergplatz und Urania gerast. Die Fahrer der PS-starken Wagen waren extrem schnell unterwegs und ignorierten bei ihrem illegalen Rennen gleich mehrere rote Ampeln.

Brachialer Aufprall schiebt Wagen 70 Meter weit

Die Katastrophe ereignete sich an der Kreuzung zur Nürnberger Straße. Dort wollte der 69-jährige Michael W. um 0.50 Uhr bei grüner Ampel auf die Tauentzienstraße einbiegen, als der schwarze Audi ungebremst mit voller Wucht in die Fahrerseite des pinkfarbenen Jeep raste. Die Wucht war so groß, dass der Jeep über 70 Meter weit über die Straße katapultiert wurde. Michael W. war sofort tot. Die Frontpartie des Audi wurde bei dem Aufprall zerstört, der 26-jährige kam verletzt ins Krankenhaus. Marvin N. konnte den beiden Unfallwagen noch ausweichen, sein getunter AMG-Mercedes kam auf dem Mittelstreifen zum Stehen – durch den Aufprall auf eine steinerne Beetumrandung ebenfalls stark beschädigt. Auch Marvin N. musste verletzt in eine Klinik eingeliefert werden.

Gut einen Monat nach dem verhängnisvollen Raser-Unfall wurde zunächst gegen Hamdi H. ein Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. In der Mitteilung der Staatsanwaltschaft hieß es Anfang März, der inzwischen 27 Jahre alte Beschuldigte stehe im Verdacht, den Tod des Opfers nicht nur fahrlässig herbeigeführt, sondern „billigend in Kauf genommen“ zu haben. Der Verhaftete war der Polizei längst kein Unbekannter mehr. Er war wegen Straftaten wie Betrug, Nötigung und Diebstahl ins Visier der Justiz geraten und in einem Fall zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden.

Eine Woche später wurde dann auch gegen Marvin N. ein Haftbefehl mit dem gleichen Tatvorwurf erwirkt und vollstreckt. Die beiden Männer warten nun in Untersuchungshaft auf ihren Strafprozess. Ein Termin für den Beginn der Gerichtsverhandlung steht noch nicht fest.