Während Ermittler einer Mordkommission am Unglücksfahrzeug und den abgesprengten Wrackteilen Spuren sicherten, sammelten sich an den Absperrungen Schaulustige. Und trafen dort auf Zeugen, die am Unglücksort verblieben waren.
So schilderte eine Frau, die in der Nähe wohnt, eine enorme Detonation. „Ich stand auf dem Balkon und rauchte, als es passiert ist. Es klang so, als sei ein Gebäude eingestürzt, vielleicht sogar die Deutsche Oper. Danach war es totenstill.“
Ebenso entsetzt wie die Anwohnerin äußerte sich der 18-jährige Yunus Ö. Er hatte mit seinem Auto an einer Ampel gestanden, als ganz in der Nähe der silberfarbene VW Passat plötzlich in die Luft flog. „Mein erster Gedanke war: Was ist hier los? Könnten noch weitere Autos explodieren?“ Yunus setzte seine Fahrt nicht fort und beobachtete aus sicherer Distanz das Eintreffen der Einsatzkräfte.
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Zwei junge Frauen berichten, dass der ganze Boden vibriert habe. "Ich habe nicht gewusst, was ich machen soll", erzählt die eine, die noch sichtlich unter dem Eindruck des Geschehens steht. Sie habe gedacht: "Vielleicht ist das ein Anschlag, alle sind sofort weggelaufen." Es sei ein echter Schockmoment gewesen. Die zweite Frau sagte, sie hätten den Mann neben dem Auto liegen sehen. "Wir konnten das gar nicht mehr verarbeiten." Einsatzkräfte hätten noch versucht, den Mann wiederzubeleben - vergeblich.
Ein junger Mann erzählte am Unfallort, wie er im Auto fuhr und einen Knall hörte, eine Druckwelle spürte und eine Rauchwolke sah. „Auf einmal explodierte ein paar Autos vor mir etwas“, sagte der 18-Jährige.
Aus einer anderen Perspektive erlebten den Vorfall Fahrgäste der BVG. „Ich bin gegen 8.20 Uhr am Bahnhof Deutsche Oper aus der U-Bahn gestiegen und dachte erst einmal an einen schweren Autounfall“, berichtet Emre Ö. „Überall kreisten Hubschrauber. Und die Polizei schickte uns sofort wieder hinunter in die U-Bahn, weil es hieß, dass eine Bombe explodiert sein soll.“ Aber die U-Bahn durfte auch nicht mehr weiterfahren. – „und schließlich hat man uns zu Fuß aus dem Gefahrenbereich gebracht.“ Unter den U-Bahn-Passagieren habe das Gerücht kursiert, dass noch eine zweite Bombe detonieren könnte – dies bestätigte sich jedoch nicht, nachdem die Polizei den Wagen gründlich untersucht hatte. Als ihm die Zusammenhänge klar wurden, dachte Emre Ö. unwillkürlich an die terroristischen Anschläge von Paris und Ankara. „Ich hoffe sehr, dass dies nicht der Tag ist, an dem der Terror nach Berlin kam.“
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Doch nicht alle Menschen im Unglücksbereich ließen sich durch die Explosion aus der Ruhe bringen. In einer nahe gelegenen Kindertagesstätte setzte man unbeirrt den alltäglichen Betrieb fort, Getränkehändler empfingen seelenruhig ihre Lieferung und im U-Bahnhof Deutsche Oper, direkt unter der Stelle der Detonation, verpassten Maler den Pfosten einen neuen Anstrich.