Was machen Berlins Großbaustellen? Die Berliner Morgenpost zeigt, bei welchen Vorhaben es hakt – und wo es rund läuft. Hier Teil 1.
Berlin ist eine stark wachsende Metropole. Ende 2014 zählte die Hauptstadt 3,56 Millionen Einwohner. Bis 2025 könnte die Vier-Millionen-Marke, die Berlin zuletzt vor 90 Jahren erreicht hatte, wieder überschritten werden. Entsprechend viele Baustellen gibt es, um den Bedarf an Wohnhäusern, Schulen, Kitas, Büros, Universitätsbauten, Museen oder auch Brücken, Straßen oder U-Bahntunneln zu decken.
Viele Baukräne drehen sich für die Errichtung von Mietwohnungen. Wurden 2014 erst 9000 fertiggestellt, waren es 2015 bereits 12.000. 2016 sollen es 15.000 sein. Die landeseigenen Flächen mit den größten Baupotenzialen liegen dabei in Außenbezirken wie die Buckower Felder (Neukölln) oder die Elisabeth-Aue (Pankow). Dort könnten 1000 beziehungsweise bis zu 5000 neue Wohnungen entstehen.
Auch bei lange umstrittenen Vorhaben innerhalb des S-Bahnringes geht es weiter: Im Juli will die Groth Gruppe ihr Bauvorhaben mit 700 Wohnungen, darunter auch 120 Wohnungen mit geförderten Mieten, am Mauerpark in Wedding starten. Auch in der Europacity am Hauptbahnhof, in der 2800 Wohnungen entstehen sollen, geht es los. Und dann gibt es die spektakulären Großbauvorhaben, die aber wegen nicht eingehaltener Kosten- und Terminrahmen insbesondere bei öffentlichen Bauten teilweise umstritten sind. Die Berliner Morgenpost gibt einen Überblick über den aktuellen Stand auf Berlins prominentesten Großbaustellen.
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Baustelle 1: Haus der Zukunft
Im Juni 2015 legte Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU) am Kapelle-Ufer in Mitte den Grundstein für das „Haus der Zukunft“, ein Gemeinschaftsprojekt von Bundesforschungsministerium, Wissenschaftsverbänden und Großunternehmen. Es entstehen 3200 Quadratmeter Ausstellungsfläche sowie Veranstaltungsräume für bis zu 600 Personen. Zum Jahreswechsel 2016/2017 soll das Gebäude mit dem markanten Schaufenster an der Spree seine Pforten öffnen. Das Haus der Zukunft soll „Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Bürger zusammenbringen, um Zukunftsthemen der Wissenschaft zu zeigen, zur Diskussion zu stellen und zu gestalten“, heißt es in der Beschreibung des Projektes. Mit außergewöhnlichen Ausstellungen und Veranstaltungen soll es die Welt von morgen sichtbar machen. 58 Millionen Euro sind für den von den Berliner Architekten Richter und Musikowski geplanten Neubau veranschlagt. Errichtet wird das Gebäude als Public-Private-Partnership (PPP), also als öffentlich-privates Gemeinschaftsprojekt. Der private Partner, die BAM Deutschland AG ist für den Bau sowie 28 Jahre für dessen Betrieb verantwortlich, das Haus der Zukunft mietet das Gebäude an. Meilensteine im Jahr 2016: „In diesem Monat wird die Decke über dem Erdgeschoss im Rohbau fertiggestellt“, sagt Monique Luckas, Sprecherin der Haus der Zukunft gGmbH. Das Richtfest ist für Anfang Juli 2016 geplant.

Baustelle 2: James-Simon-Galerie
Die Bauarbeiten für die James-Simon-Galerie, das zentrale Eingangsgebäude zur Museumsinsel, haben 2009 begonnen und sollten 2013 abgeschlossen sein. Im Sommer 2011 stockten dann die Arbeiten an dem vom britischen Stararchitekten Sir David Chipperfield entworfenen Gebäude, weil sich das Bundesbauamt (BBR) und die mit der Erstellung der Baugrube beauftragte Firma bei den Kosten nicht einigen konnten. Der Auftrag für Baugrube und Bodenplatte musste neu vergeben werden. Aus den ursprünglich veranschlagten 71 Millionen wurden inzwischen 134 Millionen Euro. Immerhin: Der Rohbau soll in diesem Jahr fertiggestellt werden. Nach Auskunft der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) wird am 13. April dieses Jahres das Richtfest gefeiert. Die Eröffnung soll nach dem aktuellen Stand der Planungen nun 2018 erfolgen.

Baustelle 3: Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
Der Bundestag hat mit gravierenden Baumängeln zu kämpfen. So muss der Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses an der Luisenstraße bereits vor dem Einzug der Parlamentarier saniert werden. Durch Risse im Beton der Bodenplatte ist Wasser eingedrungen. Ursprünglich sollte der Erweiterungsbau an der Luisenstraße Mitte 2013 bezogen werden. Vor sechs Jahren starteten die Arbeiten an dem vom Architekten Stephan Braunfels geplanten Erweiterungsbau, für den 190 Millionen Euro bewilligt wurden. Doch gleich zu Beginn sorgte die Klage einer Baufirma gegen die Auftragsvergabe an einen Mitbewerber für Verzögerungen, dann verursachte ein strenger Winter weiteren Verzug. Daraufhin wurde die Übergabe an den Deutschen Bundestag auf Sommer 2016 verschoben. Doch auch daraus wird nun wohl nichts. Die Mängelbeseitigung wurde im Herbst vergangenen Jahres ausgeschrieben und soll erst im Frühjahr 2017 abgeschlossen werden. „Die Ursachen der Mängel und deren Beseitigungsmöglichkeiten müssten noch analysiert werden“, teilte das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung mit. Deshalb seien noch keine belastbaren Aussagen zur Ursache, zu den möglichen Mehrkosten und Verzögerungen möglich.

Baustelle 4: Bundesnachrichtendienst
Das zugleich größte und teuerste Bauvorhaben in der Innenstadt ist die neue Zentrale für den Bundesnachrichtendienst (BND) an der Chausseestraße in Mitte. Seit 2006 wird gebaut. In diesem Jahr wird das 260.000 Quadratmeter große Gebäude für die 4000 Geheimdienstler endlich komplett bezogen. Die aktuelle Kostenprognose geht von 1,6 Milliarden Euro aus – inklusive Umzugskosten, Möbel, technische Geräte und Software. Ursprünglich waren 720 Millionen Euro veranschlagt, der Einzug sollte bereits Ende 2014 erfolgen. Doch ein „gestörter Bauablauf“ sowie ein Wasserschaden im März 2015 führten zu Verzögerungen. „Die Übergabe der Gesamtliegenschaft des Neubaus der Zentrale des Bundesnachrichtendienstes (BND) ist nach derzeitigem Stand für Herbst 2016 vorgesehen“, teilt das zuständige Bundesamt für Bauordnung und Raumwesen (BBR) auf Nachfrage der Berliner Morgenpost mit.

Baustelle 5: Berliner Schloss
2013 wurde der Grundstein für das Berliner Schloss gelegt, im vergangenen Jahr das Richtfest gefeiert. Läuft alles wie geplant, wird das insgesamt 615,5 Millionen Euro teure Bauvorhaben Anfang 2018 fertig. Dann haben die Nutzer des Schlosses noch mehr als ein Jahr Zeit für den Um- und Einzug in das 184 Meter lange und 117 Meter breite Gebäude, für das der Innenausbau bereits begonnen hat. Ausgerechnet der Baumanager des Schlosses, Manfred Rettig, weckte zu Anfang dieses Jahres Zweifel, dass auf der bisherigen Vorzeigebaustelle alles nach Plan läuft, indem er überraschend seinen vorzeitigen Rückzug zum 1. März 2016 erklärte. Dass auf der Baustelle nicht alles reibungslos lief, bestätigte schließlich auch Bau-Staatssekretär Florian Pronold (SPD). 2015 seien durch mangelhafte Planung Mehrkosten entstanden, teilte Pronold mit. Die Summe sei aber aus der Risikovorsorge finanziert worden. Man sei jedoch „mit dem Berliner Schloss voll im Zeit- und Kostenrahmen“, so Pronold weiter. Bereits begonnen wurde im Januar dieses Jahres mit der Montage der Betonelemente für die moderne Ostfassade des Schlosses. Ferner soll nach Auskunft der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum im Frühjahr mit dem Innenausbau begonnen werden. Ungefähr zur Jahresmitte beginnt auch die Montage des Glasdaches über dem Foyer. Zum Jahresende sollen zudem die drei durch Spenden finanzierten, rekonstruierten Barockfassaden (ohne die Portale) fertig sein. Mit etwas Glück ist zudem die 65 Meter hohe Kuppel über dem Eosanderportal zum Jahresende bereits mit Kupferplatten eingedeckt. In diesem Jahr findet der Tag der offenen Baustelle, zu dem 2015 mehr als 50.000 Menschen kamen, am 11. Juni statt.

Baustelle 6: Hochhaus Upper West
Nachdem im Februar 2013 mit den Arbeiten für die Baugrube begonnen wurde, startete im September 2014 der Hochbau an dem Hochhaus, das derzeit am Breitscheidplatz mitten in der City West errichtet wird. Inzwischen sind die Bauarbeiter in der 30. Etage angekommen und das Gebäude ist bereits mehr als 100 Meter hoch. Im Mai soll nach Auskunft des Bauherren Strabag Richtfest gefeiert werden. Exakt 118,8 Meter hoch wird der Turm sein, wenn er fertig ist – und damit genauso hoch wie das Zoofenster gleich gegenüber, in dem sich das Waldorf Astoria befindet. Im Frühjahr 2017 soll das Gebäude fertig sein. Hauptnutzer des Turms wird die Hotelkette Motel One. Das Hotel mit seinen 582 Zimmern wird in der ersten bis 18. Etage des Turmes untergebracht. Ganz oben in dem Gebäude wird es eine öffentliche Nutzung geben: Im 33. Obergeschoss entsteht eine Skybar mit einer Nutzfläche von rund 1000 Quadratmetern. Das Investitionsvolumen beträgt nach Angaben der Bauherren mehr als 250 Millionen Euro.