Attraktiver, aber auch wirtschaftlicher sollen Berlins neue Bäder werden, die in Mariendorf und Pankow gebaut werden. Der letzte Neubau eines Schwimmbades in Berlin liegt schon mehr als 20 Jahre zurück, es war die Schwimmhalle im Europasportpark an der Landsberger Allee in Prenzlauer Berg Anfang der 90er-Jahre. Die meisten Schwimmhallen sind noch wesentlich älter. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die zwei neuen Bäder, die nicht nur Schüler, Sportler und Freizeitschwimmer, sondern breite Bevölkerungsschichten anlocken sollen. Demzufolge sind vielseitige Funktionen geplant: Neben einem Sportbad für Vereinsschwimmer mit 50-Meter-Becken soll es auf dem Areal in Mariendorf ein Sprung- und Lehrschwimmbecken geben, ein Freizeitbad mit 25-Meter-Becken, Kinder- sowie Rutschenbecken, Whirlpool und Wasserspielplatz, ein Sommerbad und eine Saunaanlage. In Pankow wird der Fokus noch stärker auf den Wellnessbereich gelegt. Doch es werden noch Jahre vergehen, bis dort geschwommen und geschwitzt werden kann.
Auch für den Neubau des geplanten Multifunktionsbades am Ankogelweg in Mariendorf ist nämlich ein Bebauungsplan erforderlich. Das hat Stadtentwicklungsstadträtin Sibyll Klotz (Grüne) den Bezirksverordneten in einer Anfrage der SPD erläutert. Für einen Teil des Grundstücks seien derzeit zwei Vollgeschosse zulässig, der andere Teil des Areals gelte bislang sogar als „Nichtbaugebiet“. Für das bisherige Bad, ein Kombibad aus Halle und Sommerbad, besteht Bestandsschutz. Doch der gelte nicht für wesentliche Umbauten und Erweiterungen, so Klotz.
Da der geplante Neubau eines Multifunktionsbades mit einer „extremen Nutzungsintensivierung“ verbunden sei, müsse mit einem Besucheranstieg gerechnet werden. Und der könnte in der Nachbarschaft Konflikte und auch baurechtliche Spannungen auslösen. Die müssten mit einem Planungsverfahren im Vorfeld gelöst werden, konstatiert die Politikerin. Dabei seien Fragen der Verkehrserschließung und der Anzahl der Parkplätze sowie der Umwelt durch die Nutzungsintensivierung zu klären. Der Einzugsbereich der Besucher, die das neue Bad besuchten, werde sich auf ganz Berlin ausweiten. Außerdem will Klotz klären, ob Teile des Gesamtgrundstücks, die nicht für das neue Freizeitbad benötigt werden, dem Wohnungsbau zur Verfügung stehen können.
Neues Freizeitbad soll das ganze Jahr über geöffnet haben
Wie berichtet, wollen die Berliner Bäder-Betriebe auf dem Grundstück am Ankogelweg in Mariendorf ein neues Bad bauen, dessen Betrieb im Gegensatz zum jetzigen Sommerbad auf das ganze Jahr ausgedehnt wird und vor allem neue Angebote beinhalten soll, die über das bislang eher spartanische Freizeitvergnügen hinausgehen. Auf Sauna, Wellness, Gastronomie und Familienspaß wird beim neuen Typus des Multifunktionsbades Wert gelegt.
Zur letzten Frage der SPD-Fraktion an die Stadträtin in Tempelhof-Schöneberg, ob das Bezirksamt überhaupt ausreichend Personal zur Verfügung habe, um Verzögerungen ausschließen zu können, sagte Klotz, dass sich diese Frage so nicht stelle: Sobald es die städtebauliche Ordnung wie in diesem Fall erforderlich mache, Bauleitpläne aufzustellen, schreibe das Baugesetzbuch sie auch vor. Einen Zeitplan für den Neubau des Bades in Mariendorf gibt es laut Klotz noch nicht. Die Berliner Bäder-Betriebe stünden nach eigener Auskunft erst am Anfang des Projekts. Klotz geht davon aus, dass das Bebauungsplanverfahren etwa zwei bis zweieinhalb Jahre dauern kann. Die Bäder-Betriebe rechnen ebenfalls mit einer Eröffnung des neuen Freizeitbades nicht vor 2021.
Wie berichtet, ist das geplante Freizeitbad in Mariendorf Teil des Berliner Bäderkonzepts 2025, das der Berliner Senat im vergangenen Jahr beschlossen hat. Mit der Umsetzung verfolgt der Senat nach eigenen Angaben das Ziel, das Wasserflächenangebot zu erhalten – momentan gibt es berlinweit 62 Bäder – und ein für alle Teile der Bevölkerung attraktives Angebot bereitzuhalten. Gleichzeitig sollen die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) den Weg zu mehr Wirtschaftlichkeit weiterverfolgen.
Im Rahmen der Reform der Bäderlandschaft durch den Neubau von „365-Tage-Multifunktionsbädern“ sind die zwei Pilotprojekte in Mariendorf und Pankow (Wolfshagener Straße) mit geschätzten Gesamtkosten von 60 Millionen Euro geplant, 31 Millionen Euro für den Ersatzneubau in Mariendorf (das alte Bad wird abgerissen) und 29 Millionen Euro für den Ergänzungsneubau am Standort des Sommerbades Pankow. Mit diesen beiden Pilotprojekten wollen die Berliner Bäderbetriebe den Vorteil von Neubauten bei Schwimmhallen aufzeigen.
Bäder-Betriebe gehen vonzweijähriger Bauzeit aus
Die Sanierung des Kombibads Mariendorf würde ansonsten nach den Berechnungen der Bäderbetriebe knapp 16 Millionen Euro kosten. Nichtsdestotrotz hätten die Bäder-Betriebe den Neubau lieber auf dem Gelände des Sommerbades an der Rixdorfer Straße errichtet. Schon wegen der Anbindung an den U-Bahnhof Alt-Mariendorf. Doch das Land Berlin favorisierte den Standort am Ankogelweg.
Auch in Pankow soll für das neue Bad ein Bebauungsplan aufgestellt werden. „Der Zeitplan für das Bad dort wird ähnlich sein“, sagte Matthias Oloew, Sprecher der Berliner Bäder-Betriebe. Dort könne das Verfahren möglicherweise noch länger als in Mariendorf dauern. Wenn alles wie geplant laufe, werde das Bad in Mariendorf voraussichtlich ab dem Jahr 2018 gesperrt, das gilt sowohl für die Schwimmhalle als auch für das Sommerbad. Die Bäder-Betriebe gehen von einer Bauzeit von zwei Jahren aus.
Aktuell finanziert Berlin mit 55 Millionen Euro den laufenden Betrieb der 62 Bäder, davon fließen 49 Millionen Euro in den laufenden Betrieb und sechs Millionen Euro in die Sanierung. Der Zuschuss wurde ab diesem Jahr um fünf Millionen Euro erhöht, auch weil drei sanierte Schwimmhallen 2015 hinzukamen, die lange Zeit gesperrt waren.