Giftköder in Parks, im Gebüsch am Straßenrand oder in den Gärten von Kitas und Seniorenheimen sind eine Gefahr für Kinder und Haustiere. Vor allem Hunde fressen oft Rattengift und verenden qualvoll. Aber auch Kinder könnten bunte Kugeln, wie sie zur Schneckenbekämpfung genutzt werden, für Süßigkeiten halten. In Spandau sollen pestizidhaltige Giftköder deshalb nicht mehr eingesetzt werden. „Das Bezirksamt wird beauftragt, bei der vom Bezirk beauftragten Schädlingsbekämpfung auf biozidfreie und umweltfreundliche Formen umzustellen“, hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) auf Antrag der CDU in der jüngsten Sitzung beschlossen.
Es gibt Methoden, die deutlich ungefährlicher sind
Das Bezirksamt soll sich auch dafür einsetzen, dass Land und Landesbetriebe auf ungefährliche, umweltfreundliche Mittel umsteigen. „Es gibt verschiedene Technologien, die zwar in der Anschaffung etwas teurer sind, aber sie haben auf Dauer auch Kostenvorteile“, sagte der Bezirksverordnete Thorsten Schatz (CDU), Initiator des Beschlusses, der Morgenpost. Schädlinge würden gezielt getötet. Als Alternativen zu Giftködern bieten verschiedene Hersteller etwa Fallen an, in denen Ratten und Mäuse mit Stromstößen getötet werden. Die Systeme reagieren auf Bewegung und Wärme. Sie melden jeden Fang automatisch.
Gift müsse nicht mehr breit gestreut werden. Eine Gefahr für Kinder oder Hunde werde so ausgeschlossen, argumentierte Schatz. Mit dem Berliner CDU-Generalsekretär Kai Wegner hat er auf Facebook „giftkoederalarm.berlin“ gegründet. Dort werden Hundehalter vor Gift und mit Nägeln oder Scherben gespickten Leckerbissen gewarnt, die Hundehasser auslegen. Seit April seien 140 Meldungen eingegangen, so Schatz. „Ein Schädlingsbekämpfer hat mir gesagt, das meiste Gift wird von der öffentlichen Hand ausgelegt.“
Über den Zeitraum der Umsetzung war im Bezirksamt Spandau am Montag nichts zu erfahren. „Das wird sicherlich nicht von heute auf morgen gehen“, sagte Tiefbauamtsleiter Michael Spiza, dessen Behörde Schädlingsbekämpfer beauftragt. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) haben mit der alternativen Rattenbekämpfung hingegen schon gute Erfahrungen. Seit knapp einem Jahr werden versuchsweise im Treptower Kanalnetz Rattenfallen eingesetzt, die die Tiere mit Metallstiften töten.
3000 Euro kostet so eine Maschine für die Kanalisation, rund 700 Euro ein Gerät, wie man es in Grünanlagen einsetzen würde. „Nach der vorläufigen Auswertung ist der Rattenbefall um zirka ein Viertel zurückgegangen“, sagte BWB-Sprecherin Astrid Hackenesch-Rump. 4000 Ratten seien seit Beginn des Pilotprojektes getötet worden. Für einen vergleichbaren Erfolg müsse man Rattengift für etwa 1000 Euro kaufen, so die Sprecherin. Das System spare darüber hinaus Personalkosten, weil regelmäßige Kontrollgänge entfallen.