Am Leipziger Platz in Berlin eröffnet am Sonnabend das Spionagemuseum. Es bietet eine interaktive Zeitreise durch die Welt der Agenten.
Ein Hinweisschild gibt es nicht, dafür aber entsprechendes Personal: schwarzer Anzug, schwarze Sonnenbrille, cooler Gesichtsausdruck. Zwei Tage vor der eigentlichen Eröffnung geht es nur durch den Hintereingang hinein ins Spy Museum, das am Sonnabend ab 10 Uhr am Leipziger Platz eröffnet.
Auf zwei Etagen und 3000 Quadratmetern sind 300 Exponate zu 14 verschiedenen Themengebieten zu sehen. Von den Anfängen der Spionage in der Antike, über Methoden im Ersten und Zweiten Weltkrieg, Geheimdienste in Ost und West während des Kalten Krieges, nach dem 11. September bis hin zum Datenklau der Gegenwart und zu Whistleblower Edward Snowden.
Einmal wie James Bond zwischen Laserstrahlen hindurchklettern
Insgesamt umfasst die Sammlung etwa 1000 Ausstellungsstücke, die nach und nach gezeigt werden sollen. Jetzt ist bereits zu sehen: Eine Enigma-Codiermaschine, ein Trabi mit eingebauter Infrarot-Kamera, eine Gießkanne mit Kameraversteck, eine Handschuhpistole, ein mit einer Giftspritze ausgestatteter Regenschirm. Skurril ist auch ein Einweckglas mit konservierten Körpergerüchen, das dem Ministerium für Staatssicherheit in der Vorzeit der DNA-Analyse zur Identifikation von Dissidenten diente. Und natürlich gibt es auch eine Abteilung zu James Bond mit Garderobe und Requisiten aus den Filmen.
Neben den realen Objekten in den Vitrinen setzt das Haus vor allem auf Digitales und Interaktives. Jeweils mehr als 200 Monitore und Rechner sind in der Ausstellung verteilt. Die Besucher können sich durch die Entwicklungsgeschichte der Spionage klicken, sich selbst als Hacker ausprobieren, Wörter codieren und decodieren oder versuchen, einen Laserparcours zu überwinden, ohne einen Laserstrahl zu berühren. Außerdem gibt es zu vielen Themen Interviews mit Zeitzeugen. Top-Spion Werner Mauss ist dabei, auch der Ende 2014 verstorbene Karl-Heinz Kurras, der Todesschütze von Benno Ohnesorg, der in West-Berlin als Polizist und zugleich als IM für die Stasi gearbeitet hat, oder Werner Großmann, der letzte Geheimdienst-Chef der DDR.
Tierischer Einsatz: Tauben als Drohnen, Delfine als Unterwasserspione
Ein Bereich im Museum ist Tieren im Spionageeinsatz gewidmet. Bienen, Delfine, Wölfe und Katzen haben schon als Übermittler von Botschaften oder als Frühwarnsystem gedient. Eine Vorreiterrolle haben dabei zum Beispiel auch Tauben gespielt, die schon in der Antike als Kuriere eingesetzt wurden. Im Ersten Weltkrieg ließ man sie dann mit Fallschirmen und einer kleinen Kamera ausgestattet über feindlichem Gebiet hinab, um Informationen einzuholen. „Das waren die ersten Drohnen“, erklärt Museumsdirektor Joachim E. Thomas.
Thomas, der im Herbst vergangenen Jahres wegen einer Dienstwagen-Affäre und Unregelmäßigkeiten bei Abrechnungen als Geschäftsführer der Olympiastadion Berlin GmbH abberufen worden war, hat mit dem Museum große Pläne. „Wir wollen unter die Top Ten der Berliner Museen kommen“, sagt er und hofft auf mindestens eine halbe Million Besucher im Jahr.
Weltweit gibt es nur drei Spionagemuseen. Neben Berlin auch in Washington und Tampere
Zweifel, dass sich so viele Menschen für das neue Ausstellungshaus interessieren werden, hat er nicht. Es gebe ja weltweit nur ein Spy Museum in Washington sowie eines im finnischen Tampere. Und abgesehen von Häusern hierzulande, die sich ausschließlich der Methoden der DDR-Geheimpolizei widmen wie die Stasi-Museen in Berlin oder Leipzig, sei das neue Spy Museum das einzige umfassende Spionage-Museum in Deutschland, betont Thomas. Inzwischen. Erst in diesem Frühjahr musste das bis dahin einzige deutsche Spionage-Museum in Oberhausen Insolvenz anmelden und dicht machen.
Vielleicht sind die Chancen auf Erfolg hier größer. Berlin wird schließlich gern als Hauptstadt der Spione bezeichnet. Gerade die Zeit des Kalten Krieges mit Agentenaustausch, Abhörstationen und Spitzelei über die Mauer hinweg bieten für diesen Ruf reichlich Stoff.
Über die Kosten für das Museumsprojekt herrscht konspiratives Schweigen
Berlins Spy Museum wird privatwirtschaftlich betrieben und erhält keine Fördermittel. Zu den Kosten des Projekts und den Investoren will sich Thomas nicht äußern. Und Kurator Carsten Kollmeier, der auch Geschäftsführer des benachbarten und ebenfalls privat betriebenen Dalí-Museums ist, verrät, dass für den Aufbau des Museums eine jahrelange Recherchearbeit nötig war und allein die Anschaffung der Exponate eine höchst konspirative Angelegenheit gewesen sei. Für solche Ausstellungsstücke gebe es ja nur einen geheimen Markt und entsprechend wahre man über die Preise lieber Stillschweigen. Wahrscheinlich gehört das dazu, wenn es um ein Spionagemuseum geht: Ein paar Geheimnisse müssen eben bleiben.
Öffnungszeiten Das Spy Museum am Leipziger Platz 9 in Mitte ist ab Sonnabend täglich außer Heiligabend von 10 bis 20 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise Erwachsene zahlen 18 Euro Eintritt, Schüler, Studenten und Azubis 14 Euro. Kinder bis sechs Jahre sind frei. Ein Familienticket für zwei Erwachsene und maximal drei Kinder kostet 49 Euro. Die ersten 50 Besucher bei der Eröffnung am Sonnabend zahlen keinen Eintritt.
Internet Mehr Infos unter unter www.deutsches-spionagemuseum.de