Hunderte Flüchtlinge mussten das Lageso-Gelände wegen einer Bombendrohung verlassen, auch die SPD-Bundeszentrale wurde geräumt.

Die SPD-Bundeszentrale und die zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber in Berlin, das Lageso, sind am Dienstagnachmittag wegen Bombendrohungen geräumt worden. Die Polizei gab in beiden Fällen nach einiger Zeit Entwarnung. Bei der Durchsuchung des Willy-Brandt-Hauses an der Wilhelmstraße in Kreuzberg habe die Polizei nichts Verdächtiges gefunden, sagte ein SPD-Sprecher am Dienstag in Berlin. Das Gebäude sei nun wieder freigegeben.

Bei der SPD war am Dienstagnachmittag gegen 15 Uhr eine telefonische Bombendrohung eingegangen und war gegen 15.30 Uhr geräumt worden. Die Entscheidung traf nach Angaben von Berlins Polizeisprecher Thomas Neuendorf der Sicherheitsdienst des Gebäudes.

Hunderte Flüchtlinge müssen das Lageso-Gelände verlassen

Auch das Gebäude des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) an der Turmstraße in Moabit musste zur gleichen Zeit nach einer Bombendrohung geräumt werden, wie die Berliner Polizei mitteilte. Das Lageso ist für die Aufnahme von Flüchtlingen in Berlin zuständig. Täglich warten dort bis zu 2000 Menschen auf ihre Erfassung und Unterbringung.

Eine Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation berichtete der Berliner Morgenpost, etwa 500 Flüchtlinge hätten das Gelände verlassen müssen. Am Lageso war ein verdächtiger Koffer entdeckt worden. Doch bevor die Kriminaltechniker der Polizei das Gepäckstück untersuchen konnten, meldete sich der Besitzer. Nach rund eineinhalb Stunden konnte die Polizei Entwarnung geben.

Senator Czaja während des Drohanrufs vor Ort

Wegen eines Termins hielt sich zum Zeitpunkt des Eingangs der Drohung auch Senator Mario Czaja auf dem Gelände der Behörde auf. Der Berliner Morgenpost sagte Czaja: "Die Räumung erfolgte in geregelter Form. Der Dienstbetrieb musste unterbrochen werden".

Zusammenhang zwischen beiden Drohungen nicht ausgeschlossen

Die Polizei schloss einen Zusammenhang zwischen beiden Drohungen nicht aus. Die SPD sprach von einer Bedrohung von Rechts. „Seit Sigmar Gabriels Besuch in Heidenau erreicht das Willy-Brandt-Haus eine Flut von Bedrohungen verbunden mit fremdenfeindlicher Hetze“, sagte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi. „Wir müssen davon ausgehen, dass es sich um einen rein politischen Akt handelt.“ Die SPD werde keinen Millimeter von ihrer klaren Haltung abweichen.

Parteichef Gabriel hatte am Montag die Flüchtlingsnotunterkunft im sächsischen Heidenau besucht, vor der es am Wochenende zu Krawallen von Rechtsextremen gekommen war. Er hatte die Ausschreitungen scharf verurteilt und die Akteure als „Pack“ bezeichnet. Seitdem sieht sich die SPD-Zentrale mit einer Masse an rassistischen Pöbeleien in Form von Mails und Anrufen konfrontiert.