Berlin

Mondroboter aus Marzahn

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Jürgen Stüber

Der Regierende Bürgermeister informierte sich über Start-ups. Er sah er einen Mondroboter, einen Onlineschlüsseldienst und digitale Installateure.

Michael Müller wollte es genau wissen: Wie sicher der Onlineschlüsseldienst MyKeys24 denn wirklich sei und ob sich Einbrecher mit Hilfe der Smartphone-App Zugang zu fremden Wohnungen verschaffen könnten. „Dann zeigen Sie mir mal, wie das funktioniert“, sagte er neugierig zu dem sichtlich überraschten Gründer. Der Regierende Bürgermeister informierte sich am Montag auf einer Rundtour über die Berliner Start-up-Szene und sicherte den Gründern Unterstützung zu. Und er fragte sehr viel. Müller interessiert sich für die Berliner Gründerszene.

Der Regierende Bürgermeister bezeichnete es als eine herausragende Aufgabe des Senats, Gründern ausreichende Flächen für ihre Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Dabei gehe es darum, bestehende Reserven wie in Adlershof für die Gewerbeansiedlung zu sichern und neue zu erschließen. „Deshalb ist der Flughafen Tegel mit seinen 200 Hektar so wichtig. Den brauchen wir dringend.“ Ferner müsse die Schnittstelle zwischen den Gründern und der Wissenschaft optimiert werden. „Davon profitiert die Wirtschaft“, sagte Müller. Als weiteren Ansatz bei der Unterstützung der Gründerszene bezeichnete der Sozialdemokrat die Hilfe bei der Finanzierung der jungen Unternehmen.

Erste Station der Rundreise war das Unternehmen Part Time Scientists (PTS) in Kaulsdorf, was übersetzt Teilzeit-Wissenschaftler bedeutet, weil zahlreiche Teammitglieder noch andere Jobs haben. Sie arbeiten seit 2008 im Rahmen eines von Google ausgeschriebenen Wettbewerbs an einem Mondroboter, der in privater Initiative auf den Erdtrabenten geschossen werden und dort eine Strecke von mindestens 500 Metern zurücklegen soll. Der Suchmaschinenkonzern hat ein Preisgeld von 30 Millionen Dollar ausgelobt, das die 50 beteiligten Wissenschaftler in Marzahn gewinnen wollen. Unterstützt werden sie vom Autohersteller Audi, der auf neue Erkenntnisse in der Materialforschung und bei der Entwicklung elektrisch betriebener selbstfahrender Autos hofft. Audi hat laut PTS einen hohen einstelligen Millionenbetrag in das Projekt investiert. Der Roboter soll bis Mitte 2017 startklar sein. Bis dahin müssen die Entwickler noch das Landemodul entwickeln, das den Rover absetzen soll.

Die Berliner Forscher bekommen viel Unterstützung von Veteranen des US-amerikanischen Apollo-Programms. Sie hoffen auf neue Erkenntnisse über den Zustand des vor mehr als 40 Jahren auf dem Erdtrabanten geparkten Mondfahrzeugs der Weltraumbehörde Nasa. „Wir wollen zeigen, dass es auch für den Mittelstand greifbar ist, im All tätig zu werden“, sagte Teamleiter Robert Böhme.

Geradezu bodenständig war dagegen die zweite Station der Müller-Rundreise. Das Start-up Thermondo versteht sich als Handwerksunternehmen für Heizungsbau, wobei dieser Prozess komplett digital gesteuert wird. Ein Computer-Algorithmus findet die passende Heizung, die dann von ortsansässigen Betrieben montiert wird. Wie er diese Marktlücke gefunden habe, wollte Müller von Gründer Philipp Pausder wissen. Nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima habe sich gezeigt, wie riesig der dezentrale Wärmemarkt sei. 15 Millionen Ein-und Zweifamilienhäuser gebe es in Deutschland. Jede dritte Heizung sei älter als zehn Jahre. Und was der Kunde davon hat, fragte Müller. „Wir sind einfacher, schneller und transparenter als herkömmliche Handwerker“, antwortete Pausder.

Dritte Station: Immobilienscout24 – mit 540 Mitarbeitern und 16 Jahre alt längst kein Start-up mehr. Das Unternehmen bietet 900.000 Immobilien an und analysiert den Markt. Entwicklungschef Jan Hebecker zeigte dem Regierenden Bürgermeister anhand von Echtzeit-Statistiken, dass die Berliner Mietpreisbremse zu wirken beginnt. „Im aktuellen Monat sind die Mietpreise um 0,5 Prozent gesunken“, sagte Hebecker.