40.000 Fußballfans haben in Berlin das Final-Spiel der Champions League im Olympiastadion gefeiert. Juventus-Fan zündeten am Alexanderplatz mehrfach Feuerwerkskörper, doch sonst blieb alles friedlich.
Bei hochsommerlichen Temperaturen bis zu 30 Grad haben sich am Sonnabend überall in Berlin bis zu 40.000 Anhänger des FC Barcelona und von Juventus Turin auf das abendliche Champions-League-Finale im Olympiastadion eingestimmt. Stadtweit waren dabei 2800 Beamte der Berliner Polizei und der Bundespolizei im Einsatz.
Die Beamten zeigten auf vielen Plätzen sowie in Bahnhöfen und S-Bahnen Präsenz, verbrachten dabei allerdings von wenigen Ausnahmen abgesehen einen entspannten Sonnabend. Einige Unverbesserliche, die im dichten Gedränge der Fanmassen auf dem Alexander- und dem Breitscheidplatz Pyrotechnik zündeten, erwiesen sich bis zum Abend als größte Herausforderung der Einsatzkräfte, ansonsten blieb es friedlich.
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Sorgen bereitete den Einsatzkräften am Nachmittag kurzzeitig die Information, unter den italienischen Fans befänden sich zahlreiche sogenannte Ultras, besonders fanatische Anhänger. Einzelne von ihnen könnten Nazi-Symbole mit sich führen und zeigen, hatten Turiner Beamte ihren Berliner Kollegen mitgeteilt. Bis zum Abend kamen allerdings keine verbotenen Symbole zum Vorschein. Szenekundige Beamte aus Spanien und Italien hatten ihre Berliner Kollegen nicht nur im Vorfeld mit wichtigen Informationen versorgt, sie waren am Sonnabend auch vor Ort in Berlin im Einsatz.
Gefälschte Tickets im Umlauf
Eine erste Festnahme gab es bereits am Freitagabend. Getroffen hat es einen 47-jährigen Italiener, als er am S-Bahnhof Olympiastadion offenbar versuchte, gefälschte Eintrittskarten zu verkaufen. Ebenfalls festgenommen wurde am Sonnabendnachmittag am Alexanderplatz ein 23-jähriger Juventus-Fan, nachdem er mehrfach Feuerwerkskörper gezündet hatte. Bis zum Abend wurden zudem an den diversen Fantreffpunkten elf Taschendiebe auf frischer Tat erwischt und festgenommen.
Modemäßig waren an diesem Tag in Berlin eindeutig Längsstreifen angesagt. Auf dem Breitscheidplatz, der Anlaufstelle der Barcelona-Fans dominierte das Rot-Blau der Katalanen, rund um den Alexanderplatz, dem Treffpunkt der Juventus-Anhänger war Schwarz-Weiß die vorherrschende Farbkombination. Auf der Fanmeile am Brandenburger Tor trafen dann beide Gruppen aufeinander. Auseinandersetzungen beschränkten sich dabei auf den Wettbewerb, wer die lautesten Fangesänge anstimmt. Beobachtern zufolge endete der Sängerstreit mit einem leichten Plus für die Spanier.
Auch andernorts bestimmten die Fußballfans aus Südeuropa das Bild, auf Straßen und Plätzen ebenso wie in Bussen und Bahnen und selbst auf den Ausflugsdampfern auf der Spree. Tausende nutzten die Zeit bis zum Spielbeginn, um die Stadt zu erkunden.
Für Irritationen sorgte am späten Vormittag höchstens ein Einsatz des Ordnungsamtes am Alexanderplatz. Berlin war zwar am Sonnabend der Nabel der Fußball-Welt, Berlin hat aber auch ein „Allgemeines Sicherheits- und Ordnungsgesetz“, kurz ASOG genannt. Dort ist alles aufgelistet, was in der Hauptstadt nicht erlaubt ist. Und dazu gehört offenbar auch das unbefugte Betreten von Grünflächen. Kaum hatten es sich einige Fans im Schatten unter den Bäumen einer Grünanlage bequem gemacht, rückten knapp ein Dutzend Mitarbeiter des Bezirksamtes an, um derart ordnungswidriges Treiben augenblicklich zu unterbinden. Die Besucher folgten brav den Anordnungen, um dann, kaum dass die Ordnungshüter weitergezogen waren, ihre schattigen Plätze wieder einzunehmen.
Tausende Anhänger aus Barcelona und Turin waren bereits am Freitag angereist. Sie waren am Sonnabend bereits früh unterwegs, während in den Vormittagsstunden immer noch Dutzende Chartermaschinen weitere Fanmassen in Schönefeld absetzten. Hauptanlaufstellen der Frühaufsteher waren zunächst jedoch nicht die Fantreffpunkte am Breitscheidplatz und am Alex, sondern die Hotels, in denen die Mannschaften logierten. Vor dem „Grand Hyatt“ am Potsdamer Platz hatten sich die Barcelona-Fans eingefunden. Von Messi und Co bekamen sie zwar nichts zu sehen, einem Augenzeugen zufolge soll sich aber Frau Messi kurz am Fenster gezeigt und dabei stellvertretend für ihren Mann die Huldigungen entgegengenommen haben.
Warten auf die Idole
Was der Begriff „südländische Begeisterung“ bedeutet, zeigten Hunderte Juventus-Fans, die sich vor dem „Regent“-Hotel am Gendarmenmarkt eingefunden hatten. Die Menge verfiel förmlich in Raserei, als dort ein Balkontür aufging. Aber dann war es doch nur eine Reinigungskraft des Hotels.
Bereits am Vormittag hatte sich die Fanmeile am Brandenburger Tor gefüllt. Hier dominierten lange Zeit die Stände und Pavillons der Champions-League-Sponsoren. Ein Autohersteller hatte seinen Sportwagen in Position gebracht, ein Bankinstitut bat zur Podiumsdiskussion, ein russisches Energieunternehmen zum Torwandschießen. Das Sponsorenbier in grüner Plastikflasche kostete vier Euro. Von allen Seiten dröhnte lautstark Musik auf Tausende von Besuchern ein. Nach und nach eintreffende Juve- und Barca-Fans sangen schließlich mit steigender Lautstärke dagegen an.
Wie schon vor einer Woche beim DFB-Pokalfinale übernahm die Polizei auch diesmal wieder reine Serviceaufgaben. Auf Twitter und mittels Lautsprecherwagen wurden die Fans mit allen für sie wichtigen Informationen versorgt, auf Deutsch, Spanisch und Italienisch. Die Besucher aus Barcelona und Turin quittierten dies mit lautstarkem Applaus. „Beifall für polizeiliche Lautsprecherdurchsagen haben wir ansonsten eher selten“, kommentierte Polizeisprecher Stefan Redlich.
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BM