Der niederländische Gas- und Stromnetzbetreiber Alliander hat die Ausschreibung des Berliner Senats für den Bau neuer Stromladesäulen gewonnen. Sämtliche drei Lose, die die federführende Senatsverwaltung für Verkehr in einem komplizierten Verfahren ausgeschrieben hatte, gingen an Tochterunternehmen des niederländischen Konzerns. Das teilte Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) am Freitag mit.
Bis Oktober 2016, so sieht es der Vertrag vor, soll Alliander Zapfsäulen mit insgesamt 420 Ladepunkte aufstellen sowie den Betrieb dieser Säulen bis Mitte 2020 gewährleisten. Bei nachgewiesenem Mehrbedarf können zudem ab Oktober 2016 bis zum Ende der Vertragslaufzeit bis zu 700 weitere Ladeerrichtungen im gesamten Stadtgebiet folgen. Im Gegenzug erhalte Alliander bis zu 6,5 Millionen Euro aus Landesmitteln. Nach Ablauf der Vertragszeit gehen, falls Berlin es wünscht, die Säulen in Landesbesitz über. „Ob dies die fürBberlin günstigste Lösung ist, wird man prüfen müssen“, sagte der Staatssekretär.
„Ob tatsächlich die gesamte Summe abgerufen wird, hängt von der tatsächlichen Nachfrage ab“, sagte Gaebler weiter. Aktuell sind nach Auskunft der Berliner Agentur für Elektromobilität (EMO) rund 1000 Elektrofahrzeuge in der Hauptstadt unterwegs, 450 davon im Carsharing-Sektor. „Zunehmend gewinnt die Elektrobobilität auch im privaten Bereich an Bedeutung, so EMO-Leiter Gernot Lobenberg. Inzwischen würden drei- bis vier Jahre alte Autos erstmals auf dem Gebrauchtmarkt angebotem. Zudem seien in Deutschland inzwischen rund 30 verschiedene Fahrzeugmodelle am Start. „Dennoch gehen wir davon aus, dass die gewerbliche Nutzung zunächst weiter überwiegen wird“, so der Experte der landeseigenen Agentur, der die Auftragsvergabe begleitet hat.
Meiste Lademöglichkeiten innerhalb des S-Bahn-Rings
In dem mit Alliander vereinbarten Vertrag ist ferner geregelt, in welchen Stadtbereichen die Säulen errichtet werden sollen. Die meisten Lademöglichkeiten sollen demnach innerhalb des S-Bahn-Rings entstehen. 338 der 420 Steckdosen sollen zudem auf öffentlichem Raum entstehen, alle anderen auf halböffentlichen Plätzen. Im Interesse der Verbraucher und auch, um eine Monopolisierung zu vermeiden, wurde zudem vereinbart, dass Alliander auch anderen Säulenbetreibern, die bereits heute am Markt sind, ihre Infrastruktur zur Verfügung stellen sollen. „Der Kunde kann dann, egal bei wem er seine Ladekarte erworben hat oder mit wem er einen Vertrag abgeschlossen hat, an jeder Säule Strom beziehen“, sagte Lobenberg.
An der Ausschreibung des Senats hatten 28 Bewerber teilgenommen. Sieben wurde anschließend ausgewählt, ihr Konzept weiter auszuarbeiten. Im Laufe des Verfahrens sprangen zwei Mitbewerber ab. Unter den verbliebenen fünf Bewerbern setzte sich schließlich Alliander durch, weil diese die von Berlin formulierten Anforderungen am besten erfüllt hätten, sagte Lobenberg.
Kleinere Berliner Firmen nicht berücksichtigt
Im Vorfeld des Verfahrens hatten die Berliner Grünen im Abgeordnetenhaus das Vorgehen des Senats bei der Ausschreibung kritisiert, weil es kleinere Berliner Firmen, die jedoch innovative Ansätze verfolgt hätten, nicht berücksichtige. So hatte die Berliner Firmen Ubitricity und Ebee-smart Technologies Methoden entwickelt, mit der E-Fahrzeuge an Straßenlaternen aufgeladen werden können.
„Aus technischen Gründen ist an Berliner Straßenlaternen, falls überhaupt, nur langsames Aufladen möglich“, sagte Gaebler. Der überwiegende Teil der Berliner Straßenlaternen komme aber ohnehin für die Nutzung als Ladesäule nicht in Frage, weil diese nur eine Phase zur Stromversorgung haben und keine Reservephase, die man anzapfen könnte. „Da würde dann das Licht ausgehen, wenn der Ladevorgang beginnt“, ergänzte Gaebler.
Dennoch werde man auch diesen Firmen eine Chance geben. „Mit beiden Firmen wurden außerhalb dieser Ausschreibung vereinbarungen über bsi zu 100 Ladepunkte in allen Berliner Bezirken geschlossen“, versicherte Gaebler.