Asyl in Berlin

Erste Flüchtlinge in Köpenicker Containerdorf eingetroffen

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M. Behrendt, A. Gandzior und S. Pletl

Die Betten sind bezogen, die Küche in Betrieb: Der Bezug des neuen Flüchtlingsheims in Köpenick hat begonnen, die ersten neuen Bewohner sind eingetroffen. Berliner bringen Sachspenden vorbei.

Der ständig wachsende Zustrom von Flüchtlingen nach Berlin hat den Senat zu einem schnellen Handeln gezwungen. An sechs Standorten in fünf Bezirken werden seit dem Oktober Containerunterkünfte errichtet. Die ersten wurden am Sonnabend in Treptow-Köpenick eröffnet. Und noch am Nachmittag zogen Flüchtlinge in das Containerdorf an der Alfred-Randt-Straße im Salvador-Allende-Viertel. Die Menschen kommen nach Angaben der Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales unter anderem aus Syrien, Vietnam und Bosnien.

„Geplant ist, dass die ersten 30 Asylbewerber hier in ihre Zimmer ziehen können“, sagte Heimleiter Peter Hermanns am Sonnabend der Berliner Morgenpost. „Zwölf ausgebildete Sozialpädagogen mit guten Fremdsprachenkenntnissen werden die Bewohner in den ersten Wochen und Monaten ihres Aufenthaltes in Berlin betreuen.“ Gegen 14.30 Uhr hatten sie die erste Flüchtlingsfamilie in dem neu gebauten Containerdorf begrüßt. Mit mehreren Großraumtaxen trafen die Flüchtlinge an ihrer neuen Unterkunft ein. Bislang waren sie in der überlasteten Erstaufnahmestelle in Spandau untergebracht. Weitere 20 Flüchtlinge sollen am Montag einziehen.

Bereits am Sonnabendvormittag hatten Mitarbeiter der zuständigen Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales die Flüchtlingsunterkunft besucht und sich einen Überblick verschafft. Die 15 Quadratmeter großen Zimmer für jeweils zwei Personen sind mit zwei Betten, einem Kleiderschrank und einem Tisch und Stühlen eingerichtet. Für Familien mit Kindern steht jeweils ein zusätzliches Kinderzimmer zur Verfügung. Dieses ist vom Wohnraum nur durch eine Tür getrennt. Für alle Bewohner stehen Waschräume, Küchen und Toiletten in Gemeinschaftsräumen zur Verfügung.

Bauarbeiten erst im Januar beendet

In der Kürze der Zeit seien aber noch nicht alle Bauarbeiten beendet, hieß es. Während in den Wohncontainern alles für die Ankunft der Asylsuchenden bereit stehen würde, gäbe es noch ausstehende Arbeiten im Außenbereich. „Wenn uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, wird hoffentlich alles im Januar fertig sein“, sagte der Heimleiter.

Nach Bekanntwerden der Senatspläne für das Flüchtlingsheim hatte es in Köpenick Proteste gegeben. Am Sonnabend blieb aber alles ruhig. Die Polizei war dennoch vor Ort, um eventuelle Störer fernzuhalten. Kritik kam im Vorfeld auch von der Opposition im Abgeordnetenhaus. Massenquartiere am äußersten Stadtrand würden die Flüchtlinge ausgrenzen, sagten Vertreter der Piraten. Die Linke erklärte, der Senat nutze die Möglichkeit, Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen, zu wenig.

Anwohner fühlen sich nicht ausreichend informiert

„Ich warte ab, was passiert“, sagte ein Anwohner. Eigentlich habe er nichts gegen Ausländer, er fühle sich aber nicht ausreichend vom Senat informiert. „Hier sollte doch mal eine Turnhalle gebaut werden. Diese Pläne sind bestimmt für die nächsten Jahre auf Eis gelegt.“

Doch es gibt auch viele Köpenicker, die mit anpacken. In einem Klassenraum einer benachbarten Schule stapeln sich seit Tagen volle Umzugskartons. „Mehr als 100 Spender haben in den vergangenen Tagen Sachspenden vorbei gebracht. Die Menschen haben Spielsachen, Haushaltsgeräte, Kleidung und Bettwäsche verschenkt“, sagte Bettina Küster von der Initiative „Allende zwei hilft“. „Wir sortieren seit Tagen mit ehrenamtlichen Helfern die Sachen.“

Kisten mit Kleidung und Spielzeug

Mattis und Noah, neun und elf Jahre alt, brachten am Sonnabend auch zwei Kisten voll mit Sachen in die Schule. „Das brauchen wir nicht mehr“, sagte der Jüngere. „Das sind Pullover und Hemden, die uns nicht mehr passen, und auch Spielzeug.“ In den kommenden Tagen sollen die Sachen an die Flüchtlinge verteilt werden. „Wenn die Bauarbeiten an den Container fertig sind und sich die Bewohner eingelebt haben, wird es im Februar in der Alten Försterei ein Fest mit Asylbewerbern und Köpenickern geben“, sagte der Heimleiter. Da wollen Mattis und Noah auch dabei sein.

Gegner der Containerdörfer hatten am Sonnabend in der Zeit zwischen 19 Uhr und Mitternacht zu einer Kundgebung an der Franz-Stenzer-Straße in Marzahn aufgerufen. Der Veranstalter rechnete mit bis zu 500 Teilnehmern.