Die 22 Berliner Ferienschulen für Flüchtlingskinder sind auch 2014 stark nachgefragt. Allein in Neukölln haben sich 112 Kinder angemeldet. Sie sollen spielerisch lernen – und natürlich Spaß haben.
Deutsch lernen, Freunde finden, das Wohnumfeld erkunden – das bieten 22 Ferienschulen in Berlin Flüchtlingskindern in diesem Sommer. Laut Bildungsverwaltung werden etwa 370 neu zugewanderte Kinder und Jugendliche an den Sommerkursen teilnehmen. Allein in Neukölln sind bisher 112 Schüler für insgesamt acht Sommerkurse angemeldet.
Die Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen Schulen und auch aus benachbarten Bezirken. Ferienschulen werden in Kooperation mit Trägern der freien Jugendhilfe angeboten. Die Träger haben unterschiedliche Konzepte. In der Regel findet ein Sommerkurs täglich für sechs Stunden und über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen statt.
Das Programm der Ferienschulen ist vielfältig: Neben zwei Stunden Sprachunterricht pro Tag wird gespielt und Sport getrieben. Auch künstlerische Projekte und Ausflüge gehören zum Angebot. Die Teilnahme ist kostenlos. Und einige Träger bieten nach den Sommerferien eine unterrichtsbegleitende Nachbetreuung an.
Ferienschulen haben sich in Berlin bewährt
Die erste Ferienschule gab es 2011 in Neukölln an der Hans-Fallada-Schule. Die Grundschule an der Harzer Straße hatte damals sehr viele Flüchtlingskinder ohne Deutschkenntnisse aufgenommen. Neuköllns Bildungsstadträtin Franziska Giffey (SPD) forderte daraufhin mehr Unterstützung. „Wir brauchten Sprachmittler und wollten darüberhinaus die Genehmigung haben, einige Schulen auch im Sommer offenzuhalten“, erinnert sich die Bildungsstadträtin.
Das Projekt hat sich bewährt. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sieht in den Sommerschulen eine Bereicherung der Willkommenskultur in den Kiezen und in ganz Berlin. „Ferienschulen ermöglichen eine intensive Förderung der deutschen Sprache in Verbindung mit Kreativ- und Freizeitangeboten“, sagt sie. Den Kindern würden neue Lernstrategien und Erfolgserlebnisse vermittelt, ihre Teamfähigkeit werde gestärkt.
Anzahl der Kinder ohne Deutschkenntnisse deutlich gestiegen
Die Anzahl der Kinder ohne Deutschkenntnisse, die an den Berliner Schulen lernen, hat in den vergangenen drei Jahren deutlich zugenommen. Wurden im Schuljahr 2011/12 lediglich 628 Schüler in speziellen Willkommensklassen unterrichtet, sind es gegenwärtig bereits 3067 Kinder. Ihre Zahl hat sich damit fast verfünffacht. Auch gibt es mehr Willkommensklassen, in denen die Schüler zunächst Deutsch lernen sollen, damit sie schließlich in Regelklassen aufgenommen werden können – von 54 auf 265 stieg die Zahl. Besonders viele Kinder, die nicht Deutsch sprechen können, werden in den Bezirken Mitte, Neukölln, Reinickendorf und Spandau unterrichtet.
Zu den freien Trägern, die in Neukölln Ferienschulen organisieren, gehört die Ambulante Sozialpädagogische Erziehungshilfe e.V. (Aspe). Daniel Ibraimovic ist bei Aspe für interkulturelle Jugendhilfe zuständig. „Wir sind in diesem Sommer an der Hans-Fallada-Grundschule und an der Löwenzahn-Grundschule aktiv“, sagt er. Die erste Sommerschule werde am Montag an der Hans-Fallada-Schule starten. Dort würden sich sechs Mitarbeiter – Lehrer, Erzieher, Sozialpädagogen – um etwa 25 Kinder kümmern.
Berliner Sommerschulen – Sprachförderung, Spiel, Spaß und Bewegung
Neben Sprachförderung geht es in den Sommerkursen aber ebenso um Spiel, Spaß und Bewegung. „Wir haben in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Ibraimovic. Die Kinder würden nicht nur Deutsch lernen, sondern auch soziale Kontakte zu Gleichaltrigen und Pädagogen knüpfen und ihr soziales Umfeld kennenlernen. „Die Eltern dieser Kinder sind meist überfordert, sie müssen erst einmal ankommen in Deutschland“, sagt Ibraimovic. Die Kinder würden deshalb die Angebote der Sommerschule ganz besonders genießen. „Sie kommen gern und warten morgens meist schon vor der Schultür, lange bevor es losgeht.
Auch Carsten Paeprer, Schulleiter der Hans-Fallada-Grundschule, ist von der Sommerschule überzeugt. „Den Kindern wird eine Struktur vermittelt und der Austausch mit anderen Kindern ermöglicht“, sagt er. Der Schulleiter wünscht sich deshalb, dass auch Schüler, die schon vor längerer Zeit nach Berlin gekommen sind, an den Sommerschulen teilnehmen können.
Ilja Koschemba, Sprecher von Senatorin Scheeres, verweist indes auf weitere Angebote. „Mit dem Superferienpass, den einkommensschwache Familien kostenlos bekommen, können die Kinder viele Veranstaltungen besuchen, ohne bezahlen zu müssen“, sagt er.