Berlin findet nicht genügend Lehrer und die Schüler nicht genügend Schulen. Die CDU fordert nun, Lehrer in Berlin wieder zu verbeamten.

Berlins Schulleiter sehen die Unterrichtsversorgung in der Stadt gefährdet. Grund ist der Mangel an Bewerbern für offene Lehrerstellen. In den jüngsten Einstellungsrunden für das kommende Schulhalbjahr konnten wie berichtet nur 184 von 294 Stellen besetzt werden.

Das tatsächliche Ausmaß des Lehrermangels ist aber noch viel größer, heißt es in einer Stellungnahme der Vereinigung Berliner Schulleiter in der GEW. Denn unter den Verträgen würden die Unterschriften noch fehlen. Erfahrungsgemäß würden viele Bewerber noch abspringen, wenn sie in einem anderen Bundesland eine Stelle bekommen. Die Zahl der tatsächlichen Einstellungen könnte sich also noch verringern.

Naturwissenschaften und Musik sind das größte Problem

Bereits das Einladungsverfahren hatte gezeigt, dass nicht mehr genügend Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt sind. „Auffällig ist, dass in zentralen Bereichen nur die Hälfte der eingeladenen Bewerber erscheinen“, sagte der Vorsitzende der Vereinigung der Berliner Schulleiter, Paul Schuknecht. Betroffen seien vor allem naturwissenschaftliche Fächer und das Fach Musik. Im Einstellungsverfahren für Sonderpädagogen seien 93 Bewerber eingeladen worden, aber nur 45 erschienen. Viel zu wenige für die 70 Schulen, die Sonderpädagogen suchen.

Vor allem Brennpunktschulen, Sekundarschulen ohne Abiturstufe und Schulen am Stadtrand würden leer ausgehen bei der Suche nach Lehrern in sogenannten Mangelfächern, heißt es in einer Erklärung der Vereinigung der Berliner Schulleiter. Einen wesentlichen Grund für den Lehrermangel sehen die Schulleiter in dem ungelösten Gehaltsproblem. In Berlin werden die Lehrer anders als in den meisten anderen Bundesländern nicht verbeamtet.

Die gewährte Gehaltszulage, die als Ausgleich dafür gewährt wird, ist nicht tariflich gesichert und kann jederzeit gestrichen werden. Aber auch die sogenannten zentralen Castings werden von den Schulen kritisiert. Die Massenveranstaltung sei ungeeignet, und die Verfahren müssten früher stattfinden, so die Schulleiter. „Ohne Veränderung des Einstellungsverfahrens droht sich die Spaltung der Berliner Schullandschaft in Schulen erster und zweiter Klasse weiter zu vertiefen“, warnte Schuknecht.

CDU fordert Verbeamtung

Nach Ansicht der Senatsbildungsverwaltung ist die Situation weniger dramatisch. „Jetzt folgen ja noch die schulbezogenen Bewerbungsrunden. Auf unserer Liste stehen 1788 Bewerber, alle Fächerkombinationen sind vertreten“, sagte Beate Stoffers, Sprecherin von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Ziel der Bildungsverwaltung sei es, bis Mai dieses Jahres 400 neue Lehrer einzustellen. Das sei nötig, weil viele Pädagogen bis dahin in Pension gehen würden. „Für das gesamte Jahr sind mehr als 1300 Neueinstellungen geplant“, sagte Stoffers.

Angesichts der dramatischen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt fordert die CDU, Lehrer wieder zu verbeamten. Um ausreichend qualifizierte Fachlehrer für die Berliner Schulen zu finden, nimmt der Landesvorstand der CDU Berlin seine Forderung aus dem Jahr 2011 wieder auf. Dabei hatten sich SPD und CDU erst im Koalitionsvertrag darauf verständigt, auf die Verbeamtung von Lehrern weiterhin zu verzichten.

Doch der CDU-Landesvorstand verweist nun auf die Pensionierungswelle bei Pädagogen bei gleichzeitig steigenden Schülerzahlen. Damit verbunden sei ein permanent drohender Unterrichtsausfall. „Eine Verbeamtung, mit der klare Rechte und Pflichten, Eingruppierungen und Aufstiegsmöglichkeiten verbunden sind, ist die einzig richtige und nachhaltige Antwort auf die Herausforderungen der Berliner Schulpolitik“, sagte Kathrin Schultze-Berndt, Vorsitzende der Fachgruppe Schulpolitik in der CDU.

In Pankow fehlen 6000 Grundschulplätze

In den kommenden Jahren dürfte sich der Lehrermangel noch verschärfen, denn die Schülerzahlen wachsen. Einige kinderreiche Bezirke können nicht einmal mehr die Versorgung mit ausreichend Grundschulplätzen garantieren. „Pankows Grundschulen stehen vor dem Kollaps“, sagte Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD), Bildungsstadträtin von Pankow.

Bis 2017 sei damit zu rechnen, dass die Schulen 8000 Kinder aufnehmen müssen. Die Kapazitäten würden aber nur für etwa 2000 zusätzliche Kinder reichen. Dabei seien Wohnungsbauvorhaben, die jetzt im Bau, in der Planung oder nur im Kopf von Investoren seien, noch gar nicht berücksichtigt. Die Stadträtin fordert daher dringend Hilfe vom Land Berlin. „Wir haben nicht die Mittel, um die Schulversorgung langfristig sicherzustellen“, so Zürn-Kasztantowicz.