Müllproblem

Stadtrat will Grillen im Tiergarten verbieten

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Für Mittes neuen Stadtrat für Wirtschaft und Ordnung, Carsten Spallek (CDU), stellen die Hinterlassenschaften der Grillfreunde ein großes Problem dar. Der Nachfolger von Joachim Zeller (CDU) fordert daher ein generelles Grillverbot im Großen Tiergarten, weil der Bezirk auf den Kosten für die Müllbeseitung sitzen bleibe.

Viele Berliner zieht es auch heute wieder in Scharen in den Großen Tiergarten. Bei Temperaturen um 30 Grad und strahlendem Sonnenschein steigen aus unzähligen Grills Rauchschwaden empor. Am Ende des Tages werden die Rauchschwaden verschwunden sein, der Müll aber nicht. Wie so oft in den vergangenen Wochen, den vergangenen Sommern. Pappteller, Bierflaschen, sogar ganze Grills landeten nicht im Mülleimer, sondern blieben auf den Grünflächen zurück. Sogar glühende Kohlen wurden vielerorts einfach auf dem Rasen „entsorgt“.

Für Mittes neuen Stadtrat für Wirtschaft und Ordnung, Carsten Spallek (CDU), stellen die Hinterlassenschaften der Grillfreunde ein großes Problem dar. Der Nachfolger von Joachim Zeller (CDU) fordert daher ein generelles Grillverbot im Großen Tiergarten, sofern weiterhin die Grünflächen als Müllhalde missbraucht würden und der Bezirk dabei auf den Kosten sitzen bleibe. „Auf Dauer ist diese Situation nicht hinzunehmen“, sagt Spallek. „Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem wir das Grillen im Großen Tiergarten überdenken müssen.“

„Grill-Touristen“ aus Neukölln

An einem schönen Wochenende würden alleine 15?000 Euro für die Müllbeseitigung anfallen. Hinzu kämen Kosten für Schäden an Bäumen, Sträuchern und Rasenflächen, so der Stadtrat.

Dass besonders der Große Tiergarten bei Grillern so beliebt sei, liege an den unterschiedlichen Regelungen in den Bezirken, so Spallek. In einigen ist das Grillen auf ausgewiesenen Flächen erlaubt, in anderen generell nicht. Absolute Grillverbote wie etwa im Bezirk Neukölln würden somit zu einem regelrechten „Grill-Tourismus“ in Richtung Tiergarten führen, so Spallek. „Entweder man richtet in allen Bezirken öffentliche Grillplätze ein oder man verbietet es überall.“ Da ersteres nicht politisch durchzusetzen sei, wäre ein komplettes Verbot die logische Folge. Grundsätzlich gelte jedoch: „Wenn sich jeder so verhalten würde, wie es der normale Menschenverstand erwarten lässt, dann hätten wir diese Probleme gar nicht“, so der Stadtrat.

Seit Monaten bewegt die öffentliche Diskussion um verdreckte Parks nun schon die Hauptstadt. Ausgelöst wurde die Debatte im vergangenen April, nachdem sich allein im Großen Tiergarten nach den sonnigen Ostertagen 15 Tonnen Müll ansammelten. Vorschläge, wie das Problem gelöst werden könnte, gab es in der Vergangenheit genug. Die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus schlug eine Kurtaxe für Grillen und Picknicken im Park vor. Mittes ehemaliger Stadtrat Joachim Zeller (CDU) machte sogar den unorthodoxen Vorschlag, den Müll einfach liegenzulassen, um die Griller mit den eigenen Hinterlassenschaften zu konfrontieren – quasi als Schocktherapie. Nachfolger Spallek hält davon allerdings nicht viel. Den Müll nicht zu entsorgen, sei aufgrund von Sicherheitsbedenken sowie aus hygienischen Gründen nicht zu verantworten. Und für eine Kurtaxe fehle schlicht das Personal. Sieben Mitarbeiter des Ordnungsamtes stünden für das Gebiet im Großen Tiergarten zur Verfügung. „Das hört sich viel an, ist es aber leider nicht“, sagt er.

Die Mitarbeiter würden stets zu zweit im Mehrschichtbetrieb arbeiten und müssten ein Gebiet von rund 30 Hektar kontrollieren. Zudem seien Verstöße gegen die Grillordnung nur schwer durchzusetzen, da Betroffene auf frischer Tat ertappt werden müssten und die Beweislast bei den Ordnungsamtsmitarbeitern liege. „Ein grundsätzliches Grillverbot würde sehr viel einfacher durchzusetzen sein“, so Spallek.

CDU sucht Bündnispartner

Die Chancen auf ein eventuelles Verbot sind laut Spallek indes gering. In der Bezirksverordneten-Versammlung (BVV) habe die CDU-Fraktion schon in der Vergangenheit für ein Verbot geworben, hätte sich aber mit ihrem Anliegen nicht durchsetzen können. „Wenn sich jedoch nicht bald etwas ändert, werde ich mich verstärkt dafür einsetzen“, so Spallek weiter.

Die Hobby-Griller Christian Gose und Gabi Rudolph haben für den Müll anderer Griller im Großen Tiergarten kein Verständnis. „Das ist wirklich ärgerlich, wie manche mit dem Tiergarten umgehen“, so Christian Gose. Das Paar hat es sich auf einer der Grünflächen gemütlich gemacht. Auf einem kleinen Grill brutzeln Würstchen und Steaks. Die beiden kommen immer wieder zum Grillen im Großen Tiergarten. Ihren eigenen Müll entsorgen sie dabei immer in den vorgesehenen Abfallbehältern, die Kohle wird selbstverständlich abgelöscht.

Das Pärchen würde auch weiterhin gern in Berlins „Central Park“ grillen. „Ein generelles Verbot wäre sicherlich gut für den Park, aber schlecht für uns“, sagt Christian Gose.