Wohnungsbau

Ost-Berliner Plattenbauten bleiben erhalten

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Ingo Rössling

Die Wohnungsbaugenossenschaft Degewo erklärt den "Stadtumbau Ost" in Marzahn für abgeschlossen. 61 Millionen Euro wurden seit 2002 für das ehrgeizige Programm aufgewendet.

In Deutschlands größter Plattenbausiedlung Marzahn hat das Wohnungsunternehmen Degewo den „Stadtumbau Ost“ endgültig abgeschlossen. 61 Millionen Euro wurden seit 2002 für das ehrgeizige Programm aufgewendet. Mehr als die Hälfte der Mittel steuerten Bund und Land Berlin bei. In dieser Woche sind im Schorfheideviertel in Marzahn-Nord und an der Ludwig-Renn-Straße/Mehrower Allee in Marzahn-Mitte die letzten neuen Parks und Grünanlagen an die Mieter übergeben worden. Eine Abriss- und frühere Betonfläche wurde in eine typische Schorfheide-Landschaft mit drei Meter hohen Erdhügeln, Kiefern und Gräsern verwandelt. Auf vielfachem Wunsch der Anwohner wurden darin 25 „Mufus“ eingebettet. Dabei handelt es sich um weiße, sechs mal drei Meter große Multifunktionsboxen, die aus der Luft wie eine grasende Schafherde wirken. Sie werden als Garagen oder Hobbyräume genutzt.

Degewo-Vorstand Frank Bielka nannte den „erfolgreichen Stadtumbau Ost eines der wichtigsten Kapitel der jüngeren Geschichte des traditionsreichen Unternehmens“. Die Bilanz: 3538 Wohnungen wurden abgerissen, 1160 umgebaut und aufgewertet. Als ein „Leuchtturmprojekt“ für ganz Deutschland betrachtet die Degewo die „Ahrensfelder Terrassen“ in Marzahn-Nord, wo bis zum Jahr 2006 aus maroden Elfgeschossern mit ursprünglich 1670 Wohnungen drei- bis sechsstöckige Stadtvillen im maritimen Look wurden. Sie sind voll vermietet. Das Projekt kostete allein 30 Millionen Euro. „Dieses Erfolgsmodell musste aber ein Einzelfall bleiben“, sagt Bielka, „weil Fördermittel in dieser Höhe nicht mehr fließen konnten“. Ihren Leerstand konnte die Degewo, die in Marzahn noch über knapp 18.000 eigene Wohnungen verfügt, drastisch verringern. Von anfangs mehr als 16 Prozent sank er bis Oktober 2008 auf 7,3 Prozent und liegt aktuell bei 5,5 Prozent.

Doch nicht so hässlich

Bielka: „Zunehmend ziehen Leute aus allen Teilen Berlins nach Marzahn.“ Und sie würden feststellen: „Das ist ja gar nicht die hässliche, graue Bronx, die ich mir vorgestellt habe.“ Ein künftiger Unternehmens-Schwerpunkt werde es sein, sich sowohl auf junge Familien und Singles als auch auf die demografische Entwicklung einzustellen. So seien bereits fast 40 Prozent der Degewo-Mieter in Marzahn zwischen 60 und 75 Jahre alt. Man wolle zwar nicht alle Häuser seniorengerecht ausstatten, aber könne in allen Wohnquartieren entsprechende Häuser bereitstellen.

Weitere Abrisse schließt die Degewo aus. Nachdem das Programm „Stadtumbau Ost“ beendet ist, kündigte Bielka aber die komplette Sanierung weiterer Plattenbauhäuser aus dem Degewo-Bestand an. Als nächstes seien marode Elf- und Sechsgeschosser mit ihren grauen Fassaden an der Havemannstraße und Golliner Straße in Marzahn-Nord an der Reihe.

Noch viel leerstand

Dort gebe es auch noch viel Leerstand. Über Investitionssummen möchte Bielka aber noch nicht sprechen. Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) sagte: „Man kann zwar dank der Kraftanstrengungen gut leben in Marzahn, aber beim Stadtumbau und bei der Stadtentwicklung gibt es künftig noch viel zu tun.“ Dabei denkt sie auch an mehr Generationsübergreifende Begegnungsstätten, Wohngemeinschaften für Senioren, eine bessere Einzelhandelsstruktur und ein günstiges Umfeld für junge Familien.