Pro

Warum das Neue Museum gut gelungen ist

Christoph Stölzl

Christoph Stölzl sieht die Arbeit von David Chipperfield als Kunstwerk und als ein wunderbares Gehäuse für alte Weltkunst.

Es gibt Architektur, die kommt, sieht und siegt und vergessen macht, dass vorher etwas anderes da war: der sprichwörtliche Neubau „auf der grünen Wiese“. Es gibt Architektur, die schlechte Nachbarschaft zum Alten hält. Unser Wiederaufbau nach dem Krieg ist voll davon gewesen. Und es gibt Architektur, die aus dem Geist der Liebe zum Alten lebt und dennoch die Kraft zum Neuen behält. Ob der Umgang der Gegenwart mit den Fragmenten der Vergangenheit gelingt, steht und fällt damit, ob die vorhandene Substanz reich genug ist für einen Rettungsversuch. David Chipperfield hat sich ein Jahrzehnt in jedes Detail der Kriegsruine geliebt. Das Haus hat die Liebe erwidert. Entstanden ist ein Kunstwerk, modern in seinem abstrakten Farbenzauber, in dem die Stofflichkeit der Baumaterialien in Poesie verwandelt wurde. Das Neue Museum strahlt jetzt zart wie ein Gemälde von Morandi. Es wird ein wunderbares Gehäuse für die Zeugnisse der alten Weltkunst werden.