Serie

Graffiti-Spektakel am Steglitzer Bierpinsel

| Lesedauer: 10 Minuten
Katrin Lange

Foto: M. Lengemann

Was ändert sich 2010 in den zwölf Bezirken? Morgenpost Online stellt die wichtigsten Neuerungen in einer Serie vor. Heute geht es um den Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Hier bekommt das heimliche Wahrzeichen des Bezirks, der Bierpinsel, ein völlig neues Gesicht - und wird im April unter dem Namen "Schloss-Turm" als Event-Location mit Gastronomie wiedereröffnet.

Die Schloßstraße behauptet sich auch in diesem Jahr wieder als Zentrum des Bezirks Steglitz-Zehlendorf, um das sich alles dreht. Die Einkaufsmeile wird ihr Gesicht weiter verändern mit breiteren Bürgersteigen zum Flanieren, einem neuen Bürohaus an der Ecke Ahornstraße und einem spektakulären Kunstprojekt am Bierpinsel.

Personal und Verwaltung

Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf muss 2010 auf seine Ersparnisse zurückgreifen, um die angespannte Haushaltslage abzufedern. Für einen ausgeglichenen Haushalt hat der Bezirk 2,5 Millionen Euro aus den Rücklagen in den bezirklichen Etat umgeschichtet. An Personaleinsparungen kommt auch der Südwesten nicht vorbei: In der Verwaltung sollen in diesem Jahr 50 Stellen abgebaut werden.

Bauprojekte

Steglitzer Kreisel

Die Zukunft des Steglitzer Kreisels soll sich in diesem Jahr entscheiden. Nach dem Besuch von Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) im Südwesten, bei dem er die Aussicht vom Dach des 118 Meter hohen asbestverseuchten Bürohochhauses genießen konnte, prüft er nun drei Optionen: den Verkauf ohne Asbest-Sanierung, den Verkauf mit Asbest-Sanierung und den Rückbau, also Abriss, des Gebäudes. Damit ist die Debatte erneut eröffnet, die bereits sein Vorgänger Thilo Sarrazin (SPD) erfolglos geführt hat. Gegen einen Abriss spricht, dass das Land nicht allein Eigentümer des Kreisels ist sondern gemeinsam mit dem Immobilienunternehmen Becker&Kries. Und das ist gegen einen Abriss. Sarrazin hat mehrfach versucht das Hochhaus unsaniert zu verkaufen - vergeblich. Kein Interessent wagte sich an das Objekt heran. Schließlich wollte das Land das Haus zunächst vom Asbest befreien, um danach erneut zu versuchen, das Stahlskelett zu verkaufen. Geschätzte Kosten: 31 Millionen Euro. Unterhaltungskosten: monatlich 87 000 Euro.

Boulevard Berlin

Das Bauprojekt "Boulevard Berlin" wird 2010 in seine zweite Phase treten. Nachdem das umgebaute Karstadt-Haus im vergangenen Jahr eröffnet wurde, beginnen in diesem Jahr die Rohbauarbeiten am Standort des ehemaligen Wertheim-Kaufhauses. Ende 2011 soll das Projekt mit neuer Einkaufspassage, Galerien und Gastronomie abgeschlossen sein. Die Treitschkestraße bleibt während der Bauarbeiten für den Verkehr komplett gesperrt.

Bürohaus

An der Schloßstraße Ecke Ahornstraße wird im ersten Quartal 2010 ein neues Büro- und Geschäftshaus eröffnet. Woolworth kehrt nicht an den Standort zurück, dafür soll eine Filiale von C&A einziehen. Die oberen Etagen teilen sich Arztpraxen und Versicherungsbüros.

Schwimmhalle

Seit 2006 ist das Schwimmbad Finckensteinallee geschlossen. In diesem Jahr kann nun endlich die sechs Millionen Euro teure Sanierung beginnen. Das Geld kommt aus dem Bädersanierungsprogramm und dem Konjunkturpaket II. Gebäude, Becken und Technik werden komplett instand gesetzt und modernisiert. Die Halle soll Ende 2011, Anfang 2012 wiedereröffnet werden.

Spielplätze

In Zehlendorf-Süd wird der Spielplatz am Werner-Sylten-Weg in diesem Jahr umgebaut. Erneuert und erweitert wird auch der Spielplatz am Goldmühler Weg, Ecke Bernecker Weg in Lankwitz.

Sportstätten

Im Ernst-Reuter-Stadion an der Onkel-Tom-Straße in Zehlendorf ist die Tribünenüberdachung in diesem Jahr fertig. Ein neuer Kunstrasenplatz kann auf dem benachbarten Ernst-Reuter-Sportfeld von den Sportlern in Besitz genommen werden. Übergeben werden auch die neuen Umkleidegebäude mit Sanitärtrakt im Stadion Wannsee.

Musikschulvilla

Die von der Musikschule genutzte Villa an der Grabertstraße in Südende wird im laufenden Jahr saniert und umgebaut. Für den reibungslosen Betrieb müssen unter anderen Schallschutzwände eingezogen werden. Damit ist der Standort für die Musikschule gesichert. Sie musste zwischenzeitlich das Gebäude räumen, um Platz für ein privates Kulturzentrum zu schaffen. Das meldete nach drei Jahren Insolvenz an.

Oskar-Helene-Heim

Nach Jahren des Leerstands und der Suche steht jetzt wieder ein potenzieller Investor bereit, um das Gelände der ehemaligen orthopädischen Klinik zu entwickeln. Der Vorbescheid über eine Wiederbelebung des Klinikgeländes mit einer medizinischen Nutzung und Wohnbebauung wird derzeit im Stadtplanungsamt geprüft.

Rathaus Zehlendorf

Die Pläne für die Sanierung des Rathauses Zehlendorf sollen weiter vorangetrieben werden. In diesem Jahr soll für die geplanten Bauarbeiten ein Ausschreibungsverfahren beginnen. Das Rathaus wird den Planungen zufolge für 14 Millionen Euro mit Solarzellen, Erdwärmespeicher und Fassadendämmung zum klimatechnisch modernsten Verwaltungsstandort Europas umgebaut.

Straßenbau

Schloßstraße

Der Umbau der Schloßstraße schreitet in diesem Jahr mit großen Schritten voran. Ziel ist es, vom Walther-Schreiber-Platz bis zur Ahornstraße nur noch eine Fahrspur für Autos, Busse und Lieferverkehr sowie einen Fahrradweg zu haben. Die gewonnene Fläche wird den Gehwegen zugeschlagen, die künftig zum Flanieren einladen sollen.

Hildburghauser Straße

Auch mit dem Ausbau der Hildburghauser Straße soll 2010 begonnen werden. Noch ist nicht geklärt, ob der Senat dem Wunsch von Bezirk und Anwohnern zustimmt, im Blanckertzweg auf Radwege zu verzichten. Die Anwohner müssen sich an den Kosten des Ausbaus beteiligen und sind daher für die kostengünstigste Variante.

Verkehr

Vom August bis Oktober sollen die Gleise der U 3 vom Breitenbachplatz bis zur Podbielskiallee erneuert werden. In der siebenwöchigen Bauphase bleibt die Strecke immer ab 22 Uhr bis Betriebsbeginn voll gesperrt. Im Moment wird bereits der Tunnel zwischen Breitenbachplatz und Schorlemmerallee saniert. In diesem Jahr ist auch die Instandsetzung des U-Bahnhofes Breitenbachplatz geplant. Mit dem Einbau eines Aufzuges soll er behindertengerecht umgebaut werden. Die BVG plant zudem entlang der U 3 zwischen Breitenbachplatz und der Endhaltestelle Krumme Lanke sowie an der U 9 an den Haltestellen Rathaus Steglitz und Schloßstraße die Installation von Fahrradabstellanlagen.

Schulen

Im Zuge der Schulstrukturreform gehen zum Schuljahr 2010/11 vier neue Sekundarschulen an den Start: Die Johann-Thienemann-Schule, Max-von-Laue-Schule, Friedrich-Bayer-Schule und Kopernikus-Schule werden ihren Status als Haupt-, Real- und Gesamtschule verlieren und künftig als Sekundarschule vom mittleren Schulabschluss bis zum Abitur verschiedene Abschlüsse anbieten. Allein 3,8 Millionen Euro fließen in den Umbau der Max-von-Laue-Schule, die allein aus dem Bezirksetat finanziert werden. Ein weiterer Meilenstein in der bezirklichen Schulgeschichte: Die Nikolaus-August-Otto-Hauptschule wird zum Schuljahr 2010/11 mit der Grundschule am Rohrgarten zu einer Gemeinschaftsschule mit Montessori-Pädagogik zusammengehen.

Kultur

Bierpinsel

Nachdem der Bierpinsel an der Tiburtiusbrücke drei Jahre lang geschlossen war, soll er im April unter dem Namen "Schloss-Turm" als Event-Location mit Gastronomie wiedereröffnet werden. Gleichzeitig startet ein Kunstprojekt im und am Turm. Drei Street-Art-Künstler werden die Fassade des 46 Meter hohen Gebäudes so gestalten, dass von jeder Seite ein anderes Bild zu sehen ist. Eine Herausforderung für die Künstler wird die Arbeitsweise sein - sie müssen sich mit einem Lift außen am Gebäude entlang hangeln. Passend zum Jahr der Wissenschaften soll unter anderen der Kopf von Nobelpreisträger Max Planck zu sehen sein. Auch im Turm wird sich alles um das Thema Kunst und Kultur drehen. Die Eventfläche in der 2. Etage kann bereits gemietet werden.

Wissenschaftsmeile

Der Südwesten will sich im Jahr der Wissenschaften als einer der herausragenden Wissenschaftsstandorte in Berlin präsentieren. Der Bezirk organisiert vom 16. Mai an eine Wissenschaftsmeile, auf der sich Institute und universitäre Einrichtungen, die ihren Sitz in Steglitz-Zehlendorf haben, entlang der Schloßstraße vorstellen. Mit dabei sind unter anderen die Bundesanstalt für Materialforschung, die FU und das Max-Planck-Institut.

Deutsch-Amerikanisches Volksfest

Überraschend und zur Freude von Veranstalter und Bezirk kann das 50. Deutsch-Amerikanische Volksfest im Jubiläumsjahr noch einmal im Sommer auf dem Festgelände am Hüttenweg stattfinden. Ursprünglich sollten auf dem bereits verkauften Gelände der ehemaligen Truman Plaza die Arbeiten für ein Luxus-Wohnquartier beginnen. Das Projekt verzögert sich etwas, so dass noch ein letztes Mal Platz für das Volksfest ist. Ein neuer Festplatz ist noch nicht gefunden.

Post

Zwei neue Postfilialen werden in diesem Jahr in Steglitz-Zehlendorf eröffnen: am 10. Februar in der Birkbuschstraße 20 und am 19. Februar in der Enzianstraße 1.

Wirtschaft

Die Wirtschaftsförderung hat seit dem 1. Januar von der Berlin Partner GmbH einen neuen Mitarbeiter für den Bereich "Unternehmensservice" zur Verfügung gestellt bekommen. Dieser ist der direkte Ansprechpartner für die Firmen im Bezirk. Er wird sich um Probleme, wie Fachkräftemangel, kümmern und bei der Lösung mit dem Land Berlin zusammenarbeiten. Der Bezirk will außerdem die Pläne für ein Technologie-Zentrum auf dem Gelände des ehemaligen amerikanischen Krankenhauses (Fabeckstraße) vorantreiben. Dort sollen mehrere wissenschaftliche Einrichtungen zusammenarbeiten.

Krankenhaus

Um die Zukunft der Charité-Klinik Benjamin Franklin wird auch 2010 weiter diskutiert werden. Bleibt das Universitätsklinikum im Charité-Verbund oder wird es herausgelöst und an die Freie Universität als wichtige Säule der Hochschulmedizin gebunden? Oder übernimmt der Klinikkonzern Vivantes die Krankenversorgung in Steglitz? Eine Antwort wird 2010 erwartet.

Service

Bibliothek

Leser der Stadtbibliothek im "Schloss"-Einkaufszentrum an der Grunewaldstraße können künftig ihre Bücher selbst ausleihen und wieder abgeben. Dazu werden Automaten ähnlich wie bei der Flaschenrückgabe aufgestellt, in die die Bücher mit dem Leserausweis gelegt und verbucht werden.

Bürgerämter

Um noch kundenfreundlicher zu werden, können Termine in den Bürgerämtern in der Gallwitzallee in Lankwitz sowie in den Rathäusern Steglitz und Zehlendorf bald über das Internet gebucht werden.