Damit hatte die gebürtige Schwarzafrikanerin Florence-Addo Gerth nicht gerechnet. Dass sie Zwillinge auf die Welt bringen würde, das wusste die 35-Jährige. Auch, dass es zwei Jungen sein werden. Aber dass ein Baby eine schwarze Hautfarbe und das andere eine helle Hautfarbe haben wird, das hat die Mutter dann doch sprachlos gemacht. Noch jetzt, sechs Tage nach der Geburt ihrer beiden Söhne Leo (schwarze Haut, dunkle Augen, schwarze Haare, 2606 Gramm schwer, 50 Zentimeter groß) und Ryan (weiße Haut, blaue Augen, schwarze Haare, 2650 Gramm schwer, 49 Zentimeter groß) kann die Mutter ihre Gefühle und ihr Glück kaum in Worte fassen. Für den hellhäutigen Vater Stephan Gerth (40, aus Potsdam) war es zwar auch „eine echte Überraschung“, aber ihm ist vor allem wichtig, dass alle gesund sind.
Überraschung im Kreißsaal
Als Florence-Addo Gerth am vergangenen Freitag, dem 11. Juli, frühmorgens ins Oskar-Ziethen-Krankenhaus des Sana-Klinikums Lichtenberg kam, um per Kaiserschnitt zu entbinden, da ahnte noch niemand die medizinische Sensation. Ultraschallbilder verraten vieles, aber keine Hautfarbe. Oberärztin Birgit Weber war dabei, als die zweieiigen Zwillinge um 8.41 Uhr zur Welt kamen. Der Kaiserschnitt war nötig wegen der ungünstigen Lage der Babys, erzählt die Frauenärztin. „Zuerst haben wir ein Kind geholt mit einer hellen Hautfarbe, dann ein Kind mit deutlich dunkleren Hautfarbe“, sagt sie. Sie selbst arbeite schon fast 20 Jahren in der Klinik, habe schon Tausende Kinder auf die Welt geholt. Aber so etwas habe sie auch noch nicht erlebt.
Angeblich soll ein solcher Fall nur eins zu einer Million Mal vorkommen. Der Bonner Humangenetiker Professor Peter Propping, ehemaliger Direktor des Instituts für Humangenetik an der Bonner Universität, glaubt, dass es solche Zufälle sogar noch seltener gibt. Ihm ist nicht einmal eine wissenschaftliche Abhandlung zu schwarz-weißen Zwillingen bekannt. „Das ist in Deutschland extrem selten“.
Mutter Florence-Addo Gerth hat eine schwarze Hautfarbe, sie stammt aus Ghana (Westafrika). Vater Stephan Gerth ist hellhäutiger Deutscher. Der Forscher Peter Propping erklärt das genetische „Schachbrett-Kuriosum“ damit, dass die Mutter in ihrer Ahnenreihe weiße Vorfahren gehabt haben müsste. Denkbar sei aber auch, dass der Vater in seiner Familie schwarze Vorfahren hatte.
Florence-Addo Gerth glaubt indes nicht an einen Zufall, sondern an eine höhere Macht. „Gott hat es entschieden, dass meine Kinder verschiedene Hautfarben haben“, sagt die gläubige Protestantin.
Nicht nur die Hautfarbe ist bei den Jungs unterschiedlich. Schon jetzt merkt die Mutter die verschiedenen Charaktere: Ryan, der mit der weißen Haut und den blauen Augen, ist der temperamentvolle Typ. „Wenn er Hunger hat, ist er kaum zu bremsen“, erzählt die Mutter.
Brüderchen Leo (schwarze Haut, dunkle Augen) ist eher der ruhigere Typ. Selbst den Medienrummel um seine kleine Person lässt Leo gelassen über sich ergehen und kuschelt sich an sein Brüderchen. Auch für das Krankenhaus sind die Zwillinge eine Sensation. Ärztin Birgit Weber berichtet: „Die Leute kamen aus allen Ecken angerannt, um die Babys anzusehen.“ Auch Randy, der 18-jährige Bruder der beiden Jungs, ist stolz über die „bunte Mischung“.
Von blöden Bewerkungen will sich Vater Stephan Gerth nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Wir sind Berliner und dumme Fragen gewohnt“, sagt er. Für ihn spiele die Hautfarbe ohnehin keine Rolle. Und Mutter Florence-Addo Gerth freut sich vor allem auf das Zuhause. Am Freitag darf sie die Klinik verlassen. Daheim hat sie schon das Kinderzimmer fü