Nach der Empörung, die die Darstellung von Adolf Hitler im einzigen deutschen Wachsfiguren-Kabinett von Madame Tussauds in Berlin ausgelöst hat, droht neuer Ärger. Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl zeigte sich der „Bild“-Zeitung gegenüber verwundert darüber, als Wachsfigur in der Ausstellung zu stehen. „Ich habe dazu nie mein Einverständnis gegeben.“
Der frühere Bundeskanzler hat dem Bericht zufolge zwar im Vorfeld Kontakt mit den Ausstellungsmachern gehabt, sein Einverständnis aber an bestimmte Bedingungen geknüpft. So habe er ein gewisses Mitspracherecht haben wollen. Kohl habe zwar sein grundsätzliches Einverständnis zur Aufstellung eines Wachs-Doppelgängers gegeben, wollte aber laut „Bild" erst seine Zustimmung zu der Figur geben müssen, bevor sie ausgestellt wird. Zudem hätte er auch um Rücksicht auf seinen Genesungsprozess gebeten. Der Alt-Kanzler erholt sich seit Monaten von Verletzungen nach einem schweren Sturz. „Das ist alles sehr unseriös, da fehlt jeder Anstand. Ich gebe die Sache meinem Anwalt“, sagte er der Zeitung. „Ich übergebe die Sache meinem Anwalt.“
Die Berliner Tussauds-Managerin Susanne Keller sagte der Zeitung: „Wir bekommen unsere Figuren aus London. Die arbeiten sauber. Ich gehe davon aus, dass Kohl sein Einverständnis gegeben hat.“
Das Kabinett in Berlin eröffnet heute als weltweit achte Dependance von Madame Tussauds in der Straße Unter den Linden. Im Gegensatz zu den übrigen 74 Exponaten dürfen die Besucher die Plastik Adolf Hitlers nicht fotografieren oder berühren. 10,5 Millionen Euro wurden in die Ausstellung investiert, die auf 2500 Quadratmetern und zwei Etagen Figuren aus Politik, Sport und Showbusiness zeigt. Unter den nachgebildeten Persönlichkeiten sind Marlene Dietrich, Albert Einstein, Sigmund Freud und die Beatles sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Nina Hagen, Günther Jauch und Brad Pitt und Angelina Jolie. Die Verantwortlichen rechnen mit mindestens 300.000 Besuchern pro Jahr.