Mobiles Bezahlen

Mastercard greift Berliner Start-ups an

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Jürgen Stüber

Foto: Mastercard

Das Kreditkarten-Unternehmen Mastercard drängt in den Markt für mobile Bezahllösungen, den zwei Berliner Start-ups gerade erobern wollen.

Das Kreditkarten-Unternehmen Mastercard will Kartenzahlungen ohne Kreditkarten ermöglichen und startet dazu „Master Pass“. Dabei handelt es sich um einen digitalen Bezahlservice, der Verbrauchern das Bezahlen mit einer beliebigen Karte oder einem Smartphonem, Tablet oder einem PC ermöglicht.

Das öffnet eine völlig neue Dimension des Einkaufens: Der Kunde ordert und bezahlt mit seiner Smartphone-App, noch während er in der Schlange ansteht, ein Menü im Fastfood-Restaurant. Oder er scannt im Möbelhaus das Foto eines Schrankes ein und erhält ihn direkt an der Warenausgabe.

Doch das ist noch Zukunftsmusik: Die neue Technologie soll Ende März in Australien und Kanada, im Laufe des Frühjahrs in den USA und Großbritannien, im Laufe des Jahres in weiteren europäischen Ländern und – wie es in Unternehmenskreisen heißt – Anfang 2014 auch in Deutschland eingeführt werden.

Kreditkartendaten liegen in der Cloud

Der Kunde von „Master Pass“ hinterlegt Zahlungs- und Versandinformationen einmal bei seinem Kreditinstitut, das den Dienst des Kartenanbieters unterstützt, und registriert sich dort. Diese Daten werden in der Internet-Cloud gespeichert.

An der Ladenkasse startet er die Master-Pass-App auf seinem Smartphone und hält dieses kurz an das Lesegerät des Händlers. Dabei wird der Rechnungsbetrag abgebucht. Hier wird eine NFC (Near Field Communication) genannte, drahtlose Übertragungstechnik genutzt, mit der einige Android-Smartphones bereits ausgestattet sind. Dieser Check-out-Prozess ist auch bei Onlinekäufen möglich, ohne dass Zahlungs- und Versandinformationen erneut eingegeben werden müssen. Damit tritt Mastercard in Konkurrenz zu PayPal, die eine vergleichbare Online-Bezahlmethode anbieten.

Digitale Brieftasche vereinfacht das Bezahlen

Darüber hinaus plant das Unternehmen Lösungen für eine digitale Brieftasche („Connected Wallets“). Verbraucher können die Informationen ihrer Zahlkarten und Adressdaten in einer sicheren Cloud ablegen und dann damit bargeldlos bezahlen.

Die mobilen Bezahlangebote der Berliner Start-ups Payleven und SumUp beschränken sich zurzeit auf Kombinationen aus Apps und Kreditkarten-Lesegeräten. Ihr schwedischer Mitbewerber iZettle verfährt entsprechend.

iZettle, an dem unter anderem die Kreditkartenunternehmen Mastercard und American Express beteiligt sind, und Payleven bieten bereits Lesegeräte an, in die der Kunde beim Bezahlen seine Geheimzahl (Pin) eingeben kann. SumUp bereitet die Einführung eines solchen Geräts vor.

SumUp Pay erkennt den Kunden am Smartphone

SumUp geht einen Schritt weiter und plant noch für dieses Jahr die Einführung von „SumUp Pay“. Hier genügt es, dass der Kunde eine Smartphone-App aktiviert hat, die ihn an der Kasse authentifiziert. Der Händler sieht das auf seinem Smartphone oder Tablet und kann die Abbuchung mit einem Klick veranlassen. Der Kunde muss bei dieser Bezahlvariante, die für kleinere Beträge für Fastfood oder Getränke gedacht ist, sein iPhone nicht einmal aus der Tasche holen.

Payleven-Geschäftsführer und Mitgründer Alexander Zumdieck sagte: „Wir freuen uns, dass wir mit unserem Chip&Pin-Gerät jetzt die führende Lösung für mobile Kartenzahlungen anbieten können. Natürlich arbeiten wir parallel an weiterführenden spannenden Lösungen rund um das Thema Mobile Payment und werden dazu neue Produkte auf den Markt bringen.“ In Unternehmenskreisen heißt es, die NFC-Lösungen steckten noch in den Kinderschuhen.

Stefan Jeschonnek, Mitgründer von SumUp, sagte: „Wir sehen unseren großen Vorteil darin, dass wir das bekannte ,Henne-Ei-Problem’ von Mobile Payments mit ,SumUp Pay’ von Anfang an lösen werden. Wir werden auf eine bereits existierende SumUp-Händlerbasis von Zehntausenden von Händlern aufsetzen und damit eine hohe Dichte an Akzeptanzstellen in ganz Europa von Beginn an sichern können.“ Er erwartet, dass Anwednungen scheitern werden, denen diese Akzeptanz fehlt.