Berliner Start-up

Wooga erfindet iPhone-Spiele der nächsten Generation

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Jürgen Stüber

Mit vier neuen Spielen will das Berliner Unternehmen Wooga den mobilen Markt erobern. 50 Millionen Fans weltweit hat das Start-up schon.

Der Berliner Entwickler von Online-Spielen, Wooga, kündigt vier neue Spiele für iPhones, iPads und Facebook an. Sie sollen in den nächsten Wochen auf den Markt kommen. Die Strategie des mit Facebook groß gewordenen Unternehmens richtet sich auf den mobilen Markt. 15 Millionen Wooga-Nutzer kommen über Facebook auf die Plattform.

Wooga ist eines der erfolgreichsten Berliner Internet-Unternehmen. Die vor vier Jahren gegründete Firma zählt monatlich weltweit 50 Millionen aktive Nutzer – 70 Prozent sind Frauen. Wooga-Spiele erscheinen in 20 Sprachen. Gründer und Geschäftsführer Jens Begemann sagte, Wooga schreibe mittlerweile schwarze Zahlen. Details nannte er nicht. Wooga beschäftigte zum Jahreswechsel 280 Mitarbeiter aus 40 Nationen. Die Beschäftigtenzahl hat sich damit im Jahr 2012 verdoppelt.

Als Begemann das Unternehmen gründete, fragte er sich, warum Menschen zwar jeden Tag Musik hören, aber nur gelegentlich am Computer spielen. Die Antwort: Herkömmliche Spiele brauchen zu viel Zeit und sind an einen lokalen Computer gebunden. Er erklärte es zu seinem Ziel, das zu ändern. „Spielen ist ein menschliches Bedürfnis“, sagt er. Und das will er mit Kreationen aus seinem Hause stillen. Schnell, mobil und sozial müssen die Spiele der Zukunft sein. Das seien die Grundvoraussetzungen dafür, dass der Nutzer (mehrmals) täglich zu dem Spiel greife.

Hälfte des Umsatzes mit mobilen Spielen

Das Wichtigste ist die Mobilität. „Der Wechsel zu dieser Ära ist abgeschlossen“, sagt Begemann. Vor 15 Monaten sei mit „Diamond Dash“ das erste Spiel für die mobilen Geräte iPad und iPhone erschienen. Heute erwirtschaftet Wooga mit mobilen Angeboten ungefähr die Hälfte seines Umsatzes. Begemann rechnet damit, dass mobile Angebote weitere zehn Jahre der wichtigste Markt seines Unternehmens bleiben werde.

Neue Technologien brauchen Zeit, sagt er. „In den 80er-Jahren war der PC Standard. 15 Jahre hat es gedauert, bis sich die Maus und mit Windows 95 die grafische Benutzeroberfläche durchsetzte.“ Touchscreens folgten vor knapp zehn Jahren. Und momentan durchdringen Smartphones den Markt. Und danach? Werden wir Spezialbrillen tragen, die uns eine um die Internet-Dimension erweiterte Realität zeigen werden? Prototypen gibt es ja bereits.

Klassiker „Monster World“ für kleinen Bildschirm

Das Gärtnerspiel „Monster World“ kommt am 21. März für iPhone und iPad auf den Markt. Es erschien vor drei Jahren zum ersten Mal als Browsergame für stationäre Computer und schafft es bis heute in die Top 30 der Computerspiele. In die mobile Variante sei das übernommen worden, was den Leuten an der Web-Version gefallen habe.

Das Spiel hat ein von Grund auf neues Design erhalten, wurde reduziert, damit es auf dem kleinen Bildschirm funktioniert, und der Gewohnheit der mobilen Nutzer entsprechend wurde es beschleunigt. Die Pflanzen wachsen schneller als gewohnt. „Monster World“-Spieler kauften übrigens bisher mehr als 100 Millionen digitale Zauberstäbe und machen Wooga damit zur weltweit größten Zauberstabfabrik. Über Facebook Connect können sich die Spieler auf iPhone oder iPad miteinander verbinden und gemeinsam spielen.

Im Strategie-Spiel „Kingsbridge“ geht es um ein Verteidigungsszenario. Man besitzt eine Burg samt Wehranlagen und Truppen, die einem von anderen Spielern streitig gemacht wird. Wer sich am besten vor Angriffen schützt, gewinnt. Dieses Spiel erscheint im April 2013 und richtet sich an erfahrenere Gamer.

Bei „Pocket Village“, einem Spiel, das ausschließlich für mobile Plattformen entwickelt und für den kleinen Bildschirm optimiert wurde, geht es um eine Zwergenwelt. Hier gewinnt, wer erfolgreich mit Zwergenwaren, wie Beeren und Säften, handelt. Es kommt am 11. April auf den Markt. Tester seien von dem Spiel so begeistert gewesen, sagte Begemann, dass sie es in der Erprobungsphase täglich 20-Mal gespielt hätten.

Auf der Suche nach dem ermordeten Vater

Mit der vierten Neuerscheinung will Wooga das Geschichtenerzählen neu erfinden. Im Hidden-Objects-Spiel „Pearl’s Peril“ geht es um eine Frau, die den mysteriösen Tod ihres Vaters aufklären will. Sie reist von Etappe zu Etappe. An jeder Station gibt es eine Aufgabe, die gelöst werden muss, indem das Geheimnis versteckter Objekte entschlüsselt werden muss.

Die Spannung wird dadurch künstlich verlängert, dass dem Spieler – wie bei einer TV-Serie – jede Woche eine neue Aufgabe gestellt wird, für deren Lösung er dann Zeit hat, bis er das nächste Thema erhält. Geschrieben wurde die Geschichte von Steven Elliot Altman. Die Szenen sind handgezeichnet.

Julien Codorniou, der Europa-Verantwortliche für Spiele-Partnerschaften bei Facebook, lobte die visionäre Kraft des Berliner Anbieters. Wooga sei das erste Unternehmen in Europa gewesen, das die Möglichkeiten mobiler Spiele erkannt habe. Wooga sei ein wichtiger Facebook-Partner und ein außergewöhnliches Unternehmen, sagte er. Das Lob wundert nicht, schließlich kommunizieren 15 Millionen Wooga-Nutzer über das soziale Netzwerk miteinander.