Stechmücken

Was juckt hier denn so?

| Lesedauer: 4 Minuten
Franziska Langhammer

Foto: Babette Reiche / BM Infografik Grafik, Karin Sturm

Im Sommer könnte es am See so wunderbar sein. Man liegt nach dem Schwimmen auf dem Handtuch. Doch dann ist da eine Kleinigkeit, die das Ausruhen schwer macht: Die Stechmücken. Wird man gestochen, juckt es meist ganz fürchterlich. Aber warum eigentlich?

Jeder von uns kennt dieses zarte, nervige Geräusch – das am allermeisten dann nervt, wenn man in einer warmen Sommernacht bei offenem Fenster im Bett liegt. Und plötzlich macht es ssssssss, es summt, ganz dicht am Ohr. Dann hört es plötzlich auf und man weiß genau: Jetzt macht es grad irgendwo „piiiiks“, ohne dass man es merkt. Und spätestens morgen juckt es. Dann hattest du Besuch von einer Mücke.

Stechmücken surren gern an Flüssen und Seen herum und piken uns – zum Beispiel in Arme und Beine. Danach wird es gemein: Der Mückenstich juckt! Manchmal sogar über mehrere Stunden. Das nervt.

Weil Mücken so klein sind, bemerken wir oft erst gar nicht, wenn eine von ihnen unsere Haut mit ihrem Mini-Rüssel anritzt. Das Piken machen übrigens nur die weiblichen Stechmücken. Sie brauchen das Blut, um Eier bilden zu können.

Wenn die Mücke fertig ist, geht es bei uns los

Ist die Haut angeritzt, taucht das Insekt seinen Rüssel hinein und schlürft etwas Blut heraus. Während die Mücke vor sich hin nuckelt, gibt sie Speichel ab. In der Spucke sind Stoffe, die dafür sorgen, dass unser Blut flüssig bleibt. So kann das Tier besser saugen.

Ist die Mücke fertig damit, macht sie sich davon. Und bei uns geht es dann erst richtig los! Unser Körper bemerkt das Sekret der Mücke als fremden Stoff in der Haut.

Diese reagiert meist sofort allergisch. Das heißt: Sie schwillt an und wird rot.

Gleichzeitig schüttet unser Körper Stoffe aus, die Alarm schlagen. Nach dem Motto: Achtung, fremde Eindringlinge! Die Info wird weitergeleitet über Nervenzellen, die in unserem ganzen Körper verbreitet sind. So dringt die Botschaft bis zum Gehirn vor.

Das Gehirn gibt den Befehl: Kratzen!

Und das gibt dann den Befehl: Kratzen! Und wir? Tja, wir können dann gar nicht anders – wir müssen uns dort, wo die Mücke genuckelt hat, kratzen. Und wenn es dann kribbelt und juckt, möchte man eigentlich dauernd kratzen. Immer weiter. Und irgendwie juckt es dann meist sogar noch mehr. Und wird wärmer.

Dabei ist das Kratzen gar nicht gut, ihr könnt euch sicher schon denken, warum: Mit den Fingernägeln schürft man die oberen Schichten der Haut auf und kann sich dabei verletzen. Durch diese kleinen Hautabschürfungen können, wenn es blöd läuft, Keime in die Haut hineingelangen und die kann sich dadurch dann sogar entzünden und dann wird’s alles nur noch schlimmer.

Ein guter Tipp ist: Klopfen statt kratzen. Am besten klopfst du mit der ganzen Hand auf die Stelle, die juckt. Schlau ist auch ein Trick, den Babys draufhaben. Ärzte haben herausgefunden, dass Babys sich kneifen, wenn es juckt. Was auch hilft: Kaltes Wasser über die juckende Stelle laufen lassen oder sie mit einer kühlenden Salbe eincremen.

Hilft Spucke nun – oder nicht?

Sehr umstritten ist es, ob Spucke draufmachen hilft. Eigentlich gilt Spucke als Allzweckwaffe bei allen Arten von Verletzungen: Unser Speichel kühlt und enthält tatsächlich zahlreiche Stoffe, die sich günstig auf eine Wunde auswirken können – sie wirken schmerzstillend, töten Keime ab und beschleunigen die Wundheilung. Aus diesem Grund heilen Verletzungen im Mundraum häufig auch wesentlich schneller ab als an der Hautoberfläche.

Andererseits gibt es ja auch in unserem Mund viele Bakterien, die als Keime in die möglicherweise aufgekratzte Haut eindringen können. Schwierig also. Aber es juckt doch so...

„Dass wir kratzen, sobald es juckt, ist übrigens ein Reflex“, sagt die Ärztin Claudia Zeidler von der Juckreizambulanz des Uniklinikums Münster. Wir können also gar nicht schnell genug denken, da hat unser Körper schon reagiert. „Das Kratzen gibt uns erst mal ein gutes Gefühl“, erklärt die Ärztin. „Der Schmerz durch das Kratzen lenkt uns ab vom Jucken.“ Eine Lösung ist das aber natürlich nicht – am besten ist es, im Sommer, wenn es richtig warm ist, nach einem Mückenstich am See einfach noch mal ins kühlende Wasser zu springen. Das hilft garantiert – und macht noch dazu Spaß.

( dpa/bk )